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Open AccessSchwerpunktbeitrag

Geschlechterkonstruktionen in der Kinderkrippe

Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000608

Abstract

Zusammenfassung. Die Relevanz von geschlechtsbezogenen Themen in der pädagogischen Arbeit mit Kindern in den ersten drei Lebensjahren wurde in Forschung und Praxis bisher wenig beachtet, trotz des Ausbaus der Betreuungsplätze. Auf der Grundlage von ethnographischen Beobachtungen aus einem Forschungsprojekt über (un)doing gender in Kinderkrippen geht der Beitrag deshalb der Frage nach, wie Kinder in diesem frühen Alter damit beginnen, Geschlechterdifferenzen interaktiv herzustellen. Hervorgehoben werden die Schwerpunkte: sich ähneln bzw. sich unterscheiden; Reflexion auf Geschlechterinszenierungen der Erwachsenen; Bezug zu Körpermerkmalen; Bezug zu symbolhaften Körperausstattungen und/oder geschlechtersymbolisch besetzten Gegenständen. Die Reifizierungsgefahr, also dass Forschende im Forschungsprozess eigene Stereotype reproduzieren anstatt das Relevanzsystem der Kinder zu fokussieren, wird problematisiert, insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich die Kinder in den Anfängen ihres Spracherwerbs befinden. Ebenso wird die Bedeutung einer intersektionalen Haltung mit den interdependenten Kategorien gender, body, class und race für ein reflexives Inklusionsverständnis thematisiert. Die Analyse von Mikrosituationen unter Berücksichtigung der Körperebene erweist sich als konstitutiv für die Untersuchung von Differenzierungsprozessen.

Gender Constructs in the Nursery School With Children up to Three Years of Age

Abstract. The relevance of gender-related issues in pedagogical work with children in the first three years of life has received little attention in research and practice, despite the expansion of childcare places. Based on ethnographic observations from a research project on (un)doing gender in nurseries, this article therefore explores the question of how children at this early age begin to interactively construct gender differences. It places the emphasis on the following: resembling or differing from each other; reference to gender productions of adults; reference to body characteristics; reference to symbolic body equipment and/or gender-symbolic objects. The risk of reification, i.e., that researchers reproduce their own stereotypes in the research process instead of focusing on the children's relevance system, is problematized, especially against the background of the fact that the children are in the early stages of their language acquisition. The article also addresses the importance of creating an intersectional attitude with the interdependent categories of gender, body, class, and race for a reflective understanding of inclusion. The analysis of microsituations, taking into account the body level, proves to be constitutive for the study of differentiation processes.

Nach Prengel (z.B. 2014) umfasst der Begriff „Inklusion“ verschiedene Heterogenitätsbereiche. Der vorliegende Beitrag fokussiert die Kategorie Geschlecht1 und greift auf, dass trotz des Ausbaus der Betreuungsplätze für Kinder in den ersten drei Lebensjahren die Relevanz von doing gender im Krippenbereich bisher wenig beachtet wurde. Unter Bezugnahme auf diese Lücke wurden in einer ethnographischen Studie (Schaich, 2023) drei Fragen untersucht: (1) Wie wird Geschlecht in den Interaktionen zwischen Kindern in den ersten drei Lebensjahren, ihren Eltern und Pädagog_innen bedeutsam gemacht? (2) Welche Verknüpfungen zu weiteren Praktiken interdependenter Unterscheidungen lassen sich finden? (3) Welche Bedeutung kommt der materiellen Umgebung bei den Interaktionen zu, bezogen auf Geschlecht?

Auf der Grundlage von Teilergebnissen zum Thema (1) wird im Artikel der Frage nachgegangen, mit welchen Praktiken Kinder in Kinderkrippen anfangen, Geschlechterunterscheidung hervorzubringen. Davor werden der theoretische Hintergrund und das methodische Vorgehen der Studie vorgestellt. Unter Nutzung einer Sequenz zum Thema (2) endet der Beitrag mit einem Ausblick auf ein reflexives Inklusionsverständnis, dem eine intersektionale Haltung (Prengel, 2014; Walgenbach, 2012) unter Einbezug der Körperdimension zugrunde liegt.

