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Editorial

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich ab dieser Ausgabe die Rolle des geschäftsführenden Herausgebers der Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie übernehme. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Vorgängerin, Prof. Dr. Annette Kluge und ihrem Team in Bochum für die hervorragende Arbeit und den Einsatz für die Zeitschrift in den letzten Jahren bedanken. Ich freue mich sehr, diese Aufgabe gemeinsam mit meinem Team Dr. Annika Krick und Dr. Annabell Reiner in Hamburg fortzuführen und die Zeitschrift weiterzuentwickeln.

Die Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie gibt es nunmehr seit 67 Jahren. Sie hat sich in dieser Zeit als wichtige Plattform für den Austausch von wissenschaftlichen Ergebnissen und innovativer Praxis im deutschsprachigen DACH-Raum etabliert. Sie ist eine der ältesten und angesehensten psychologischen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum.

Sie ist wichtig für die Identität, Sichtbarkeit und den Austausch der deutschsprachigen Arbeits- und Organisationspsychologie. Sie berichtet über aktuelle Forschungsergebnisse sowie Methoden- und Instrumentenentwicklung im eignungs-/organisationsdiagnostischen und arbeitsanalytischen Bereich. Vor allem bietet sie aber auch eine Plattform für in anderen Kulturen und Sprachen entwickelte neue Skalen und Instrumente, die für den deutschsprachigen Kontext übersetzt und validiert wurden.

Die Zeitschrift fördert den wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch und liefert interessante Gestaltungs- und Interventionskonzepte. Sie ist ein wichtiges Informationsmedium für Psychologinnen und Psychologen in Betrieben, Verwaltungen und Verbänden, für Fachkräfte im Bereich Arbeit und Gesundheit sowie in der Personal- und Organisationsentwicklung und für Führungskräfte. Dabei ist das Spektrum der Arbeits- und Organisationspsychologie durchaus breit angelegt. Themen, die je nach Auslegung auch eher der Wirtschaftspsychologie, Ingenieurpsychologie oder Personalpsychologie zugeordnet werden können, sind hoch willkommen.

Traditionsgemäß bietet die Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie unseren jüngeren Kolleginnen und Kollegen in der Qualifizierungsphase die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse einzureichen und durch Feedback, die eigenen „Skills“ für das wissenschaftliche Schreiben zu entwickeln. Damit angenommene Manuskripte der Leserschaft grundsätzlich rasch zur Verfügung stehen, werden sie „online first“ publiziert, bevor die Printausgabe erscheint.

Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit, englischsprachige Artikel zu publizieren. Mittlerweile erscheint ungefähr die Hälfte der Beiträge in englischer Sprache. Als German Journal of Work and Organizational Psychology werden wir dadurch international besser wahrgenommen: Wir erreichen nicht nur eine breitere Leserschaft, sondern sind auch für internationale Autorinnen und Autoren interessant. Ich bin stolz darauf, Teil dieser Tradition zu sein und möchte sie mit Ihnen gemeinsam fortsetzen und weiterentwickeln.

Dazu haben wir im Herausgeber_innenkreis einige Veränderungen vorgenommen. Zum einen haben wir den Herausgeberkreis verjüngt und erweitert, um auch die Vielfalt und Aktualität der Themen und Methoden zu erhöhen. Ich bin sehr dankbar, dass wir künftig auf die Unterstützung und Expertise von drei neuen renommierten Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten zählen können. Neu mit dabei sind Prof. Dr. Jana Kühnel aus Frankfurt, Prof. Dr. Martin Baumann aus Ulm und Prof. Dr. Hannes Zacher aus Leipzig. Prof. Dr. Anja Göritz war mehrere Jahre geschäftsführende Herausgeberin und hat den Herausgeber_innenkreis nun verlassen, um sich stärker auf andere neue Aufgaben konzentrieren zu können. Wir wünschen viel Erfolg und bedanken uns nochmal sehr für das Engagement.

