Abstract
Zusammenfassung: Es wurde zum einen die Annahme überprüft, daß Frauen seltener als Männer eine Promotion in Angriff nehmen. Zum anderen wurde im Sinne des Handlungsphasenmodells von Heckhausen (1989) und Gollwitzer (1991) untersucht, inwieweit Geschlechtsunterschiede in der Promotionsabsicht auf Unterschiede in der erwarteten Realisierbarkeit (Selbstwirksamkeitserwartung; erwartete soziale Unterstützung) und Wünschbarkeit einer Promotion (erwartete Folgen der Promotion für die Selbstbewertung, die Fremdbewertung, die Verbesserung der Arbeitsmarktchancen; Anreize dieser Folgen; Tätigkeitsanreize) zurückgeführt werden können. Die Untersuchung wurde mit 99 Studierenden (47 Frauen und 52 Männer) höherer Semester in den Fächern Mathematik und Biologie durchgeführt, denen ein entsprechender Fragebogen zur Bearbeitung vorgelegt wurde. Die Promotionsabsicht war bei Frauen geringer ausgeprägt als bei Männern, was auf eine geringere Selbstwirksamkeitserwartung, auf die Erwartung einer weniger positiven Fremdbewertung der Promotion sowie auf eine geringere Attraktivität einer Universitätstätigkeit zurückgeführt werden konnte. Im Fach Mathematik, in dem der Frauenanteil an den Promovent/innen besonders niedrig ist, waren die Geschlechtsunterschiede deutlich stärker ausgeprägt als im Fach Biologie.
Summary: The present study deals with the question whether the intention to work on a PhD is lower for women than for men. Important psychological mechanisms were investigated that can be assumed to be responsible for the lower PhD-intention. To work on a PhD was considered as being an action in the sense of Heckhausen (1989) or Gollwitzer (1991), and processes were studied that play an important role in intention formation. Specifically, gender differences in the expected realizability (self-efficacy, expected social support) and desirability (expected consequences of a PhD on self-evaluation, evaluation by others, and employment chances; values of these effects, intrinsic value of working on a PhD) were investigated. For the study 99 graduate students of biology and mathematics (47 women and 52 men) filled out the questionnaires. Results show that the intention to work on a PhD was lower for women than for men, an effect that could be attributed to self-efficacy, expected evaluation of a PhD by other persons and attractiveness of a university job being lower for women than for men. Most gender differences were more pronounced for mathematics than for biology.
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