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Published Online:https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000064

Lesen und Schreiben zu lernen ist ein sehr komplexer Vorgang, da dabei viele verschiedene Bereiche ineinandergreifen. Lesen und Schreiben lernen Kinder nur dann, wenn sie spezielle Wahrnehmungsfähigkeiten entwickelt haben und dadurch sensorische Integrationsleistungen vollziehen können. Auch psychische Komponenten wie Motivation und Selbstkonzept sowie Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit, Konzentration und Kognition spielen eine Rolle. Gelingender Schriftspracherwerb ist ohne sprachliche Vorkenntnisse, die Kinder bis zum Schuleintritt implizit erwerben, nicht möglich.

Dieses Bündel an hochkomplexen Anforderungen stellt für alle Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung dar. Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler haben zusätzliche Hürden zu überwinden.

In diesem Beitrag werden zunächst kurz Struktur und Merkmale der deutschen Schriftsprache und die für den Schriftspracherwerb notwendigen speziellen Wahrnehmungsfähigkeiten und Integrationsleistungen erläutert. Die zusätzlichen Anforderungen, die sich für Schülerinnen und Schüler ergeben, deren Erstsprache

1Mit Erstsprache ist hier die Sprache gemeint, die ein Kind als erstes lernt. Kinder können auch mehrere Erstsprachen haben, wenn diese von klein auf an gleichzeitig gelernt werden.

nicht Deutsch ist, werden besonders hervorgehoben.

2In diesem Beitrag kann nicht auf alle Anforderungen, die sich für den Schriftspracherwerb – besonders von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern – ergeben, eingegangen werden. Wichtige Bereiche werden exemplarisch dargestellt.

Abschließend werden Eckpunkte eines sprachsensiblen Anfangsunterrichts für mehrsprachige Lerngruppen und methodische Konsequenzen skizziert.

Literatur