Theoretischer Hintergrund

Das Konzept des doing gender zielt darauf ab, soziale Prozesse zu betrachten, in denen Geschlecht und Geschlechtszugehörigkeit entstehen, anstatt in ihnen „‚geschlechtsspezifische‘ Eigenschaften“ (Gildemeister & Robert, 2022, S. 130) zu sehen, die objektiv bestimmt werden: „Geschlecht erscheint nun nicht mehr als quasi natürlicher Ausgangspunkt, sondern als Ergebnis sozialer Praxis und Konstruktion“ (Gildemeister & Robert, 2022, S. 130). Dabei ist zu beachten, dass die gewohnte geschlechterdifferenzierende Struktur zunehmend in Frage gestellt wird. Forschung muss der Vielfältigkeit von Prozessen des doing gender Rechnung tragen und auch Perspektiven jenseits von Zweigeschlechtlichkeit berücksichtigen. Ebenso ist zu reflektieren, dass es nicht nur ein doing gender, sondern auch die Möglichkeit des undoing gender, d.h. ein „‚Aussetzen‘, ‚Ruhenlassen‘ bzw. eine Herabstufung der Relevanz der Geschlechterunterscheidung“ (Gildemeister & Robert, 2022, S. 132) geben kann (vgl. dazu Hirschauer, 2001; 2016). Hirschauer (2001) benennt „Kleidungsstil und Dekor über Gruß- und Anredeformen, Blickmuster und Proxemik bis hin zur Wahl von Gesprächsthemen“ (Hirschauer, 2001, S. 217) als relevante Punkte für die Aktualisierung/Neutralisierung von Geschlecht. Die Handelnden stellten einen Beziehungsrahmen von gleich oder verschieden her (Hirschauer, 2001, S. 217).

Beobachtungsstudien, die sich in den letzten Jahren mit Geschlecht in Kindertageseinrichtungen beschäftigten, setzten entweder an einer Differenz- oder Differenzierungsperspektive an (Kubandt, 2016; 2020). Studien, die eine Differenzperspektive einnehmen, konzentrieren sich auf Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen (Kubandt, 2020, S. 7). Dies geht mit der Gefahr einher, dass Differenzen innerhalb der Geschlechtergruppen unberücksichtigt bleiben (Kubandt, 2020, S. 7). In Abgrenzung dazu nahm Kubandt (2016) in ihrer Studie, die in einer Kindertageseinrichtung mit Krippen- und Kindergartenkindern durchgeführt wurde, eine Differenzierungsperspektive ein. Sie fragte, wie Geschlecht in situativen Praxen konstruiert werden kann. Bei den Geschlechterkonstruktionen, die bei den Kindergartenkindern rekonstruiert wurden, zeigte sich ein Spektrum an unterschiedlichem Verhalten. So gab es etwa bei Fangspielen „einen flexiblen Gebrauch der Geschlechtsgruppenzugehörigkeit“ (Kubandt, 2016, S. 233), wenn Geschlecht als Kennzeichnung gegnerischer Gruppen (z.B. Jungen- und Mädchenbande) herangezogen wurde. Die Gruppeneinteilung war nicht zwangsläufig mit der Zugehörigkeit zu einer Geschlechtergruppe als individuellem Identitätsmerkmal verknüpft. Andererseits offenbarte sich im Rollenspiel das Muster der starren Geschlechtszuschreibung, da es für die Kinder bedeutsam war, die Rollen gemäß ihrer eigenen Geschlechtszugehörigkeit einzuteilen (Kubandt, 2016, S. 261).

Vogt (2021) nahm bei ihrer Videostudie in vier Deutschschweizer Kindertageseinrichtungen mit Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren Geschlechterdifferenz als Ausgangspunkt, um zu prüfen, ob sie in den Interaktionen betont oder herausgefordert wird (Vogt, 2021, S. 86). Ziel war es, doing und undoing gender in den Interaktionen zwischen Fachkräften und Kindern zu analysieren. Bei der Auswertung „wurde deutlich, dass die Kinder sowohl doing als auch undoing gender zeigen; die Kinderbetreuenden reagieren darauf mit Dramatisierung oder Dethematisierung. Insgesamt verstärken sie jedoch häufiger das von den Kindern ausgehende Verhalten“ (Vogt, 2021, S. 106, kursiv i.O.).

