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Open AccessOriginalarbeit

Verlauf von Schulabsentismus 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung: Prädiktoren, psychosoziales Funktionsniveau und Inanspruchnahme von Hilfen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000884

Abstract

Zusammenfassung.Fragestellung: Wie ist der Verlauf bei schulvermeidenden Patient_innen hinsichtlich Symptomatik, Schulbesuch, Funktionsniveau und Inanspruchnahmeverhalten 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung? Welche Variablen wirken sich auf ihn aus? Methodik: Von einer Inanspruchnahme-Stichprobe von 237 Schulvermeider_innen wurden 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung 108 für ein Telefoninterview mit den Eltern erreicht. Es wurde die Elternversion des Strenghts and Difficulties Questionnaire (SDQ) durchgeführt und das Inanspruchnahmeverhalten sowie der aktuelle Schulbesuch erfragt. Als Prädiktoren wurden u. a. das Ausmaß der Schulvermeidung, die Diagnosen, die Art der Schulvermeidung (Schulverweigerer_innen vs. Schulschwänzer_innen vs. gemischte Gruppe) sowie die Skalen des Inventars Schulvermeidendes Verhalten (ISV) analysiert. Ergebnisse: Es wurde eine hohe Inanspruchnahme sowohl kinder- und jugendpsychiatrischer als auch von Jugendhilfemaßnahmen gefunden, bei 40.7 % kam es zu wiederholten teil- oder vollstationären Behandlungen. Beim Follow-up wurde der SDQ-Gesamtwert bei 46.3 % als grenzwertig oder auffällig angegeben, wobei emotionale Probleme und Probleme mit Gleichaltrigen dominierten. Das Funktionsniveau, insbesondere der Schulbesuch, wurde bei ca. einem Drittel als problematisch eingeschätzt. Die ISV-Skalen Aggression, Probleme mit Peers und Probleme mit Lehrer_innen sowie die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens waren mit Schwierigkeiten beim Schulbesuch oder erhöhten Fehlzeiten beim Follow-up assoziiert. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse betonen die Bedeutung externalisierender Symptome und einhergehender sozialer Belastungen für einen negativen Verlauf von Schulabsentismus. Implikationen für prospektive Verlaufsstudien werden diskutiert.

Course of School Absenteeism 1.5–3 Years After Initial Evaluation: Symptoms, Psychosocial Functioning, and Help-Seeking Behavior

Abstract.Objective: To explore the course of patients with school absenteeism 1.5–3 years after their initial evaluation, including symptoms, school attendance, psychosocial functioning, and help-seeking behavior. Method: Of the 237 patients from specialized psychiatric units for youths displaying school absenteeism, we successfully contacted 108 of them 1.5–3 years after initial admission. We conducted a telephone interview with their parents (SDQ, school situation, help-seeking behavior). Among others, we analyzed the extent of school absenteeism, the scales of the Inventory of School Attendance Problems (ISAP; Knollmann et al., 2019), and the quality of school absenteeism (school refusal vs. truancy vs. mixed group) at admission as possible predictors. Results: The patients had received an extensive amount of youth-welfare measures and inpatient, daycare, and outpatient therapy. 46.3 % had elevated values in the SDQ total score at follow-up, mostly because of emotional problems or problems with peers. Psychosocial functioning, including school attendance, was described as poor for only about 30 %. School attendance problems were significantly predicted by having a conduct disorder and elevated scores on the ISAP-scales Aggression, Teacher Problems, and Peer Problems, though the effect sizes were weak. Conclusions: Externalizing symptoms and associated psychosocial problems seem to be predictive of a negative course of school absenteeism. Implications for prospective longitudinal studies are discussed.

Einleitung

Kinder und Jugendliche mit stark erhöhten Fehlzeiten in der Schule wurden wiederholt als kinder- und jugendpsychiatrische Risikogruppe identifiziert (Knollmann, Knoll, Reissner, Metzelaars & Hebebrand, 2010; Lenzen, Brunner & Resch, 2016). Zumeist werden 10 % oder mehr Fehltage in einem Zeitraum von einem Schul(halb)jahr als problematisch definiert (Lenzen et al., 2016; Sutphen, Ford & Flaherty, 2010). Qualitativ werden zunächst primär vom Kind/Jugendlichen ausgehende Fehlzeiten („schulvermeidendes Verhalten“; Knollmann et al., 2010) von elterlicher Zurückhaltung (z. B. aus religiösen Gründen) und dem Schulausschluss unterschieden (z. B. aus disziplinarischen Gründen; vgl. Heyne, Gren-Landell, Melvin & Gentle-Genitty, 2019; Knollmann et al., 2010). Innerhalb des Begriffs „schulvermeidendes Verhalten“ findet eine weitere Differenzierung statt: Schulverweigerer_innen fehlen mit initialem Wissen der Eltern aufgrund von Ängsten (z. B. Leistungs- oder soziale Ängste, Trennungsängste) oder anderweitigen emotionalen Symptomen (psychosomatische Beschwerden, Depressionen) und halten sich zumeist zu Hause auf. Schulschwänzer_innen fehlen unlustbedingt in der Schule, sind meist während der Schulzeit alleine oder mit anderen draußen unterwegs und zeigen keine emotionalen Symptome in Verbindung mit dem Schulbesuch, häufiger jedoch oppositionell-aggressives Verhalten oder Delinquenz (Heyne et al., 2019; Knollmann et al., 2010). In mehreren Studien wurde auch eine „gemischte Gruppe“ mit Merkmalen von sowohl Schulverweigerung als auch Schulschwänzen gefunden (Egger, Costello & Angold, 2003; Knollmann, Reissner, Kiessling & Hebebrand, 2013).

Der Zusammenhang zwischen internalisierenden und externalisierenden Symptomen und Schulabsentismus ist gut durch Querschnittstudien belegt (Finning et al., 2019). Die wenigen verfügbaren Längsschnittstudien sprechen für einen bidirektionalen Zusammenhang: Schulabsentismus kann sowohl Ursache als auch Folge oder aufrechterhaltende Bedingung einer psychischen Störung sein (Wood et al., 2012). Schulabsentismus ist mit erheblichen Entwicklungsrisiken wie z. B. chronischen psychischen Störungen, Arbeitslosigkeit oder Delinquenz verbunden (Kearney, 2008; Kearney, Gonzálvez, Graczyk & Fornander, 2019; Knollmann et al., 2010). Untersuchungen über einen längeren Zeitraum hinweg, die Aussagen über den Verlauf und das Inanspruchnahmeverhalten verschiedener Subgruppen von schulabsenten Kindern und Jugendlichen ermöglichen und mögliche Prädiktoren hinsichtlich ihrer Auswirkungen einbeziehen, liegen aktuell jedoch noch nicht vor, weshalb die vorliegende retrospektive Verlaufsstudie hier ansetzt.