Zum anderen werden die Mitherausgeberinnen und Mitherausgeber künftig auch als Action Editors fungieren, d. h. sie werden die Begutachtung der eingereichten Manuskripte koordinieren und entscheiden. Zudem wollen wir in der nächsten Zeit auch den Beirat verjüngen, um neue Impulse und Perspektiven in die Zeitschrift einzubringen und zügige Reviewprozesse zu gewährleisten. Wir sind davon überzeugt, dass diese Änderungen dazu beitragen werden, die Qualität der Zeitschrift zu erhöhen und die Sichtbarkeit der deutschsprachigen Arbeits- und Organisationspsychologie zu stärken. An Fragestellungen und Themen sollte es uns angesichts der aktuellen Herausforderungen nicht fehlen.

  • Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels sind die Gewinnung, Auswahl, Integration und Bindung neuer, auch ausländischer Mitarbeitenden hierfür ein Beispiel, ebenso wie der Erhalt der Arbeitsfähigkeit älterer Beschäftigter.
  • Auch der Erhalt und die Förderung insbesondere der psychischen Gesundheit durch systematische Analysen (z. B. Gefährdungsbeurteilungen), effektive Gesundheitsprävention und gezielte Intervention sind vor dem Hintergrund zunehmender vor allem psychischer Belastungen wichtige Themenfelder.
  • Kaum absehbar sind die psychologischen Folgen technologischer Entwicklungen durch Digitalisierung, soziale Medien und KI. Fortschreitende Automation und Assistenzsysteme in Produktion, Verkehr und Logistik (Arbeit 4.0), aber auch die Nutzung von Entscheidungsalgorithmen in der Finanzbranche, der Verwaltung und nicht zuletzt in der Personalauswahl erfordern psychologische Betrachtung. Jüngst hat ChatGPT viele von uns überrascht und wir werden uns nicht nur mit Blick auf Studium und Ausbildung mit diesen neuen Möglichkeiten beschäftigen.
  • Chancen und Risiken der Nutzung sozialer Medien in Organisationen sind vielfältig und entwickeln sich dynamisch. Sie beeinflussen maßgeblich die formelle und informelle Kommunikation und die Beziehungen der Organisationsmitglieder, was sich vermittelt über Gruppenprozesse und Vertrauen auf das Klima und auch auf wichtige Entscheidungen auswirkt.
  • Die zunehmende Digitalisierung verlangt weiterhin nach einer menschengerechten Arbeitsgestaltung. Auch wenn „New Work“ nicht wirklich neu ist, zeigt sich an diesem Beispiel einmal mehr, wie bedeutsam klassische psychologische Kategorien wie Autonomie, Sinnerleben und Kompetenz nach wir vor sind.
  • Gleichzeitig verdienen bestimmte Berufsgruppen, die besonderen Belastungen und Risiken ausgesetzt sind, vermehrt unsere Aufmerksamkeit: z. B. aus den Bereichen Pflege, Kita und Schule, Polizei und Bundeswehr.
  • Weiterhin wird es wichtig sein, neben der Bedeutung von Führungskräften stärker auch organisationale Strukturen und Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen, wo sie z. B. durch Überregulierung, die individuelle Initiative, Verantwortungsbereitschaft von Beschäftigten und Führungskräften untergraben und notwendige Veränderungen und Innovation verhindern. Gleichzeitig steigen Anforderungen an Sicherheit (Datenschutz, Hackerangriffe, Fake News und Manipulation). Ähnlich wie offene Gesellschaften stehen auch Organisationen und ihre Mitglieder vor Dilemmata, wenn sie Sicherheitsbedürfnisse und Bedürfnisse nach Autonomie und Flexibilität immer wieder neu ausbalancieren müssen.
  • Nicht zuletzt wirkt sich das Verhalten in und von Organisationen auf wichtige gesellschaftliche Themen wie z. B. Klimawandel, Umweltschutz, Gleichstellung aus. Wo wird investiert, wo gespart, wo Regeln befolgt, wo „kreativ“ oder betrügerisch umgangen? Am Ende sind es Menschen oder Gruppen in Organisationen, entscheiden und verantwortlich sind. Dazu brauchen sie Macht und sozialen Einfluss. Die politische Dimension organisationalen Handelns verdient näher betrachtet zu werden.

Ich lade Sie herzlich ein, sich auch zukünftig an der Zeitschrift zu beteiligen, sei es als Autorin oder Autor, als Gutachterin oder Gutachter oder als Leserin oder Leser. Ich freue mich auf Ihre Beiträge, Ihre Anregungen und Ihr Feedback.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Jörg Felfe