Andrä (2019, 2020) analysierte in seiner auf der Dresdner Tandem-Studie (Brandes, Andrä, Röseler & Schneider-Andrich, 2016) basierenden ethnographischen Videoanalyse von Bastelsituationen, wie Geschlechtsidentität in Interaktionen zwischen Jungen (drei bis sechs Jahre) und männlichen oder weiblichen Fachkräften in Kindertagesstätten entsteht. Er geht insofern von Geschlechterdifferenz aus, als biologische Gegebenheiten vorausgesetzt wurden, um eine Stichprobe gewinnen zu können, auf deren Grundlage die soziale Konstruiertheit von Geschlecht untersucht wurde (Andrä, 2020, S. 175). Es werden drei ineinander verflochtene Ebenen beschrieben:

  • „Männliche Geschlechtsidentität bildet sich in Haltungen zueinander.
  • In gemeinsamen ‚Strukturübungen‘ wird eine metaphorische Geschlechterordnung verhandelt und in symbolische Objekte eingeschrieben.
  • Ausgangspunkt und Niederschlag dieser Interaktionsrituale sind leiblich-affektive Handlungsdispositionen der Beteiligten.“ (Andrä, 2020, S. 172, kursiv i.O.)

Andrä plädiert dafür, dass in Forschung und Praxis der „leiblich-affektiven Komponente“ ein erhöhter Stellenwert zukommen sollte (Andrä, 2020, S. 173). Vogt (2021) und Andrä (2019) nahmen in ihren Studien Geschlechterdifferenz als Ausgangspunkt, sie stellten aber keine Geschlechterunterschiede heraus. Eine Studie von Garbade (2021) befasst sich dezidiert mit Krippe in Bezug auf die Bedeutsamkeit von Geschlecht, fokussiert aber die Deutungsmuster der Fachkräfte. Dazu wurden Videoaufnahmen mit leitfadengestützten Interviews kombiniert.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass Kinder in den ersten drei Lebensjahren in den Samples z.T. enthalten sind. Kubandt (2016, S. 196 ff.; S. 215 ff.) z.B. nimmt Szenen in der Kinderkrippe in die Auswertung der Fachkraft-Kind-Interaktionen auf. Eine Auswertung der kindlichen Geschlechterkonstruktionsprozesse fand aber überwiegend in Bezug auf die Kinder der Kindergartengruppe und nicht hinsichtlich der Krippenkinder statt. Sie begründet dies mit der von ihr eingenommenen ethnomethodologischen Forschungsperspektive, wonach die interaktive Konstruktion sozialer Wirklichkeit überwiegend sprachlich erzeugt werde, Kinder unter drei Jahren aber häufig nur wenig sprechen könnten (Kubandt, 2016, S. 321). Da sie das Geschlechterthema kaum versprachlichen könnten, steige die Reifizierungsgefahr, also dass Forschende nur eingeschränkt von den kindlichen Relevanzsetzungen ausgehen und im Forschungsprozess eigene Stereotype mitproduzieren.

Methodisches Vorgehen

Nach Fritzsche und Tervooren (2012, S. 25 f.) weist sich die Ethnographie als geeignet zur Untersuchung von Differenzierungspraktiken aus, da sie im Sinne der qualitativ-rekonstruktiven Forschung beansprucht, dass Forschende sehr bewusst mit eigenen Vorannahmen umgehen und der Entfaltung des Relevanzsystems der beforschten Personen umfangreichen Raum geben. Um das ethnographische Feld möglichst breit zu erschließen, wird eine Methodenkombination empfohlen (z.B. bei Friebertshäuser & Panagiotopoulou, 2013, S. 309). Das Kernelement ist die teilnehmende Beobachtung (Friebertshäuser & Panagiotopoulou, 2013, S. 309).