Verlaufsstudien zu Schulabsentismus

Die Bewertung der Studienlage wird dadurch erschwert, dass unterschiedliche Kriterien für die Operationalisierung von Schulabsentismus herangezogen werden. Unabhängig von den oben genannten Differenzierungen scheint Schulabsentismus in der Grundschulzeit mit späterem Schulabsentismus, mangelndem sozialen und Schulengagement sowie Leistungsproblemen im Jugendalter assoziiert zu sein (Ansari & Pianta, 2019; Gottfried, 2014). In einer 3-jährigen schweizerischen Verlaufsstudie (Steinhausen, Müller & Metzke, 2008) war die Prognose für einen regulären Schulbesuch für Schulverweigerer_innen deutlich besser (70.2 %) als für Schulschwänzer_innen (39 %). Die initialen Schulverweigerer_innen zeigten dagegen ein höheres Risiko, im Verlauf in die gemischte Gruppe oder die der Schulschwänzer_innen überzugehen als umgekehrt.

In einer ebenfalls 3-jährigen australischen Verlaufsstudie an kinder- und jugendpsychiatrischen Patient_innen mit Schulverweigerung (McShane, Walter & Rey, 2004) zeigten 71 % 6 Monate nach Therapiebeendigung einen regelmäßigen Schul- oder Ausbildungs-/Arbeitsbesuch. Nach 3 Jahren stieg ihr Anteil auf 76 %. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen diesen Proband_innen und der Gruppe mit niedrigem psychosozialem Funktionsniveau (fortbestehender Schulabsentismus, Arbeitslosigkeit etc.) hinsichtlich Alter und Geschlecht. Depressionen, Dysthymie und Mobbing bei Erstvorstellung waren mit einem schlechteren Outcome 6 Monate nach Therapieende assoziiert. Die einzigen Prädiktoren, die ein schlechteres Outcome nach 3 Jahren vorhersagen konnten, waren das Bestehen einer sozialen Phobie und schulische Leistungsprobleme vor Behandlungsbeginn (McShane et al., 2004).

Eine interventionelle Verlaufsstudie (Walter, Hautmann, Minkus, et al., 2013; Walter, Hautmann, Rizk, Lehmkuhl & Doepfner, 2014) an stationär behandelten deutschen Schulverweigerer_innen fand einen Rückgang des regelmäßigen Schulbesuchs über den Beobachtungszeitraum: Bei Entlassung erfüllten 92.2 % der Proband_innen die Kriterien für einen regelmäßigen Schulbesuch, 2 Monate nach Beendigung der Therapie waren es 83 % und nach insgesamt 9 Monaten noch 70 %. Weiterhin konnte eine Zunahme des Besuchs einer Regelschule (vs. Klinikschule) festgestellt werden. Als Prädiktoren für den Verlauf 2 Monate nach Therapieende wurden soziodemografische Daten, die Diagnose, das Ausmaß der Fehlzeiten und die psychiatrische Symptombelastung analysiert. Keine dieser Variablen war signifikant mit dem Schulbesuch 2 Monate nach Therapieende assoziiert; eine höhere Symptombelastung zu Beginn der Therapie sagte eine höhere Symptombelastung im Verlauf vorher. Diese Ergebnisse decken sich mit denen einer randomisiert-kontrollierten Therapiestudie, bei der Schulschwänzer_innen, Schulverweigerer_innen und „gemischte“ Schulvermeider_innen eingeschlossen wurden (Reissner, Jost, et al., 2015): Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe zeigten rund 60 % der Proband_innen 1 Jahr nach Ende der Intervention einen regelmäßigen Schulbesuch.

Rocque, Jennings, Piquero, Ozkan und Farrington (2017) untersuchten Daten aus der Cambridge-Studie für delinquente Entwicklung im Hinblick auf spätere Lebensverläufe von Kindern in London, die 1961 bis 1962 im Alter von 12 bis 14 Jahren die Kriterien für Schulschwänzen erfüllten. In dem Untersuchungszeitraum von 40 Jahren ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen Schulschwänzer_innen und Nichtschulschwänzer_innen für Delinquenz, Substanzmissbrauch, aggressives Verhalten und Arbeitslosigkeit (Rocque et al., 2017; vgl. auch Dalun et al., 2010; Farrington, 1996; Henry & Huizinga, 2007; Henry, Knight & Thornberry, 2012). Die wenigen Studien zum Langzeitverlauf von Schulverweigerung sprechen für ein Persistieren psychiatrischer Auffälligkeiten bei Schulverweigerer_innen im Vergleich zu psychiatrischen Patient_innen ohne Schulverweigerung und nichtpsychiatrischen Kontrollgruppen in einem Zeitraum von 10 bis 20 Jahren nach Erstvorstellung (Flakierska, Lindstöm & Gillberg, 1997; McCune & Hynes, 2005).

Es gibt derzeit kaum Studien zur Inanspruchnahme von Hilfen bei Schulabsentismus. Eine einschlägige prospektive Studie wurde von Bernstein, Hektner, Borchardt und McMillan (2001) durchgeführt, in welcher ein 1-Jahres-Follow-up mit 41 Schulverweigerer_innen vorgenommen wurde. Insgesamt lag die Inanspruchnahme ambulanter Therapie bei 77.5 %. Jeweils 20 % der Schulverweigerer_innen nahmen an einer aufsuchenden Behandlung oder stationären Therapie teil, 5 % wurden außerhäuslich untergebracht. Diese Daten sind vergleichbar mit der berichteten Inanspruchnahme in deutschen klinischen Stichproben vor Beginn einer Intervention (66.7 % ambulante Therapie, 36.1 % teil- oder vollstationäre Therapie, 19.4 % Pharmakotherapie; Walter et al., 2014) sowie im Verlauf (74.4 % ambulante Therapie im 9-Monats-Follow-up; Walter, Hautmann, Lehmkuhl & Döpfner, 2013). In einer repräsentativen norwegischen Stichprobe zeigte sich eine deutlich höhere Nutzung von psychiatrisch-psychotherapeutischen Hilfen bei 16- bis 18-jährigen Schüler_innen mit sehr hohen vs. niedrigen Abwesenheiten (OR: 3.96), wobei zugleich 40 % der Schüler_innen mit sehr hohen Fehlzeiten noch gar keine Hilfe in Anspruch genommen hatten (Askeland, Haugland, Stormark, Bøe & Hysing, 2015).

