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Übersichtsarbeit

Entwicklung in der integrierten psychoonkolgischen Versorgung

Auch bei standardisierter Erfassung psychosozialer Belastungen bleibt das Gespräch darüber zentral

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a001087

Zusammenfassung. Die standardisierte Erfassung der psychosozialen Belastung von Krebspatienten mit Kurzfragebogen, einem sogenannten Belastungsscreening, ist ein bedeutender Fortschritt in der psychoonkologischen Versorgung, um belastete Patienten besser zu erkennen. Allerdings soll das Gespräch über psychosoziale Belastung sowie über den Unterstützungsbedarf durch den Einsatz von Screeningfragebogen nicht ersetzt, sondern unterstützt werden. Denn der Einsatz eines Screeningfragebogens ist nur wirkungsvoll, wenn die Angaben des Patienten auch mit ihm besprochen werden, er mit Informationen versorgt und die Massnahmen entsprechend den Bedürfnissen des Patienten eingeleitet werden. Tatsächlich führt eine hohe Belastung nicht immer zu einer Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten. Es gilt von Seiten des Betreuungsteams diese Ablehnung zu akzeptieren, was je nach Situation schwierig sein kann. Jedoch besteht die Handlungsmöglichkeit des Behandlungsteams darin, im Gespräch mit den Betroffenen die Diskrepanz von hoher Belastung und fehlendem Unterstützungswunsch einzuordnen und darauf zu reagieren. Das Gespräch über psychosoziale Belastung hat die Funktion, eine Brücke zwischen standardisierten Angaben und dem subjektiven Erleben und Bedürfnissen des Patienten zu schlagen. Ein solches Gespräch muss nicht zwingend lange dauern, sondern es muss vor allem strukturiert und professionell geführt werden. Hierfür sind die Kommunikationsregeln der arzt- und patientenzentrierten Gesprächsführung hilfreich. Beispielhaft wird im Text aufgezeigt, was sich für die Besprechung des Belastungsthermometers, einem häufig verwendeten und validierten Kurzfragebogen, bewährt hat.


Standardized distress screening programs do not replace discussing distress and psychosocial care needs with patients

Abstract. Recommendations regarding the communication with the patient on the basis of the distress thermometer. In accordance with international standards, one of the high priority objectives is to introduce routine distress screening during cancer care in order to accurately identify those patients who are most in need of psycho-oncological treatment and to ensure that patients have access to appropriate supportive care services. The practice has been shown to increase the effectiveness of identifying comorbidities such as depression and anxiety, and to increase the number of referrals to psycho-oncological care. However, only a moderate proportion of the distressed patients also accepts referral to or utilizes psycho-oncological support. To optimize distress screening programs, patients’ supportive care needs should be addressed and discussed in routine clinical practice. The present manuscript offers recommendations regarding the actual communication with the patient on the basis of a screening tool such as the distress thermometer.