Handlungskompetenzen im Prozess der Beobachtung mit zwei unterschiedlichen Beobachtungsverfahren
Abstract
Die Beobachtung kindlicher Bildungs- und Entwicklungsprozesse hat zentrale Funktion für das pädagogische Handeln. Dieser Artikel präsentiert Ergebnisse einer qualitativ-interpretativen Untersuchung, die der Frage nachgeht, welche Kompetenzen das Handeln pädagogischer Fachkräfte im Beobachtungsprozess leiten. Im Anschluss an Erpenbeck und Rosenstiel (2003) wurde implizites Wissen als zentrales Element von Handlungskompetenz angesehen und unter Anwendung der Dokumentarischen Methode rekonstruiert. Dazu wurde untersucht, wie Erzieherinnen Beobachtungen mit den Methoden „Bildungs- und Lerngeschichten“ resp. der „Entwicklungstabelle“ von Beller & Beller (2006) auswerten und welche Schlussfolgerungen für die Unterstützung kindlicher Bildungsprozesse sie ziehen. Es ließen sich keine verfahrensübergreifend einheitlichen Orientierungen „kompetenten“ Beobachtungshandelns heraus arbeiten. Statt dessen zeigten sich vier Kompetenzdimensionen. Die Darstellung der Ergebnisse fokussiert auf die Kompetenzdimensionen, die Erzieherinnen mit unterschiedlicher Berufs- und Weiterbildungserfahrung zeigen und legt Schlüsse hinsichtlich notwendiger Kompetenzen nahe. „Beobachtungskompetenz“ erweist sich als Kompetenz zum reflexiven und selbstorganisierten Handeln hinsichtlich dieser Dimensionen.
Assessment of early learning and development has a key function for pedagogical work in early education. The article presents findings of a qualitative-interpretative study that aimed to clarify the question what competencies and orientations are guiding pedagogical staffs’ action in the assessment process. In line with German competency theory by Erpenbeck and Rosenstiel (2003), implicit knowledge is regarded a central element for action competence and is therefore reconstructed using “documentary method” for analysis. The practice of teachers’ assessment using two structured approaches called “Bildungs- und Lerngeschichten” and “Beller-Entwicklungstabelle” was studied. The focus was on the practice of teachers analysing their own observations and drawing conclusions for their pedagogical work of supporting children’s learning. There were no orientations that were homogeneous across the different assessment approaches. Instead, four dimensions of competencies could be differentiated. The results focus on these competence dimensions and on strategies teachers with varying professional expertise and varying training expertise applied. Assessment competence appears to include the ability for reflective and self-organised action concerning these dimensions.
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