Rosien, Reissner und Hebebrand (2008) fanden in einer retrospektiven Studie, dass junge Arbeitslose mit Schulabsentismus sowohl vor als auch nach ihrer Volljährigkeit signifikant häufiger psychiatrische Hilfen in Anspruch nahmen als die Vergleichsgruppe ohne Schulabsentismus. Hinsichtlich der Inanspruchnahme von nichtpsychiatrischen bzw. -psychotherapeutischen Hilfen wie etwa Jugendhilfemaßnahmen liegen dagegen bislang keine Erkenntnisse vor.

Fragestellung der Studie

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Schulabsentismus mit diversen negativen Folgen im Verlauf assoziiert zu sein scheint; psychosoziale Probleme und psychiatrische Symptome scheinen bei ca. 30 bis 40 % der Betroffenen auch trotz eingeleiteter Interventionen zu persistieren. Die Beobachtungszeiträume der meisten Studien sind jedoch meist auf einen Katamnesezeitraum von maximal 1 Jahr begrenzt, aussagekräftige Studien über einen längeren Zeitraum fehlen für den deutschsprachigen Raum gänzlich.

Zudem besteht angesichts der uneinheitlichen Befunde zu Prädiktoren für einen positiven bzw. negativen Verlauf von Schulvermeidung weiterer Forschungsbedarf, auch hier vor allem im Hinblick auf längere Beobachtungszeiträume. Während einige Studien für einen schlechteren Verlauf bei internalisierenden Störungen sprechen, legen andere nahe, dass eher Störungen des Sozialverhaltens i. S. von Schulschwänzen mit fortgesetztem Schulabsentismus verbunden sind. Der Frage nach dem Einfluss der Art der Schulvermeidung (Schulverweigerung vs. Schulschwänzen vs. gemischte Gruppe) auf den Verlauf wurde insgesamt noch nicht systematisch nachgegangen. Dies gilt auch für die Untersuchung etwaiger Unterschiede im Inanspruchnahmeverhalten von Schulverweigerer_innen, Schulschwänzer_innen und Patient_innen mit „gemischtem“ Symptombild.

Im Folgenden werden daher Ergebnisse einer prospektiven naturalistischen Verlaufsstudie an einer Inanspruchnahme-Stichprobe von schulvermeidenden Jugendlichen über einen vergleichsweise langen Beobachtungszeitraum berichtet. Neben dem psychosozialen Funktionsniveau, der Symptomatik sowie dem Inanspruchnahmeverhalten 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung liegt hierbei ein besonderer Fokus auf der explorativen Analyse potenzieller Prädiktoren für einen negativen bzw. positiven Verlauf.

Methode

Stichprobe

Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, hält eine Spezialambulanz, eine spezialisierte Station und eine spezialisierte tagesklinische Therapiegruppe für Schulvermeider_innen vor. Für die vorliegende Verlaufsstudie wurden Telefoninterviews mit den Eltern von 237 Schulvermeider_innen, die zwischen dem 01.0.01.2016 und dem 31.12.2017 behandelt wurden (N = 178 ambulant, N = 59 stationär) und an einer Studie zur Evaluation eines Fragebogens teilnahmen, herangezogen (vgl. Knollmann et al., 2019, für weitere Details zur Stichprobe). Bei allen Patient_innen und Sorgeberechtigten wurde der informed consent bzgl. der Studienteilnahme eingeholt. Die Zustimmung der Ethikkommission der Universität Duisburg-Essen lag vor.

Die Erhebung des Follow-up über ein Telefoninterview mit den Eltern fand Anfang Mai bis Mitte Juni 2019 statt. Insgesamt konnten 108 von 237 (45.56 %) möglichen Elterninterviews durchgeführt werden. Die 129 (54.44 %) nicht erreichten Eltern wurden mehrmals an verschiedenen Tagen und Tageszeiten angerufen. 57 Eltern waren nicht erreichbar trotz Freizeichen, bei 51 war die Rufnummer nicht länger gültig. Weiterhin gab es 13 Patient_innen, von denen keine Kontaktdaten verfügbar waren. Zehn Eltern verweigerten das Interview.

Variablen und Messinstrumente

Ersterhebung

Die Diagnosen nach ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) wurden den Arztbriefen entnommen und für die Einteilung nach Art der Schulvermeidung herangezogen (vgl. Knollmann, Al-Mouhtasseb & Hebebrand, 2009): Bei ausschließlich internalisierenden Diagnosen wurde die Patient_innen als „Verweigerer_in“ eingeordnet, bei ausschließlich externalisierenden Diagnosen als „Schulschwänzer_in“. Lagen internalisierende und externalisierende Diagnosen, eine kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen (F93.8) oder eine Anpassungsstörung mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten (F43.25) vor, wurde die Patient_innen der „gemischten Gruppe“ zugeordnet.

Das Inventar Schulvermeidendes Verhalten (ISV; Knollmann et al., 2019) erfasst ein breites Spektrum von Symptomen, die mit schulvermeidendem Verhalten verbunden sind. Zunächst werden die Schüler_innen nach der Intensität diverser Symptome vor oder in der Schule gefragt, anschließend nach deren Auswirkung auf den Schulbesuch. Die 48 Items verteilen sich auf 13 Skalen, die internalisierende und externalisierende Symptome (Depressionen, Sozialangst, Leistungsangst, Agoraphobie/Panik, Trennungsangst, somatische Beschwerden, Aggressionen, Schulaversion/attraktive Alternativen) sowie emotionale Belastung durch Probleme in Schule oder Familie (Probleme mit Lehrer_innen, Abneigung gegen die aktuell besuchte Schule, Probleme mit Mitschüler_innen, der Familie oder den Eltern) erfassen. Alle Skalen wiesen in der vorliegenden Stichprobe eine der Konstruktionsstichprobe entsprechende, mindestens akzeptable interne Konsistenz auf (alle Skalen α ≥ .70; vgl. Knollmann et al., 2019).

