Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit und das Auftreten von beruflichen Gratifikationskrisen bei Kita-Mitarbeiter/innen in Deutschland
Ausgewählte Ergebnisse der AQUA-Studie
1 Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Fkz 01NV1103). Die Verantwortung für den vorliegenden Artikel liegt bei den Autoren. Projekt-Homepage: www.aqua-studie.de
Abstract
Politische und gesellschaftliche Veränderungen im System der Kindertageseinrichtungen haben deutliche Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Fachkräften und stellen diese vor immer neue Aufgaben und Herausforderungen, welche oftmals als Belastung wahrgenommen werden. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Zusammenhänge zwischen den Arbeitsbedingungen und der Arbeitszufriedenheit des Kita-Personals aufzuzeigen. Des Weiteren wird das Auftreten beruflicher Gratifikationskrisen untersucht, welche entstehen, wenn die berufliche Anstrengung der Mitarbeiter/innen die wahrgenommene Belohnung übersteigt. Die hier berichteten Ergebnisse basieren auf Daten der AQUA-Studie („Arbeitsplatz und Qualität in Kitas“), einer bundesweiten, repräsentativen Fragebogenuntersuchung, für die N = 6.606 frühpädagogische Fachkräfte befragt wurden. Als Erhebungsinstrumente wurden u. a. das Verfahren zur Effort-Reward Imbalance (ERI, Siegrist et al., 2004) und die Skalen zur Messung der Arbeitszufriedenheit von Neuberger & Allerbeck (1978) verwendet. Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen wurde aus den Daten der befragten Fachkräfte ein Index erstellt, der es erlaubt, die Rahmenbedingungen in drei Gruppen (gut, mittel und schlecht) einzuteilen. Zudem wurden als besondere Rahmenbedingungen die Qualität und das Ausmaß der Unterstützung der Leitung durch den Träger der jeweiligen Einrichtung in den Blick genommen. Es zeigte sich, dass die Arbeitsbedingungen von den Kita-Mitarbeiter/innen im Allgemeinen eher als schlecht wahrgenommen werden. Bei einem Großteil (71,7 %) der befragten Fachkräfte tritt zudem eine berufliche Gratifikationskrise auf. Dieser Anteil ist bei den Kita-Leitungen deutlich höher als bei Fachkräften ohne Leitungsfunktion. Dennoch sind die meisten Fachkräfte mit ihrer Arbeit an sich relativ zufrieden. Gute Arbeitsbedingungen gehen mit höherer Arbeitszufriedenheit und einer geringeren Stressbelastung einher. Darüber hinaus ist die Unterstützung des Trägers eine bedeutende Ressource für die Leitungen.
2This project was funded by the Federal Ministry of Education and Research (Fkz 01NV1103). The authors assume responsibility for the content of this paper. Homepage: www.aqua-studie.de.
Political and social changes in the early childhood education and care system can have major effects on pedagogical staff and their working conditions. Professionals continually have to meet new challenges, which are often perceived as job-related stress. This study aimed at analyzing correlations between working conditions and staff job satisfaction and investigating the balance or imbalance of perceived efforts and rewards. An imbalance occurs when high-level efforts are considered to generate low-level rewards. Likely consequences of such working conditions are recurrent negative emotions and poor health. From August 2011 to May 2014, the research project AQUA (Arbeitsplatz und Qualität in Kitas – Workplace and Quality in Children's Centers) was conducted at the State Institute of Early Childhood Research in Munich. The nationwide, representative study examined the working conditions of pedagogical staff (N = 6,006) using questionnaires. General job satisfaction was measured by means of an instrument developed by Neuberger and Allerbeck (1978). Siegrist and colleagues’ (2004) model of effort-reward imbalance (ERI) was used to measure job-related stress. From the participants' answers regarding their working conditions, an index was established that permitted categorization into three groups: good, fair, and poor. The quality and extent of the provider's support for the directors of daycare centers was also taken into consideration. Results indicate that working conditions are generally rated as quite poor. Most of the staff (71.7%) – particularly daycare center directors – experience an imbalance between their efforts and the rewards received. Nevertheless, most of the staff are relatively content with their work. Working under good conditions is associated with higher job satisfaction and less job-related stress. Furthermore, the support of the institution proved to be very important for the daycare center directors.
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