Entsprechend wurden im Forschungsprojekt in drei Kinderkrippen morgendliche Ankommens-, Frühstücks- und Spielsituationen beobachtet, um es zu ermöglichen, die interaktiven Vollzüge der Beteiligten – Kind(er), Eltern und pädagogische Fachkräfte – zu erfassen. Aus den Notizen wurden ethnographische Beobachtungsprotokolle angefertigt, bestehend aus „dichten Beschreibungen“ (Geertz, 1983) der kontextuellen Bedingungen, Handlungen und Interaktionsabläufe (Friebertshäuser & Panagiotopoulou, 2013, S. 313). Ebenso wurden ethnographische Interviews mit den beteiligten Fachkräften und mit den Eltern geführt. Das methodische Vorgehen ähnelt anderen Studien (z.B. Kubandt, 2016), wobei auch den ethnographischen Interviews ein hoher Stellenwert beigemessen wird.2

Bei der Auswertung wurden die Texte in Anlehnung an die Grounded Theory (Strauss, 1991; Glaser & Strauss, 1967) durch „Kodierung mit dem Ziel der Kategorisierung, Typisierung und/oder Theoriebildung“ einerseits und durch „sequentielle Detailanalysen“ zur Rekonstruktion der Fallstruktur andererseits bearbeitet (Kelle, 2013, S. 113). Die prozesshaft entwickelten Kategorien und Subkategorien bilden die Alltagsbereiche ab, die in den ethnographischen Protokollen besonders in Erscheinung traten. Sie wurden induktiv gewonnen und als „Praxisdimensionen“3 bezeichnet. Innerhalb dieser Kategorien/Praxisdimensionen wurde geprüft, welche Interaktionen es mit oder unter Mädchen bzw. Jungen oder in gemischtgeschlechtlichen Konstellationen gab und mit welchen Praktiken Geschlecht inszeniert wird, um die Sequenzen dann miteinander in Beziehung zu setzen. Der Blick richtete sich zunächst auf die Dynamik der Interaktionen und dann auf Geschlechterbezüge.

Beim Auswertungsvorgehen wurde sich also auf Geschlechterdifferenz im Sinne implizit angenommener biologischer Voraussetzungen bezogen, um die Szenen für die Forschungsfrage bearbeiten zu können. Diese Entscheidung ist aus reifizierungsbewusster Sicht kritisierbar, da im Auswertungsprozess Geschlechterbinarität bereits abgebildet wird. Kubandt (2016; 2020) thematisiert das Risiko, dass Möglichkeiten jenseits des Geschlechterdualismus ausgeblendet werden und Geschlechterstereotype der Forschenden die Erhebung und Bearbeitung des Materials erheblich strukturieren, insbesondere dann, wenn die Forschung Unterschiede zwischen den Geschlechtern fokussiert. Vor dem Hintergrund dieser Problematik erweist sich die Orientierung am Postulat der „‚Nachträglichkeit‘“ nach Fritzsche und Tervooren (2012, S. 32) als bedeutsam. Damit ist gemeint,

„vorrangig die Körper der Akteure, ihre Haltungen zueinander, die Bewegungen der Körper, zu denen auch die Stimme, die Blickkontakte und die Körpertechniken zählen, die Art und Weise, den Körper zu schmücken und zu kleiden etc.“ (Fritzsche & Tervooren, 2012, S. 32)

zu analysieren, damit das Vorwissen der Forschenden nicht den Blick verstellt und die Szenen aus sich heraus verstehbar werden. Rekonstruiert wurde, welche körperlichen Handlungsvollzüge, (vor)sprachlichen Äußerungen und ggf. Objekte/Gegenstände in den Interaktionen eingesetzt wurden, um Rückschlüsse für mögliche geschlechtsbezogene Bedeutungen der Interaktionen ziehen zu können.

Situative Geschlechterkonstruktionen der Kinder

Im Verlauf des Auswertungsprozesses zeigte sich, dass es in den Interaktionen der Kinder, sei es mit Erwachsenen oder mit Gleichaltrigen, im Hinblick auf die Konstruktion von Geschlecht Hinweise auf vier Dimensionen gab, die sich szenisch miteinander verschränkten:

  • sich ähneln bzw. sich unterscheiden (Protokollauszug 1a);
  • Reflexion auf Geschlechterinszenierungen der Erwachsenen (Protokollauszug 1b);
  • Bezug zu Körpermerkmalen (Protokollauszug 2);
  • Bezug zu symbolhaften Körperausstattungen und/oder geschlechtersymbolisch besetzten Gegenständen (Protokollauszug 3).