Bei Erstvorstellung wurden die schulischen Fehlzeiten der letzten 12 Schulwochen von den Patient_innen über eine vorgeschaltete Frage im ISV erfragt („Bitte schätze: Wie oft hast du in den letzten 12 Schulwochen [Ferienwochen nicht mitgerechnet!] insgesamt in der Schule gefehlt, egal aus welchen Gründen?“; Antwortoptionen: gar nicht: keine Fehlstunden; selten: 1 bis 4 Schulstunden gefehlt; manchmal: 5 Fehlstunden bis 4 Fehltage; oft: 5 bis 12 Fehltage; sehr oft: 13 bis 36 Fehltage; meistens: 37 bis 48 Fehltage; fast immer: 49 bis 59 Fehltage; immer: 60 Fehltage). Weiterhin wurde die wahrgenommene Schwierigkeit des Schulbesuchs erhoben („Wie schwierig war es für dich, in den letzten 12 Schulwochen die Schule zu besuchen?“: 0 =„überhaupt nicht“, 1 =„kaum“, 2 = „etwas“, 3 = „ziemlich“, 4 = „sehr“).

Follow-up

Das Follow-up wurde als strukturiertes Telefoninterview mit den Eltern durchgeführt. Folgende inAnspruch genommenen Hilfsmaßnahmen wurden abgefragt: ambulante Psychotherapie, Weiterbehandlung in der Ambulanz nach Abschluss der Diagnostik, psychopharmakologische Behandlung, teilstationäre und stationäre Therapie, außerplanmäßige, irreguläre Schulwechsel, schulersetzende Maßnahmen, beratende, aufsuchende oder stationäre Jugendhilfemaßnahmen und Sozialstunden aufgrund von Fehlzeiten. Ermittelt wurde zudem, ob ein Schulabschluss erreicht wurde bzw. welche Schulform/Ausbildung/Beruf aktuell wahrgenommen wird und wie oft es hierbei in den letzten 12 Schul-/Arbeitswochen zu Fehlzeiten oder Schwierigkeiten gekommen ist. Für die beiden letztgenannten Fragen wurde auf das o. g. Frageformat zurückgegriffen.

Die Symptomatik und das Funktionsniveau wurde mit dem Strenghts and Difficulties Questionnaire (SDQ; Follow-up-Version für Eltern von 4- bis 17-Jährigen sowie jungen Erwachsenen) erfasst. Der SDQ ist ein international etablierter Screeningfragebogen. Der erste Teil besteht aus fünf Skalen (emotionale Symptome, Verhaltensprobleme, Hyperaktivität/Unaufmerksamkeit, Probleme in der Peer-Group und prosoziales Verhalten, jeweils fünf Items; Gesamtwert Symptome). Im zweiten Teil wird ermittelt, ob das Elternteil das Gefühl hat, dass der oder die Jugendliche aktuell ein Problem hat. Falls ja, wird ermittelt, in welchen Lebensbereichen der oder die Jugendliche durch diese Probleme beeinträchtigt wird und wie stark dies die Bezugspersonen des oder der Jugendlichen belastet (SDQ-Impact-Skalen: Schule/Beruf, Familie, Freizeit, Gleichaltrige; Gesamtwert Beeinträchtigung). Die interne Konsistenz aller Skalen lag mindestens im akzeptablen Bereich (α ≥ .70). Die Einteilung in auffällige vs. grenzwertig auffällige vs. auffällige Skalenwerte richtete sich nach den im Testmanual mitgeteilten Cutoff-Werten (vgl. Woerner et al., 2002).

Datenanalyse

Da es sich um eine explorative Studie handelt und keine sicheren Rückschlüsse auf die Natur der fehlenden Werte möglich waren, wurde auf eine (multiple) Imputation verzichtet (complete case analysis).

Vorgeschaltet wurden Repräsentativitätsanalysen durch einen Vergleich der erreichten vs. nicht erreichten Teilnehmer_innen zum Zeitpunkt der Ersterhebung bezüglich relevanter Variablen. Für die Variablen „Fehlzeiten bei Follow-up“ sowie „Schwierigkeit des Schulbesuchs bei Follow-up“, für die eine hohe Anzahl fehlender Werte vorlag (s. u.), wurde ermittelt, inwiefern signifikante Unterschiede zwischen Proband_innen mit vs. ohne Angaben innerhalb der Follow-up-Stichprobe bestehen (χ2- bzw. zweiseitige t-Tests).

Für die deskriptiven Analysen wurden Prozent- bzw. Mittelwerte berechnet, Vergleiche zwischen den Subgruppen von Schulvermeider_innen erfolgten über χ2- bzw. zweiseitige t-Tests.

Die Analyse der Prädiktoren erfolgte für folgende beim Follow-up erhobene Kriteriumvariablen: SDQ-Gesamtwert Symptome, SDQ-Gesamtwert Beeinträchtigung, SDQ Beeinträchtigung Schule/Beruf, Fehlzeiten und Schwierigkeit des Schulbesuchs. Die Regressionsanalysen wurden zunächst separat für jeden bei der Erstvorstellung erhobenen Prädiktor (Alter, Geschlecht, Skalenwerte des ISV, Art der Schulvermeidung, Diagnosen, Fehlzeiten und Schwierigkeit des Schulbesuchs, wahrgenommene Maßnahmen) sowie für die retrospektiv im Rahmen des Telefoninterviews beim Follow-up erhobenen in Anspruch genommenen Maßnahmen berechnet. Sofern mehrere Prädiktoren für das jeweilige Kriterium signifikante Beta-Gewichte aufwiesen, wurde ein Modell mit Einschluss aller dieser Prädiktoren berechnet. Für die Prädiktoren „Gruppenzugehörigkeit“, „wahrgenommene Maßnahmen“ und „Diagnose“ wurde eine Dummy-Kodierung vorgenommen (Merkmal vorhanden vs. nicht vorhanden, z. B.: Störung des Sozialverhaltens = 1, keine Störung des Sozialverhaltens = 0; Gruppenzugehörigkeit Schwänzer = 1; andere Gruppenzugehörigkeit = 0; tagesklinische Behandlung = 1, keine tagesklinische Behandlung = 0).

