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Originalarbeiten

Erprobung eines Zeitverarbeitungstrainings bei Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917.32.2.77

Zusammenfassung:Fragestellung: Ein Training der Zeitverarbeitung ist mittlerweile ein relativ weit verbreitetes Verfahren zur Behandlung von Störungen der Laut- und Schriftsprache, ohne dass dessen Wirksamkeit ausreichend belegt ist. In der vorliegenden Untersuchung wird der Frage nachgegangen, inwieweit ein Zeitverarbeitungstraining positive Auswirkungen auf Lese- und Rechtschreibleistungen ausübt. Methodik: In die Studie wurden 42 Kinder aus zwei 5. Klassen einer speziellen Schule zur Betreuung lese-rechtschreibschwacher Kinder einbezogen. Die Schüler der einen Klasse wurden der Trainingsgruppe (N = 21) und die der anderen der Kontrollgruppe (N = 21) zugeordnet. Das Training der Ordnungsschwelle (auditiv und visuell) und des Richtungshörens erfolgte über acht Wochen. Unmittelbar vor und nach der Behandlungsphase wurden bei allen Kindern neben Ordnungsschwelle und Richtungshören auch Lese- und Rechtschreibleistungen überprüft. Ein weiterer Retest wurde nach einem Zeitraum von sechs Monaten durchgeführt. Ergebnisse: Das Training führte zu einer deutlichen Verbesserung sowohl der visuellen als auch der auditiven Ordnungsschwelle. Hinsichtlich des Lesens und Rechtschreibens waren in der Therapiegruppe keine deutlicheren Fortschritte als in der Kontrollgruppe zu verzeichnen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen gegen spezifische Behandlungseffekte eines Zeitverarbeitungstrainings auf den Schriftspracherwerb. Es lassen sich zwar deutliche Verbesserungen der unmittelbar trainierten Leistungen, nicht jedoch Transfereffekte auf die Schriftsprache nachweisen. Ein Training von Ordnungsschwelle oder Richtungshören kann somit nicht zur LRS-Therapie empfohlen werden.


Examination of effects of a temporal processing training in children with reading and spelling problems

Summary:Objective: It has been suggested that training in temporal processing may significantly improve language processing and reading skills. However, improvement effects of training on language impairment or dyslexia have not been proven so far. In the present study a temporal processing training was evaluated. Method: The participants of the present study were 42 children (5th graders) of a special school for children with reading and spelling problems. Children of one class (n=21) were assigned to a training group (n=21), the other class to a control group. Children in the training group took part in a training program consisting of auditory and visual order threshold and sound localisation tasks, over a period of eight weeks. We determined the order thresholds, sound localisation ability and reading and spelling performance of all children before and after the training period. Six months later all subjects were re-tested. Results: Auditory and visual order thresholds decreased significantly more in the training group than in the control group. However, these changes were not accompanied by improvements in reading or spelling skills. Conclusions: In the present study no training effects on reading and writing performance were observed by using a program including temporal processing tasks. It is questionable whether training programs of temporal processing are useful methods in therapy of dyslexic children.

Literatur