Mit welchen diagnostischen Verfahren wird in Grundschulen Sprachförderbedarf festgestellt?
Eine bundesweite Bestandsaufnahme
Abstract
Zusammenfassung. Basierend auf Daten der IQB-Ländervergleichsstudie 2011 (Stanat, Pant, Böhme & Richter, 2012) wird der Frage nachgegangen, welche diagnostischen Verfahren gegenwärtig bundesweit an den Grundschulen zur Feststellung sprachlichen Förderbedarfs genutzt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schulen hierbei sehr unterschiedlich vorgehen und eine Vielzahl verschiedener Verfahren einsetzen. Zusätzlich wird betrachtet, inwiefern die genutzten Verfahren (1) für das Grundschulalter entwickelt wurden, (2) auf Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache fokussieren, (3) mündliche oder schriftliche Sprachkompetenzen erfassen und (4) testtheoretischen Gütekriterien genügen. Diese Differenzierung verdeutlicht etwa, dass an vielen Grundschulen ausschließlich Verfahren eingesetzt werden, die auf die Erfassung schriftsprachlicher Kompetenzen zielen. Abschließend werden die zentralen Befunde des Beitrags mit Blick auf die Forschungsliteratur diskutiert.
Abstract. On the basis of data from the IQB National Assessment Study 2011, we determine which diagnostic instruments are currently used in elementary schools throughout Germany to identify need for language support. Our results show that schools proceed very differently while using a variety of different instruments. Furthermore, we consider whether the instruments (1) were developed for elementary school age, (2) are focused on children with a non-German mother tongue, (3) assess oral or written language proficiency, and (4) meet quality criteria of test theory. This differentiation illustrates, for example, that many schools are exclusively using instruments addressing written language proficiency. Finally, the main results of the article are discussed with reference to the research literature.
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