Im Vorfeld wurde für alle in einem Modell berücksichtigten Prädiktoren Multikollinearität ausgeschlossen. Sofern konfundierte Variablen, insbesondere Diagnosen und die hieraus resultierende Gruppenzuordnung, bei den Einzelanalysen signifikante Einflüsse aufwiesen, wurde nur diejenige Variable mit dem stärkeren Effekt für die anschließende Analyse mit Einschluss aller anderen signifikanten Variablen berücksichtigt. Aufgrund des explorativen Charakters der Studie wurde auf eine Adjustierung des Signifikanzniveaus von p ≤ .05 für multiples Testen verzichtet und bei p ≤ .10 von einem Trend zur Signifikanz ausgegangen, um falsch negative Ergebnisse zu vermeiden und so Hinweise auf mögliche Unterschiede für zukünftige Replikationsstudien mit gerichteten Hypothesen zu erhalten.

Ergebnisse

Beschreibung der Follow-up-Stichprobe

Die Merkmale der Follow-up-Stichprobe sind Tabelle 1 zu entnehmen. Das Durchschnittsalter lag zum Follow-up-Zeitpunkt bei M = 17.2 Jahren (Range: 10.3 bis 20.8 Jahre). Seit der Erstvorstellung waren M = 27.8 Monate (Range: 18 bis 38 Monate) vergangen. Das Interview wurde größtenteils mit Müttern durchgeführt (79.8 %; Väter: 14.7 %; andere Bezugsperson: 5.4 %).

Tabelle 1 Vergleich der Follow-up-Stichprobe mit nicht erreichten Proband_innen bei Ersterhebung

Die ICD-10-Hauptdiagnosen der Follow-up-Stichprobe bei der Ersterhebung waren Depressionen (F32.x, 24.1 %), Sozialphobie (F40.1 und F93.2, 13 %), sonstige Emotionalstörungen (F93.8, 10.2 %), kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen (F92.x, 8.3 %), Anpassungsstörungen (F43.x, 11.1 %), somatoforme Störungen (F45.x, 8.3 %), Störung des Sozialverhaltens (F91.x, 4.6 %), Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (3 %), Trennungsangst (F93.0, 4.6 %), isolierte Phobie (F40.2 und F93.1, 3,7 %), Hyperkinetische Störung (F90.0, 1 %), Agoraphobie (F40.0, 2 %), Zwangsstörungen (F42.x, 1 %), Generalisierte Angststörung (F41.1., 2 %), Elektiver Mutismus (F94.0, 1 %). 2 % wiesen keine Störung auf.

Im Vergleich zu den nicht erreichten Patient_innen bestanden hinsichtlich der Hauptdiagnosen keine signifikanten Unterschiede (χ2 = 20.9, p = .46). Es fand sich ein signifikant geringerer Anteil weiblicher Patienten, ein geringerer Anteil der gemischten Gruppe und ein höherer Anteil von Schulverweigerer_innen in der Follow-up-Stichprobe, ebenso fanden sich signifikant niedrigere Werte auf der ISV-Skala Aggression (siehe Tabelle 1).

Die Eltern von 24 Patient_innen konnten im Follow-up-Interview keine Angaben zu Fehlzeiten machen; für 21 dieser Patient_innen konnten die Eltern auch keine Aussage zur Schwierigkeit des Schulbesuchs treffen. Die 24 Patient_innen waren im Vergleich zur übrigen Follow-up-Stichprobe bei der Ersterhebung älter (t = 2.28, p = .03), waren häufiger der Gruppe der Schulschwänzer_innen zuzuordnen (χ2 = 13,94, p = .001), zeigten niedrigere Werte auf der ISV-Skala Trennungsangst (t = –2.0, p = .05) und höhere Werte auf der ISV-Skala Schulaversion (t = 2.44, p = .02). Zudem wiesen sie beim Follow-up einen Trend zu höheren Werten auf der SDQ-Skala Verhaltensprobleme auf (t = 1,65, p = .10). Darüber hinaus ergaben sich keine Unterschiede.

Inanspruchnahme von Hilfen

Die häufigste wahrgenommene Maßnahme war die ambulante Psychotherapie (73.1 %; siehe Tabelle 2). 63.9 % der Patient_innen wechselten zumindest einmal außerplanmäßig die Schule und 59 % wurden weiter in der Ambulanz behandelt. 52 % der Patient_innen nahmen verschiedene Beratungsangebote in Anspruch, 50 % der Familien erhielten aufsuchende Maßnahmen der Jugendhilfe. Mindestens eine stationäre Therapie nahmen 47 %, mindestens eine teilstationäre Therapie 45 % der Patient_innen wahr, 30 (27.8 %) wurden sowohl teil- als auch vollstationär behandelt. Betrachtet man teil- und vollstationäre Behandlungen gemeinsam, finden sich nur 17 (15.7 %) Patient_innen ohne eine solche Behandlung gegenüber 31 (28.7 %) Patient_innen mit zwei und 13 (12 %) mit drei teil- oder vollstationären Aufnahmen. Ein ähnliches Bild ergibt sich hinsichtlich der Inanspruchnahme von Jugendhilfemaßnahmen: Nur 20 (18.5 %) Patient_innen nahmen überhaupt keine Maßnahme der Jugendhilfe in Anspruch, 49 (45.3 %) Patient_innen erhielten im Verlauf zwei oder mehr dieser Hilfen, in knapp 20 % der Fälle bis hin zur außerhäuslichen Unterbringung. Die meisten Patient_innen (N = 78, 84.8 %) nahmen dabei sowohl Maßnahmen der Jugendhilfe als auch der Kinder- und Jugendpsychiatrie wahr. Unterschiede zwischen den Subgruppen von Schulvermeider_innen hinsichtlich des Inanspruchnahmeverhaltens fanden sich nur hinsichtlich einer stärkeren Nutzung einer tagesklinischen Behandlung bei den Schulverweigerer_innen (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2 Inanspruchnahmeverhalten

Zu den bei einer abschließenden offenen Frage berichteten anderen Maßnahmen zählten eine freiwillige Rückversetzung, ein fehlgeschlagener Versuch eines richterlichen Beschlusses zur stationären Einweisung, zwei Hochbegabten-Förderungen, eine schulische Integrationshilfe. Auch Ordnungswidrigkeitsverfahren in Form von Sozialstunden wurden häufiger berichtet.

