Abstract
Zusammenfassung.Hintergrund: Die ambulante Kinderkrankenpflege betreut schwerstkranke Kinder im Umfeld ihrer Familien. Über die Herausforderungen, vor die Pflegende durch ihre professionelle Rolle einerseits und die intime Arbeit inmitten der Familie andererseits im Hinblick auf die Beziehungsgestaltung gestellt sind, ist noch wenig bekannt. Ziel: Die Studie fragt nach dem Erleben des Spannungsfeldes von Nähe und Distanz von Pflegenden in der ambulanten Kinderkrankenpflege. Methode: Es wurden neun narrative Interviews mit Pflegenden aus der ambulanten Kinderkrankenpflege geführt, die mit dem Ansatz der interpretierenden Phänomenologie nach Spichiger und Prakke ausgewertet wurden. Ergebnisse: Die Hauptthemen „Ambulante Kinderkrankenpflege als spezielles pflegerisches Setting“, „Adaption in das Familiensystem“, „Nähe und Distanz als Professionalitätskriterium“, „Nähe und Distanz als ständige Gratwanderung“, „Umgang mit belastenden Situationen“ und „Zeitfaktor als wesentliche Komponente der Beziehungsgestaltung“ konnten identifiziert werden, um das Phänomen zu beschreiben. Schlussfolgerungen: Eine Sensibilisierung der Pflegenden für die Spezifika dieses Praxisbereichs während der Ausbildung sowie bei Eintritt in einen ambulanten Kinderpflegedienst kann helfen, sie auf ihren Einsatz vorzubereiten. Den Pflegenden muss Raum für Reflexion über ihre berufliche Rolle gegeben werden. Eine klare Vorstellung dieser Rolle in Zusammenhang mit Aufgaben- und Verantwortungszuständigkeiten scheint hilfreich. Womöglich stellt das Begriffspaar „Nähe und Distanz“ nicht die treffenden Pole der Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen dar.
Abstract.Background: Outpatient pediatric nursing makes it possible to care for seriously ill children in the environment of their families. Professional caregivers are facing specific challenges because of their work within the family and the 1:1 care. Objective: The study asks about experiencing the tension between proximity and distance of caregivers in outpatient pediatric nursing. Methods: Nine narrative interviews with pediatric nurses in the outpatient setting were conducted which were then analyzed following Spichiger und Prakke’s approach of interpretative phenomenology. Results: Thus the main topics “Outpatient pediatric nursing as a special nursing setting“, “Adaptation to the family system“, “Proximity and distance as criteria of professionalism“, “Proximity and distance as constant tightrope walk”, “Handling stressful situations“ and “Time factor as an essential component of the relationship structure“ could be identified to describe the phenomenon. Conclusion: Creating awareness for the specifics of this particular field of practice already during the training phase and when entering an outpatient nursery service can help to prepare them for their assignment. Caregivers should be given the space to talk about the relationship-work with the patients, in order to enable reflection of their professional role. A clear idea of that role with regards to who has to fulfill which tasks and issues of responsibilities seems to be helpful. Perhaps the term proximity and distance does not represent the pertinent poles of the relationship between nurses and caregivers.
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