Protokollauszug 1a:4

Mariella (19 Monate) läuft auf Alex (Fachkraft) zu. Alex nimmt sie auf den Schoß. Fabricio (36 Monate) schaut Alex an und diese fragt ihn, ob er auch auf ihren Schoß kommen wolle. „Nein, ich bin doch ein Junge“, sagt er amüsiert wirkend und verschwindet im Schlafraum. Alex ruft ihm ebenfalls amüsiert hinterher: „Na und? Und was bin ich dann?“ Darauf reagiert Fabricio aber nicht mehr.

Fabricio lehnt die Einladung der Fachkraft, sich auch auf ihren Schoß zu setzen, ab und nennt als Begründung, dass er ein Junge sei. Er präsentiert sich als verschieden von Mariella, indem er sein Junge-Sein über die Vermeidung von Körperkontakt (ein Junge setzt sich nicht auf den Schoß) darstellt. Die Szene ereignet sich unmittelbar, nachdem er und Mariella von ihren Vätern in die Einrichtung gebracht wurden:

Protokollauszug 1b:

Mariella und ihr Vater betreten die Einrichtung. Nachdem sie beim Händewaschen waren, setzt sich der Vater auf die Garderobenbank und nimmt Mariella auf seinen Schoß. Mariella fragt nach ihrem „Mausi“. Der Vater händigt ihr ein Mickymaus-Schnuffeltuch aus. Mariella schmiegt sich an ihn und er fragt sie, ob sie noch ein bisschen kuscheln wolle. Fabricio und sein Vater betreten die Einrichtung. Der Vater begrüßt Mariellas Vater und sagt dann überschwänglich in Mariellas Richtung: „Oh kleine Principessa!“ Er fordert Fabricio auf, seine Nachbarn doch auch mal zu begrüßen. Fabricio drückt sich am Bein des Vaters herum und grüßt Mariella schüchtern. Fabricio und sein Vater gehen ins Bad. Mariellas Vater hebt sie mit beiden Händen hoch. Er schnüffelt an ihrem Po, um festzustellen, dass noch alles frisch sei. „Papi“, sagt Mariella und klammert sich an ihn. Der Vater fragt, ob sie bei ihm bleiben wolle. Er fügt an, dass er aber arbeiten gehen müsse. Fabricio und der Vater sind zurück aus dem Bad. Sie sprechen über Fahrzeuge, die Fabricio mit in die Krabbelstube gebracht und dann nicht wieder mit nach Hause genommen habe. Heute hat Fabricio einen großen Zug dabei. Fabricio setzt sich auf die Bank und der Vater hockt sich vor ihn. Mariella und ihr Vater halten sich auch noch bei der Garderobe auf. Fabricios Vater sagt zu Mariellas Vater, dass er „geile“ Adidas-Schuhe für Fabricio bestellt habe, dann aber ärgerlicherweise die Nachricht bekommen habe, dass sie nicht mehr vorrätig seien. „Kleine Prinzessin, wann legst du denn deinen Schnuller ab?“, sagt Fabricios Vater an Mariella gerichtet. Es folgt eine Unterhaltung der beiden Väter über Schnuller, während der hauptsächlich Fabricios Vater berichtet, wie sie den Schnuller von Fabricio losgeworden seien.

Als Fabricio mit seinem Vater ankommt, kuschelt Mariella mit ihrem Vater und hält ihr Schnuffeltuch fest. Sie wird von Fabricios Vater mit „kleine Principessa“ begrüßt, also mit einer weiblich romantisierenden Ansprache. Diese wird später mit dem Schnuller verbunden, einem Objekt, das kleinen Kindern zugeschrieben wird („Kleine Prinzessin, wann legst du denn den Schnuller ab?“). Klein und anhänglich oder bedürftig zu sein wird in der adressierenden Frage mit Weiblichkeit verknüpft. Mariellas Vater lässt die Einlassungen von Fabricios Vater stehen. Im Zusammenhang mit dem älteren Fabricio geht es um sportliche Schuhe, den abgewöhnten Schnuller und um Fahrzeuge, die er mit in die Einrichtung bringt. Diese drücken Kraft und Stärke aus (dieses Mal ein Zug, das letzte Mal, wie aus dem Protokoll bekannt, ein Laster). Sie erscheinen als Kontrast zu den Objekten des kleinen Mädchens (Schnuffeltuch, Schnuller). In seiner oben beschriebenen Ablehnung, sich auf den Schoß der Erzieherin zu setzen, bringt Fabricio die in dieser Situation von den Erwachsenen explizit und implizit transportierten Geschlechterbedeutungen in Bezug auf Mädchen- bzw. Junge-Sein auf den Punkt. Ein Junge zu sein, scheint für ihn hier zu bedeuten, sich im Unterschied zu Mariella nicht als klein, kuschelig und anhänglich zu präsentieren. Darüber hinaus handelt es sich bei den von ihm mitgebrachten Fahrzeugen um Gegenstände, die in der hegemonialen Symbolwelt als männlich codiert erscheinen, auch wenn Geschlechtersymboliken zunehmend vielfältig geworden sind.