Symptomatik und psychosoziales Funktionsniveau beim Follow-up

Knapp die Hälfte der Patient_innen (46.3 %) wurde von ihren Eltern als symptomatisch grenzwertig auffällig oder auffällig (Gesamtwert SDQ, siehe Tabelle 3) beschrieben. Dies ist vor allem auf emotionale Probleme sowie Probleme mit Gleichaltrigen zurückzuführen, die aus Elternsicht bei über der Hälfte der Patient_innen bestehen (62.9 % resp. 56.4 % grenzwertig auffällig oder auffällig).

Tabelle 3 Symptomatik beim Follow-up im Elternurteil

Nur ca. ein Drittel der Eltern gab an, dass deutliche oder massive Probleme im Funktionsbereich Schule/Beruf oder bezüglich des regelmäßigen Schulbesuchs bestehen (siehe Tabelle 4). Für 27 (25 %) der 108 Patient_innen wurde berichtet, dass sie einen Schulabschluss verfehlt haben. 39.8 % konnten diesen altersbedingt noch nicht absolvieren. Einen Schulabschluss erreicht hatten 38 (35.2 %) Patient_innen. 80 (74.1 %) waren weiterhin auf einer Schule angemeldet, 4 (3.7 %) arbeiteten, 2 (1.8 %) absolvierten eine Ausbildung, ein Patient studierte. Insgesamt 7 (6.5 %) Patient_innen waren in zeitlich begrenzten und/oder gesonderten Qualifizierungsmaßnahmen (Praktika, berufsvorbereitende Maßnahmen, FSJ [Freiwilliges soziales Jahr], schulersetzende Maßnahmen), 4 (3.7 %) waren arbeits- oder ausbildungssuchend. Für 10 (9.3 %) Patient_innen wurde keinerlei Tätigkeit angegeben.

Tabelle 4 Psychosoziales Funktionsniveau und Schulabsentismus beim Follow-up

Hinsichtlich der weiteren Funktionsbereiche fällt der Anteil der als problematisch beschriebenen Patient_innen ebenfalls eher gering aus. So werden trotz der offenbar bei gut der Hälfte der Patient_innen bestehenden Auffälligkeiten im Gleichaltrigenkontext (s. o.) lediglich 26.8 % der Patient_innen im Bereich „Freunde“ als deutlich/massiv beeinträchtigt beschrieben. Signifikante Unterschiede zwischen den Subgruppen von Schulvermeider_innen fanden sich hinsichtlich der Impact-Skalen des SDQ oder des Schulbesuchs nicht. Bei den SDQ-Symptomskalen zeigten Schulschwänzer_innen und die gemischte Gruppe im Vergleich zu Schulverweigerer_innen signifikant häufiger auffällige externalisierende Symptome (Hyperaktivität, Verhaltensprobleme, niedriger ausgeprägtes prosoziales Verhalten).

Prädiktoren des Verlaufs

Folgende Prädiktoren hatten auf keines der Kriterien einen signifikanten Effekt:

  • Alter bei Erstvorstellung
  • Geschlecht
  • Ausmaß der Fehlzeiten bei Erstvorstellung (Selbst- und Elternurteil)
  • Dauer der Schwierigkeiten mit dem Schulbesuch bei Erstvorstellung (Selbsturteil)
  • Schwierigkeit des Schulbesuchs bei Erstvorstellung (Elternurteil)
  • Art der in Anspruch genommenen Maßnahmen
  • Diagnose Depression
  • Gruppenzugehörigkeit Schulverweigerer_innen
  • ISV-Skalen Agoraphobie, Trennungsangst, Somatische Beschwerden, Probleme mit der spezifischen Schule

Die Zeitspanne zwischen Erstvorstellung und Follow-up wurde als Kontrollvariable berücksichtigt und hatte ebenfalls keinen signifikanten Einfluss.

Tabelle 5 zeigt die übrigen Prädiktoren, für die in den Einzelanalysen ein signifikanter Einfluss (p ≤ .05) oder ein Trend zur Signifikanz (p ≤ .10) festgestellt wurde. Übergeordnet fällt auf, dass alle Effekte schwach ausgeprägt und oft nach Aufnahme anderer Variablen nicht mehr signifikant sind. Entsprechend gering fällt auch die Varianzaufklärung aus.

Tabelle 5 Prädiktoren des Verlaufs

Die Ergebnisse zu dem SDQ-Gesamtwert Symptome als Kriterium weisen darauf hin, dass die Diagnose einer sozialen Phobie sowie mehrere ISV-Skalen eine höhere Symptombelastung im Verlauf voraussagen. Es fällt auf, dass vor allem diejenigen ISV-Skalen, die umweltseitige Belastungen und externalisierende Symptome erfassen (Probleme mit Eltern, Familie, Lehrer_innen; Schulaversion, Aggression), mit einer stärkeren Symptombelastung im Verlauf assoziiert sind, wohingegen die diversen ISV-Skalen zu internalisierenden Symptomen mit Ausnahme der Skala Depression hier keine signifikanten Einflüsse aufweisen. Einige dieser ISV-Skalen (Soziale Phobie, Leistungsangst) waren jedoch schwach mit einer stärkeren Gesamtbeeinträchtigung (SDQ) zum Follow-up verbunden. Auch zeigte sich ein schwacher Einfluss der ISV-Skala Aggression.

Auf das schulische/berufliche Funktionsniveau (Beeinträchtigung Schule/Beruf im SDQ, Schwierigkeit des Schulbesuchs, Fehlzeiten) hatten weder das Ausmaß noch die Dauer der Fehlzeiten bei Erstvorstellung einen signifikanten Einfluss (s. o.). Lediglich die Selbsteinschätzung der Schwierigkeit des Schulbesuchs bei der Ersterhebung wies einen Trend zur Signifikanz hinsichtlich der Beeinträchtigung im Bereich Schule/Ausbildung (SDQ) auf, der bei Einschluss der übrigen als signifikant ermittelten Variablen nicht mehr nachweisbar war (siehe Tabelle 5). Signifikante Einflüsse von Prädiktoren aus dem internalisierenden Spektrum fanden sich nicht. Dagegen ergaben sich für alle drei schulbesuchsbezogenen Kriterien schwache signifikante Effekte der Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens. Zudem zeigten sich schwache signifikante Einflüsse der ISV-Skalen Probleme mit Lehrer_innen und Probleme mit Peers auf die schulischen Fehlzeiten sowie der ISV-Skala Aggression auf die Kriterien Beeinträchtigung Schule/Beruf (SDQ) und Schwierigkeit des Schulbesuchs beim Follow-up. Übergeordnet zeigte letztgenannte Skala die meisten und auch die deutlichsten Effekte auf die analysierten Kriterien (siehe Tabelle 5).

