Skip to main content
Free AccessEditorial

Reisen in grosse Höhen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1661-8157/a003653

Reisen in grosse Höhen sind in den vergangenen Jahren sehr beliebt geworden, nicht nur bei erfahrenen Alpinistinnen und Alpinisten, sondern auch bei Touristinnen und Touristen im Allgemeinen. So bieten immer mehr Reisebüros potenziellen Kundinnen und Kunden in ihren Katalogen ein Höhenerlebnis an. Extreme Umgebungen (>2500 m über dem Meeresspiegel) sind jedoch durch Hypoxämie und eine Reihe von Anpassungen der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems gekennzeichnet, die die korrekte Sauerstoffversorgung der verschiedenen Organsysteme aufrechterhalten sollen. Diese Veränderungen erfolgen über Chemo-Reflexe, an denen das sympathisch-adrenale System beteiligt ist [1].

Leider reagieren nicht alle Menschen in gleicher Weise auf die Exposition gegenüber grossen Höhen, und selbst Gesunde können an höhenbedingten Krankheiten leiden, d.h. an der akuten Bergkrankheit (AMS), dem Höhenlungenödem (HAPE) und dem Höhenhirnödem (HACE) [2]. Bei Personen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden diese Anpassungen bereits auf Meereshöhe statt, und eine hypoxische Umgebung gibt Anlass zur Sorge, wenn sie sich grossen Höhen aussetzen [3]. Während das Reisen in gemässigte Höhen (<2500 m) für Personen mit stabilen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als sicher gilt, ist bei denjenigen mit instabilen Zuständen vor der Exposition in grösseren Höhen >2500 m eine sorgfältige und individualisierte Bewertung erforderlich.

J. Vontobel zeigt in dem Beitrag «Herzpatienten und Höhenexposition» [4] in dieser Ausgabe der «Praxis» die anstehenden Herausforderungen umfassend auf und gibt praktische Empfehlungen, die bei der Beratung von Patientinnen und Patienten vor Reisen in höhere Lagen berücksichtigt werden müssen. Besorgniserregend ist, dass die verfügbare Evidenz aus publizierten Studien, die von Vontobel zusammengefasst wurden, nicht allzu stark zu sein scheint, da die meisten Evidenzen einen Empfehlungsgrad zwischen B und C haben. Dennoch ist das Niveau der Klassenevidenz recht hoch, zwischen l und lla. Bei jeder Patientin/jedem Patienten sollten allgemeine Empfehlungen wie Akklimatisierung, Vermeidung von Überanstrengung, Vermeidung von Direkttransporten in eine Höhe >2500 m, Aufrechterhaltung der Hydratation und Anpassung der Behandlungen Teil der anfänglichen Patientenevaluation und Beratung sein. Absolute Kontraindikationen, wie in Tabelle 1 dargestellt, sollten nicht ignoriert werden.

Tabelle 1 Absolute Kontraindikationen für eine Exposition in grosser Höhe (nach [5])

Schliesslich ist es aufgrund der hohen individuellen Variabilität der adaptiven Reaktion auf die Exposition in grosser Höhen und der mässigen Evidenzstärke vorzuziehen, bei Personen mit zugrunde liegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen einen vorsichtigen Ansatz zu verfolgen. Eine sorgfältige Bewertung vor der Exposition mit besonderem Augenmerk auf Krankheit und Vorgeschichte der Patientin/des Patienten kann das Risiko minimieren und Kontraindikationen für eine Exposition gegenüber grossen Höhen aufdecken.

Bibliografie

  • Rimoldi SF, Sartori C, Seiler C, et al. High-altitude exposure in patients with cardiovascular disease: risk assessment and practical recommendations. Prog Cardiovasc Dis. 2010; 52(6):512–524. First citation in articleCrossref MedlineGoogle Scholar

  • Bärtsch P, Swenson ER . Clinical practice: Acute high-altitude illnesses. N Engl J Med. 2013;368(24):2294–2302. First citation in articleCrossref MedlineGoogle Scholar

  • Parati G, Agostoni P, Basnyat B, et al. Clinical recommendations for high altitude exposure of individuals with pre-existing cardiovascular conditions: A joint statement by the European Society of Cardiology, the Council on Hypertension of the European Society of Cardiology, the European Society of Hypertension, the International Society of Mountain Medicine, the Italian Society of Hypertension and the Italian Society of Mountain Medicine. Eur Heart J. 2018;39(17):1546–1554. First citation in articleMedlineGoogle Scholar

  • Vontobel J: Herzpatienten und Höhenexposition. Praxis. 2021;110:303–311. First citation in articleAbstractGoogle Scholar

  • Hofstetter L, Scherrer U, Rimoldi S. Going to high altitude with heart disease. Cardiovasc Med. 2017;20(04):87–95. First citation in articleCrossrefGoogle Scholar

Dr. med. Emrush Rexhaj, Abteilung für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, 3010 Bern,