Protokollauszug 2:

Freya (33 Monate) geht zu Maria (Fachkraft) und kuschelt sich an diese. Maria nimmt Freya auf den Schoß. Die Gesichter haben sie einander zugewandt. Maria holt sich bei Freya die Erlaubnis, eine ihrer Haarspangen wieder ordentlich in ihrem Haar zu befestigen. Freya gestattet ihr das. Freya nestelt an Marias Schal herum und schiebt diesen zur Seite. Sie streicht leicht über Marias Brust und stellt fest, dass Maria Brüste habe. Maria bestätigt das. Dann lässt sie Maria wissen, dass sie die Brüste von der Mama auch immer anfassen wolle.

Die Fachkraft Maria nimmt Freyas Wunsch nach körperlicher Nähe auf, indem sie sie auf ihren Schoß setzt. Sie haben Blickkontakt, und sie ordnet mit Freyas Zustimmung deren Haare. Sie nutzt dazu eine Haarspange, also ein in der hegemonialen Geschlechtersymbolik weiblich besetztes Objekt der Körperausstattung. Freya sucht aktiv eine sehr vertraulich wirkende körperliche Verbindung, indem sie, nachdem sie extra Marias Schal beiseiteschiebt, ihre Brust berührt, so wie es ihr bei ihrer Mutter auch gefällt. Die Berührung bietet eine Möglichkeit, Ähnlichkeiten zu entdecken, da Freya ein Geschlechtsmerkmal erfühlt, das sowohl die Mutter als auch die Pädagogin haben. Dabei erscheinen Freya und Maria einander nicht nur körperlich, sondern auch emotional zugewandt.

Protokollauszug 3:

Nick (35 Monate) und Theo (36 Monate) beginnen, sich selbst mit den Händen an den Kopf zu hauen. Sie scheinen das witzig zu finden. Sarah (34 Monate) mustert sie. Sie macht keine Anstalten, es ihnen gleichzutun. Stattdessen sagt sie: „Ich hab' schon ganz schön lange Haare.“ Dabei lässt sie ihren Pferdeschwanz durch die Finger gleiten. Die beiden Jungs reagieren nicht darauf. Sie hauen sich aber auch nicht weiter an die Köpfe.

Sarah beteiligt sich nicht an den Handlungen der beiden Jungen mit „Quatsch“-Charakter. Stattdessen bezieht sie sich verbal und gestisch auf ihre Frisur. Möglicherweise praktiziert sie dadurch eine Differenzierung, vielleicht sogar Distinguierung. Sie nutzt dafür ein herkömmlich weiblich konnotiertes Körperattribut (Pferdeschwanz). Inwiefern sie sich damit bewusst als einem (anderen, dem weiblichen) Geschlecht zugehörig ausweist, kann aus der Situation nicht erschlossen werden.