Diskussion

Fehlzeiten in der Schule sind schon in geringer Ausprägung mit Entwicklungsrisiken assoziiert (Dougherty & Childs, 2019). Eine besonders hohe Entwicklungsgefährdung kann für Kinder und Jugendliche angenommen werden, die aufgrund einer psychischen Störung erhebliche Fehlzeiten aufweisen. Ab einem bestimmten Ausmaß der Schulabwesenheit erscheint für viele Betroffene der Weg zurück in die Schule nahezu unmöglich; die hieraus resultierende fehlende Teilhabe und zunehmende Hoffnungslosigkeit kann weiter zu einer Chronifizierung der psychischen Störung beitragen (vgl. Knollmann et al., 2010). Für die Entwicklung sekundärpräventiver Maßnahmen, die früh in diesen Chronifizierungsprozess eingreifen können, sind Kenntnisse über den Verlauf von Schulabsentismus zentral.

In der vorliegenden Studie wurde zum ersten Mal eine größere Gruppe von deutschen Schulvermeider_innen über 1 Jahr hinaus katamnestisch untersucht.

In Übereinstimmung mit den Ergebnissen bisheriger Studien (McShane et al., 2004; Walter et al., 2014; Walter, Hautmann, Minkus, et al., 2013) scheinen ca. zwei Drittel der erfassten Schulvermeider_innen 1.5 bis 3 Jahre nach Erstvorstellung einen regelmäßigen Schulbesuch aufzuweisen und auch in anderen Lebenskontexten nicht wesentlich belastet zu sein. Zugleich zeigen aber bis zu zwei Drittel der Betroffenen im Elternurteil beim Follow-up weiterhin psychiatrisch relevante Symptome, insbesondere emotionale Symptome sowie Verhaltensprobleme im Gleichaltrigenkontext. Insgesamt kann damit angenommen werden, dass viele der Jugendlichen es schaffen, trotz fortbestehender Symptombelastung ein relativ hohes psychosoziales Funktionsniveau (inklusive Schulbesuch) aufrechtzuerhalten.

Die festgestellte hohe Inanspruchnahme von sowohl psychiatrisch-psychotherapeutischen als auch Jugendhilfemaßnahmen sowie der Kombination dieser Hilfearten in 85 % der Fälle unterstreicht die Heterogenität des Problemfelds Schulabsentismus und das starke Ausmaß der hiermit verbundenen Belastung. Hierfür spricht auch der hohe Anteil an (teil)stationären Behandlungen. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine klinische Inanspruchnahme-Stichprobe untersucht wurde. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier psychosozial stark belastete Jugendliche überrepräsentiert waren. Zudem liegt es nahe, dass bei einer Vorstellung in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik auch überproportional viele der dort verfügbaren Maßnahmen empfohlen und eingeleitet werden (z. B. Weiterbehandlung in der Ambulanz, stationäre Therapie). Hieraus wäre auch der Kontrast zwischen den Befunden dieser sowie anderer klinischer Studien und denen der bislang einzig verfügbaren repräsentativen Studie erklärbar, die eine fehlende Nutzung von Hilfeangeboten bei 40 % der schulabsenten norwegischen Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren fand (Askeland et al., 2015). Eine weitere oder alternative Erklärung hierfür wären neben Altersunterschieden zwischen den Stichproben nationale Unterschiede hinsichtlich der Organisation und Verfügbarkeit von Hilfeangeboten bei Schulabsentismus.

Dass bei der Analyse möglicher Prädiktoren keine Effekte spezifischer Maßnahmen gefunden wurden, könnte nahelegen, dass bei Schulvermeidung viele Wege zum Ziel führen können, sofern sie an die individuelle Problemlage angepasst werden. Es bleibt offen, inwiefern die hier vorgenommene Unterteilung in verschiedene Gruppen, die nicht unumstritten ist (vgl. hierzu Heyne et al., 2019), hierfür hilfreich ist. In jedem Fall scheinen bei Schulvermeider_innen kategoriale oder tradierte Indikationsstellungen – psychisch kranke Schulverweigerer_innen brauchen Therapie, dissoziale Schulschwänzer_innen Jugendhilfemaßnahmen – zumindest in der in dieser Studie untersuchten klinischen Praxis nicht mehr zu gelten. So nahmen z. B. auch rund 60 % der Patient_innen mit einer Störung des Sozialverhaltens (Schwänzer und gemischte Gruppe) eine Psychotherapie in Anspruch; knapp die Hälfte aller Schulverweigerer_innen erhielt Unterstützung durch eine aufsuchende Jugendhilfemaßnahme. Ob die jeweiligen Indikationsstellungen tatsächlich gerechtfertigt waren, kann aufgrund des Studiendesigns nicht rückgeschlossen werden. Dieser Befund verweist jedoch einmal mehr auf die Notwendigkeit einer engeren Vernetzung verschiedener Maßnahmen sowie der involvierten Hilfesysteme (Knollmann et al., 2010; Lenzen et al., 2016).

