Überprüfung der Lehrerkompetenz in Bezug auf die Ermittlung von Fehlerschwerpunkten in freien Texten
Abstract
Zusammenfassung.Einleitung: Aufgabe von Lehrkräften ist es, Grundschüler_innen dabei zu unterstützen, individuelle Fehlerschwerpunkte zu erkennen und abzubauen (KMK 2005). Ob Lehrende und Förderlehrkräfte in der Lage sind, Fehler lernförderlich auszuwählen, ist bislang ungeklärt. Zwar existieren eine Reihe linguistisch und psycholinguistisch fundierter qualitativer Fehleranalyseinstrumente zur Diagnose rechtschriftlicher Kompetenzen, diese sind allerdings nur bedingt darauf angelegt, ein handhabbares Instrument für die Fehlerkorrektur selbstverfasster Texte in inklusiven Kontexten bereitzustellen. Methode: Die Studie überprüft anhand der Fehlerauswahl von 31 Lehrkräften deren Kompetenz bezüglich der Ermittlung von Fehlerschwerpunkten. Dabei wählen die Lehrkräfte aus einem Schülertext die zehn Fehlerwörter aus, die ihrer Meinung nach vorrangig mit dem Kind überarbeitet werden sollten. Ergebnis: Im Ergebnis zeigt die Fehlerauswahl zwischen den Lehrkräften kaum Übereinstimmungen und die ausgewählten Wörter streuen stark. Ebenso wird deutlich, dass die Auswahl nicht kriteriengeleitet erfolgt. Diskussion: Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Kompetenzen der Lehrkräfte nicht ausreichen, um Schüler_innen professionell bei der rechtschriftlichen Textüberarbeitung anzuleiten. Die Bereitstellung praktikabler Konzepte für die rechtschriftliche Überarbeitung selbstverfasster Texte in der alltäglichen Förderpraxis stellt ein Desiderat dar. Der Artikel skizziert ein mögliches konzeptionelles Grundgerüst für die Entwicklung eines entsprechenden Instruments.
Abstract.Introduction: Supporting primary school children to recognize and correct their spelling mistakes in written assignments is an important part of teachers' instructional duties (KMK 2005). Currently it is unsettled whether teachers know how to select mistakes in pupils' written assignments regarding their suitability for enhancing pupils' learning progress. The range of well-founded linguistic and psycholinguistic instruments for the diagnosis of spelling competences does not provide a handy tool for teachers when correcting spelling mistakes in classroom settings. Methods: This paper examines the ways in which 31 teachers proceeded when asked to choose out of a pupils' written text 10 spelling mistakes which they considered most relevant to be handled first. Results: The results show that the teachers' selections scarcely coincide. Furthermore, the selected mistakes barely match any focus of orthographic phenomena. Discussion: These results point to the missing guidelines regarding appropriate criteria for analysis and selection of mistakes and underlines the necessity for instruments that qualify teachers for classifying and deciding upon individual guidance for pupils' when revising their texts. This paper outlines a possible approach for developing such instruments.
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