Zusammenfassung der empirischen Ausschnitte

Während sich Fabricio (Auszug 1a) verbal explizit als Junge und implizit unterschiedlich zu Mariella positioniert, wurden die geschlechtliche Differenzsetzung bei Sarah (Auszug 3) und die Ähnlichkeitssetzung mit Frauen bei Freya (Auszug 2) bei der Auswertung interpretativ angenommen. Bei diesem Vorgehen besteht die Gefahr, dass Handlungen der Kinder von den Forschenden als geschlechtlich interpretiert, von ihnen selbst aber nicht so intendiert werden. Dies ist ein Punkt, der in der Forschung mit Kleinkindern besonders sorgfältig reflektiert werden muss. Es handelt sich aber auch um ein Phänomen, das immer zu berücksichtigen ist:

„Doing Gender ist […] nicht allein eine Frage der individuellen Inszenierung, sondern ebenso der Zuschreibung. Dabei kann es auch zu Missverständnissen kommen – dann nämlich, wenn eine Geste von außen als geschlechtlich gelesen wird, aber von den Akteuren selbst nicht so gemeint war, und umgekehrt.“ (Rose, 2015, S. 68)

Ging es in den Beispielen um die Dimensionen ähnlich sein oder sich unterscheiden, Reflexion auf Geschlechterinszenierungen der Erwachsenen, Bezug zu Körpermerkmalen und Bezug zu geschlechtsbezogen symbolhaften Körperausstattungen oder Gegenständen (Haarspange, Pferdeschwanz, Fahrzeuge), offenbaren die zugrunde liegenden Interaktionen eine hohe Körperbasierung: sich auf den Schoß setzen oder nicht, kuscheln, die Haare geordnet bekommen, über die Brust streicheln, das eigene Haar anfassen, jeweils verbunden mit unterschiedlichen affektiven Tönungen. Die interaktive Herstellung von Geschlecht erscheint als in hohem Maße körperlich vermittelt. Bereits Bourdieu (1987/2021, S. 730) sprach von Geschlechterpraktiken als inkorporierten Schemata. Auch Andrä (2020, S. 161) stellt heraus, dass der Körper als Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation bedeutsam ist, wenn man Prozesse der Vergeschlechtlichung verstehen will. Er argumentiert mit Bezug auf die neophänomenologische Soziologie, dass nonverbale ebenso wie verbale Anteile in den „‚zwischenleiblichen Dialog‘“ und dessen emotionale Qualität eingehen (Andrä, 2020, S. 173, nach Gugutzer 2012, S. 58 ff.).

Reflexives Inklusionsverständnis unter Einbezug der Körperdimension

In Krippen findet, nicht zuletzt durch Pflegehandlungen, eine Vielfalt an körperbezogenen Interaktionen statt, die die Konstruktion von Geschlecht durchdringen. Der Körper kann zu einem ressourcenreichen Gestaltungsraum für eine beginnende (Geschlechts-)Identität werden. Er kann aber auch zum Bestandteil von machtasymmetrischen Konstellationen und von Exklusion werden, je nachdem, welche körper-, race- und geschlechtsbezogenen Normen und Wertungen transportiert werden, wenn z.B. über die Körper- und Geschlechtsmerkmale oder Ausscheidungsprodukte von Kindern kommuniziert wird. Dieser Aspekt soll durch einen weiteren Protokollauszug verdeutlicht werden:

Elena (Fachkraft) springt auf und sagt, dass sie dringend ein Taschentuch brauche. Anscheinend kommt eine große Menge Schleim aus Kingsleys (31 Monate) Nase. Alex (Fachkraft) reicht ihr Taschentücher und Elena putzt ihm die Nase. Larissa (Fachkraft) kommentiert, dass es bei Kingsley wohl immer „riesen“ Ladungen seien.

[…]

Larissa (Fachkraft) kündigt an, mit Kingsley ins Kinderbad zu gehen, weil er immer so riesige, stark riechende Ladungen in der Windel habe.