Hinsichtlich möglicher Verlaufsprädiktoren lässt sich festhalten, dass nur wenige der berücksichtigten Variablen den Schulbesuch sowie das psychische Befinden zum Zeitpunkt des Follow-ups vorhersagen konnten und die entsprechenden Assoziationen und Varianzaufklärungen ausnahmslos schwach ausgeprägt waren. Dies deckt sich mit bisherigen Studienergebnissen, die ebenfalls keine stärkeren Effekte nachweisen konnten. Hier ist erneut auf die fehlende Berücksichtigung des sozioökonomischen Status, jedoch auch weiterer, insbesondere auch protektiver Faktoren (wie z. B. stabile familiäre Beziehungs- und Kommunikationsmuster, eine gute Einbindung im Gleichaltrigenkontext oder ein positives Schulklima) hinzuweisen (vgl. Rasasingham, 2015). Für die in früheren Arbeiten geäußerte Hypothese, dass Patient_innen aus der gemischten Gruppe besonderen Belastungen ausgesetzt sind und somit ein höheres Risiko für einen schlechteren Verlauf haben (Knollmann et al., 2009, 2013), fanden sich keine direkten Belege; eine (komorbide) Störung des Sozialverhaltens bei Erstvorstellung war jedoch mit einem ungünstigen Verlauf hinsichtlich des Schulbesuchs assoziiert. Einschränkend ist auf die geringe Fallzahl der Patient_innen mit dieser Diagnose hinzuweisen, aus der sich eine sehr geringe Gruppengröße der Schulschwänzer_innen und der gemischten Gruppe ergab. Entsprechend lassen sich keine validen Rückschlüsse auf etwaige Gruppenunterschiede anstellen und die diesbezüglich berichteten Ergebnisse sind als rein deskriptiv zu werten. Auch die Ergebnisse zu der Skala Aggression des ISV sprechen allerdings dafür, dass externalisierende Symptome mit einer schlechteren psychosozialen Anpassung und fortbestehenden Schulbesuchsproblemen verbunden sind. Es kann vermutet werden, dass ein gestörtes, oppositionelles Sozialverhalten zu mangelnder Therapiecompliance führt und hierdurch der vergleichsweise schlechtere Verlauf bedingt ist. Zudem könnte auch ein über soziale Probleme vermittelter Einfluss auf Schulabsentismus bestehen: Ein durch aggressive Impulse geprägtes Sozialverhalten führt zu Problemen mit Gleichaltrigen und Lehrer_innen (z. B. Lansford, Malone, Dodge, Pettit & Bates, 2010), die wiederum prognostisch einen schwachen negativen Einfluss auf die Wiederaufnahme eines regelmäßigen Schulbesuchs haben (siehe die Befunde zu den ISV-Skalen Probleme mit Peers und Probleme mit Lehrer_innen).

Die Studie unterliegt als naturalistische Verlaufsstudie mehreren Limitationen: Es wurde kein einheitlicher Erhebungszeitraum festgelegt, die Validität der Diagnosen ist unsicher, da sie nicht standardisiert mittels klinischem Interview gestellt wurden und mehrere der erhobenen Variablen unterscheiden sich zwischen den beiden Messzeitpunkten. Eine Befragung der Patient_innen selbst wurde zum Follow-up nicht vorgenommen, auch eine Beurteilung durch die Lehrer_innen sowie eine objektivere Erfassung der Fehlzeiten konnte nicht realisiert werden. Mehrere mögliche Prädiktoren wie z. B. sozioökonomischer Status oder psychische Störungen der Eltern wurden nicht erhoben. Auch zu weiteren Differenzierungen innerhalb der erfragten psychosozialen Hilfen (z. B. Therapie: sozialpsychiatrische vs. psychotherapeutische Behandlung; Jugendhilfe: Erziehungsbeistandschaft, sozialpädagogische Familienhilfe) und ihrer Dauer und Intensität sind keine Angaben verfügbar.

Darüber hinaus konnten nur rund 46 % der Proband_innen für die katamnestische Datenerhebung erreicht werden, sodass auch hier Verzerrungen nicht auszuschließen sind. Dies trifft vor allem auf die Gruppeneinteilung der Patient_innen in Schulverweigerer_innen, Schulschwänzer_innen und die gemischte Gruppe zu: Der gemischten Gruppe sowie den Schulschwänzer_innen konnten vergleichsweise sehr wenig Patient_innen zugeordnet werden und bei den Schulschwänzer_innen fand sich eine Häufung von fehlenden Werten, sodass hier kaum Aussagen zum Schulbesuch beim Follow-up gemacht werden können.

Bezüglich der Prädiktoranalysen ist sowohl auf die geringe Varianzaufklärung als auch auf die Vielzahl der durchgeführten Analysen bei gleichzeitig nicht adjustiertem Signifikanzniveau und relativ geringer Stichprobengröße hinzuweisen. Weiterhin ergaben sich bei der Analyse der Patient_innen mit fehlenden Angaben zu Fehlzeiten und zur Schwierigkeit des Schulbesuchs Hinweise auf systematische Einflüsse (höherer Anteil von Patient_innen mit externalisierender Symptomatik), sodass Verzerrungen der Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden können.

Zusammenfassend muss betont werden, dass es sich um rein explorative Analysen handelt, die zwar mögliche Ausgangspunkte für zukünftige Studien identifizieren, aber keinesfalls die berichteten Zusammenhänge statistisch sichern können.

Obwohl die Interpretation der Studienergebnisse somit mehreren Einschränkungen unterliegt, liefern die vorliegenden Befunde doch einen empirisch basierten Einblick in den Verlauf schulvermeidenden Verhaltens und mögliche Einflussfaktoren hierauf. In der klinischen Praxis gilt es, diese Prozesse auf Grundlage der verfügbaren empirischen Erkenntnisse individuell nachzuvollziehen, die Schulvermeidung so als einen dysfunktionalen Bewältigungsversuch der zugrundeliegenden Problematik verstehbar zu machen und hierauf aufbauend passende, multimodale Interventionen zu planen (Reissner, Knollmann & Hebebrand, 2015). Diese sollten auch auf die oft verminderte oder nicht vorhandene Therapiemotivation und -compliance von schulvermeidenden Patient_innen mit komorbider Störung des Sozialverhaltens und/oder habituellem, persönlichkeitsnahem Vermeidungs- und Verweigerungsverhalten eingehen (vgl. hierzu den Beitrag von Neumann et al. in diesem Heft). Die Befunde dieser explorativen Studie sollten ferner als Ausgangspunkt genutzt werden, um in zukünftigen Verlaufsstudien Annahmen wie die oben skizzierten an repräsentativen Stichproben gezielt zu überprüfen. Ideal wäre es hierbei, bereits ab dem Grundschulalter regelmäßige Erhebungen vorzunehmen, sodass frühe Risiken erkannt und präventive Maßnahmen hierauf abgestimmt werden können. Entsprechende Präventionsmodelle liegen hierfür schon vor: Schulbasierte „School Attendance Teams“ könnten bei regelmäßigen Treffen auf Basis regelmäßiger Erhebungen, die neben einer genauen Erfassung der schulischen Fehlzeiten auch Informationen z. B. zum Schulklima und zum psychischen Befinden der Schüler_innen beinhalten könnten, sowohl primär- als auch sekundärpräventive Maßnahmen einleiten, um der Entstehung von Schulabsentismus vorzubeugen und Risikoschüler_innen gezielte Hilfen zukommen zu lassen (Ingul, Havik & Heyne, 2019; Kearney & Graczyk, 2020).

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