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Published Online:https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000049

Liebe Leserinnen und Leser,

im dritten Jahr des Bestehens unserer Zeitschrift Lernen und Lernstörungen freuen wir uns sehr, Ihnen die Zeitschrift in einer neuen Gestalt präsentieren zu können. Die Zeitschrift wird ab Januar 2014 – also beginnend mit dieser Ausgabe – um einen anwendungsorientierten Teil erweitert, der sich durch einen hohen Praxisbezug auszeichnen soll und speziell auf die Zielgruppe der Anwender zugeschnitten ist. Zu diesem Zweck wird die Zeitschrift zunächst in einem Probejahrgang unter Beteiligung des Fachverbandes für integrative Lerntherapie e. V. (FiL) herausgegeben und das Herausgebergremium um Frau Prof. Dr. Cordula Löffler, Fachdidaktik Deutsch, und Frau Prof. Dr. Marianne Nolte, Fachdidaktik Mathematik, erweitert. Einzelne Inhalte der Zeitschrift SPRACHROHR des FiL werden in diesen neuen Teil unserer Zeitschrift einfließen. Lernen und Lernstörungen wird damit auch als Mitgliederzeitschrift des FiL fungieren. Wir begrüßen die neue Leserschaft herzlich und freuen uns auf Rückmeldungen und den gemeinsamen Dialog.

Durch diese Umstrukturierung wollen wir dem von unserer Zeitschrift angestrebten Ziel einen Schritt näherkommen, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu fördern und den Kommunikationsaustausch zwischen Wissenschaft und Anwendung einerseits und zwischen den beteiligen Wissenschaftsdisziplinen andererseits zu erleichtern. Das Suchen (und Finden) einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Forschung ist ein zentrales Ziel unserer Zeitschrift, das von allen Herausgebern gemeinsam getragen wird. Die Vorstellungen des Herausgebergremiums variieren jedoch hinsichtlich der Art und Weise, wie dieses Ziel realisiert werden kann. In Bezug auf die aktuelle Ausgabe finden beispielsweise nicht alle Beiträge die Zustimmung aller Herausgeber. Wir möchten diese Dissonanz jedoch bewusst zulassen und verstehen diese Kontroversen als Chance, die Diskussion zwischen Forschung und Anwendung einerseits und zwischen den Disziplinen andererseits zu fördern.

Wie bereits im Editorial der ersten Ausgabe von Lernen und Lernstörungen im Frühjahr 2012 erklärt, ist neben der zentralen Aufgabe, neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Lernprozesse über die gesamte Lebensspanne zu veröffentlichen, das Erreichen der Anwender ein primäres Ziel unserer Zeitschrift. Als Anwender verstehen wir vorrangig all jene Menschen, die sich in ihrem Berufsalltag im direkten Kontakt mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit der Diagnostik und/oder Förderung von typischen und atypischen Lernprozessen auseinandersetzen. Die Zeitschrift richtet sich aber auch an politische Entscheidungsträger, die die inhaltlichen und strukturellen Voraussetzungen für erfolgreiche Bildungs- und Berufsbiographien maßgeblich mitbestimmen.

Die wissenschaftlichen Beiträge werden wie bisher einem anonymisierten Begutachtungsverfahren unterzogen, die praxisorientierten Beiträge werden entweder in einem verkürzten Verfahren einer redaktionellen Begutachtung oder, wenn dies vom Autor gewünscht ist, ebenfalls dem anonymisierten Begutachtungsverfahren unterzogen. Praxisbezogene Beiträge können dafür entweder das elektronische Einreichsystem nutzen (für die wissenschaftliche Beitragseinreichungen ist dies obligatorisch) oder ihren Beitrag an Marlies Lipka, Redaktion Anwendung, schicken ([email protected]). Die Aufbereitung und Einreichung von anwendungsorientierten Manuskripten kann von redaktioneller Seite gern unterstützt werden. Wir hoffen sehr, dass viele Anwender diese Option nutzen werden und möchten dazu ermutigen, unsere Zeitschrift durch unterschiedliche praxisbezogene Beiträge aktiv mitzugestalten, damit der Dialog zwischen Anwendung und Wissenschaft zum gegenseitigen Nutzen erlebbar wird.

Welche Beitragsformate und Themen kommen für die anwendungsorientierten Beiträge in Frage?

Der Anwendungsteil sollte überwiegend praxisbezogene Beiträge aus den Bereichen Diagnostik, Förderung, Beratung und Therapie enthalten. Die Vorgehensweisen und Beobachtungen sollten theoretisch und empirisch begründet sein. Neben Einzelfalldarstellungen kommen (Therapie)Verlaufsuntersuchungen oder Gruppenstudien in Frage. Von besonderem Interesse sind zum Beispiel Berichte über praktische Erfahrungen mit diagnostischen Methoden, Interventionsmethoden, Therapiestrategien oder Lernmaterialien.

Die aktuelle Ausgabe von Lernen und Lernstörungen beinhaltet Beiträge aus Wissenschaft und Anwendung, die im Heft abwechselnd abgedruckt werden. Die beiden Bereiche sind durch unterschiedliche Farbgebung gekennzeichnet, sodass der Leser/die Leserin beim Durchblättern sofort erkennen kann, ob der aufgeschlagene Beitrag aus dem Format Anwendung oder Wissenschaft kommt.

Die empirische Arbeit von Schwab et al. (2014) untersucht die Auswirkungen von Sprachförderung und sozialen Aspekten auf sprachliche Lernzuwächse bei Grundschulkindern. Iwers-Stelljes und Kollegen (2014) berichten über die Effektivität der so genannten „Introvision“ zur Reduktion der Mathematikangst bei Lehramtsstudierenden. Ebenfalls im wissenschaftlichen Teil finden sich die Kommentare zu dem bereits publizierten Beitrag von Corvacho del Toro und Thomé (2013; „Zum Effekt des Fachwissens von Lehrkräften auf die Rechtschreibleistung von Grundschülern“) sowie die Replik der Autoren dieser Originalarbeit. Die Kommentare von Brügelmann (2014) und Löffler (2014) diskutieren diese Arbeit primär aus Sicht der Schriftsprachdidaktik, während der Kommentar von Pointner (2014) eine primär lerntherapeutische und pädagogische Perspektive einnimmt.

Im Anwenderteil erörtet Holtz (2014), wie Kinderliteratur im (lern-)therapeutischen Kontext unterstützend eingesetzt werden kann. In seinem Beitrag „Vom Verstehen und Nutzen der Fehler im Bildungsprozess“ setzt sich Weingardt (2014) mit Fehlern auseinander und plädiert für eine grundlegende Neubewertung der Fehlerentstehung sowie für eine neue Fehlerkultur. Der Artikel von Lipka und von Orloff (2014) beschreibt das Berufsbild Lerntherapeut/Lerntherapeutin aus Sicht des FiL.

Hall, Ludwigsburg, Göttingen, Weingarten, Hamburg, München, Berlin, im Dezember 2013