Kingsleys Ausscheidungen werden zweimal als „riesen Ladungen“ bezeichnet, einmal in Bezug auf Nasenschleim, dann in Bezug auf Kot. Beiden Ausscheidungsformen ist inhärent, dass abstoßende Empfindungen entstehen können. Während es in dieser Einrichtung üblich ist, dass die Kinder im Gruppenraum gewickelt werden, wird Kingsley zum Wickeln ins Bad geführt. Das Vorgehen wiederholt sich an einem anderen Tag. Er ist während des Beobachtungszeitraums das einzige Kind, das im Bad gewickelt wird. Die Verfahrensweise wird mit der Qualität seines Stuhlgangs (anscheinend immer riesig und stinkend) begründet. Zu fragen ist, wie es Kingsley in der Situation geht. Fühlt er sich beschämt und „anders“ behandelt? Welche Auswirkungen könnte die (Sonder-)Behandlung auf sein Selbstbild haben? Er kann dazu nicht befragt werden, aber Fachkräfte könnten bei Fallreflexionen einen Perspektivwechsel erproben, indem sie versuchen sich vorzustellen, wie er sich in der Situation fühlt und wie das Vorgehen auf die anderen Kinder wirkt. Sie könnten sich zudem fragen, welche Bedeutung es für ihre Wahrnehmung hat, dass er ein Schwarzes Kind männlichen Geschlechts ist und sie, wie aus dem Kontextwissen bekannt, die Kommunikation mit der Familie, die in prekären Verhältnissen lebt, als mühsam empfinden. Vielleicht wird er als fremd erlebt. Die möglichen Implikationen, die sich aus dem Protokollauszug und dem Kontextwissen heraus ergeben, legen jedenfalls die Notwendigkeit einer intersektionalen Haltung nahe, die die interdependenten Kategorien gender, body, class und race (Walgenbach, 2012, nach Degele & Winker, 2009) der Reflexion zuführt. Die Körperdimension hat dabei gerade im Krippenbereich eine große Bedeutung.

Fazit

Wie oben dargestellt, messen Fritzsche und Tervooren (2012) mit ihrem Postulat der Nachträglichkeit der Berücksichtigung des Körpers der Akteur_innen beim ethnographischen Erfassen und Analysieren von Interaktionen und Abläufen einen hohen Stellenwert bei. Fachkräfte könnten sich dieses ethnographische Vorgehen zu Nutze machen, um entlang konkreter Einzelfälle ihr (körperbezogenes) Handeln und Kommunizieren daraufhin zu überprüfen, welche Bewertungsdimensionen ihm zugrunde liegen und ob sie ggf., wenn auch nicht beabsichtigt, soziale Ausgrenzung und damit Machtverhältnisse befördern.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass Vorsicht geboten ist, wenn wir Körperaccessoires wie z.B. Haarspangen oder Bekleidung oder auch Spielgegenstände als „männlich“ oder „weiblich“ attribuiert auffassen. Denn die Geschlechtersymbolik ist dynamisch (Rose, 2015, S. 69). Dennoch ist doing gender nicht beliebig. Eine Vielzahl an Gegenständen und Tätigkeiten tragen „männliche“ oder „weibliche“ Codierungen, die in die Kommunikationsprozesse zur geschlechtlichen Bedeutungsproduktion einfließen (Rose, 2015, S. 69). Gleichzeitig sind geschlechtliche Codierungen schwierig, weil sie immer mit „Inklusionen und Exklusionen“ verbunden sind (Rose, 2015, S. 70). Dieser Ambivalenz müssen sich Geschlechterforscher_innen bewusst sein.

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1Bei der Verwendung des Begriffs wird berücksichtigt, dass es sich um eine soziale Konstruktion handelt.

2Das Projekt wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert (Oktober 2020 bis Juli 2022). Beforscht wurden drei Einrichtungen. Pro Einrichtung wurden fünf je dreistündige Beobachtungstermine durchgeführt. Das Material umfasst 15 ethnographische Beobachtungsprotokolle und 18 transkribierte Interviews (neun mit Fachkräften, neun mit Eltern). Das Alter der Kinder liegt zwischen 14 und 36 Monaten. Es konnten 31 Kinder berücksichtigt werden (14 Mädchen, 17 Jungen).

3In den Interaktionen zwischen den Fachkräften und den Kindern wurden folgende Praxisdimensionen identifiziert: Aktivitäten anbieten und begleiten; loben, ermuntern, bestärken; reglementieren; Körperkontakt; Affektregulierung; körpernahe Care-Aktivitäten; Attribuierungen. In den Interaktionen der Kinder untereinander erschienen die Tätigkeitsthemen: gemeinsam mit Spielobjekten spielen; verbale, vokale und nonverbale Kommunikation; rennen, trampeln, springen, tanzen; trösten, helfen, schlichten; Rollenspiele; Kontakt suchen; Konflikterfahrungen. Bei der Auswertung wurde auch eine Software für die Analyse qualitativer Daten eingesetzt.

4Alle Namen wurden pseudonymisiert.