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Übersichtsarbeit

Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit – Risiken und Möglichkeiten bei Frauen mit einer bipolaren affektiven Störung

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930.66.6.475

Für Frauen mit einer bipolaren Erkrankung sind Schwangerschaft und Postpartumperiode mit einem erhöhten Risiko für neue, vor allem depressive Episoden verknüpft. Oftmals bleiben diese Episoden unerkannt, so dass die Symptomatik schwerer wird, unter Umständen sogar chronifiziert, und Mutter und Kind einem unnötigen Risiko aussetzt. Auf der anderen Seite muss in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft berücksichtigt werden, dass jede medikamentöse Behandlung das Kind gewissen Risiken aussetzt, so dass einer Entscheidung für oder gegen eine Pharmakotherapie der bisherige Krankheitsverlauf und die Schwere der aktuellen sowie vorangegangener Episoden zugrunde gelegt werden sollten. Die Planung der Schwangerschaft ist dabei unabdingbar, denn die Organogenese ist zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Schwangerschaft für die meisten Organe schon so weit vorangeschritten, dass teratogene Schäden bedingt durch Psychopharmaka meist schon entstanden sind. Das bedeutet, dass man schon bei jungen Frauen mit affektiven Störungen, selbst wenn diese noch keinen Kinderwunsch haben, die Sensibilität für dieses Thema wecken muss, damit Schwangerschaften nicht ungeplant entstehen und Mutter und Ungeborenes nicht einem unnötigen Risiko ausgesetzt werden. Im Hinblick auf die „klassischen“ Phasenprophylaktika ist Lithium neben Lamotrigin eine der sichersten Substanzen, wobei letzteres nicht zur Prophylaxe einer Bipolar-I Störung geeignet ist und es Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schäden des Gesichtsschädels gibt. Valproinsäure birgt ein erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte, allerdings ist die Höhe dieses Risikos dosis- und darreichungsformabhängig. In Bezug auf eine antidepressive Therapie in der Schwangerschaft ist es wichtig, sich vor allem mit den perinatalen Komplikationen der Antidepressiva auseinanderzusetzen, denn bezüglich teratogenes Sicherheitsprofil sind die meisten Substanzen sicher, soweit das die bisherige Datenlage zeigt. Peri- und postpartal besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für affektive Störungen. Hier reicht das Spektrum von kurzen Auffälligkeiten, die ohne Behandlung wieder abklingen, bis hin zu schweren postpartalen psychotischen Störungen. Die Therapie richtet sich hier vor allem nach dem Stillwunsch der Mutter.

Pregnancy and the postpartum are times of increased risk for women with bipolar disorder to develop mood episodes, especially depressions that may require pharmacotherapy. If mood stabilizing agents are discontinued prior or due to pregnancy, the risk for relapse increases dramatically. On the other hand, there is no psychotropic drug that is completely risk-free for the unborn. Some mood stabilizing medications are teratogenic, others can cause severe perinatal complications. Thus, the decision whether to treat the pregnant women with psychotropic drugs is difficult to make. In this paper, the reproductive risks of mood stabilizing agents, antidepressants, neuroleptics and benzodiazepines for the fetus are reviewed. During the postpartum period severe mood disorders can occur. The signs and symptoms of these disorders are reviewed and therapeutic strategies are discussed.