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Free AccessDiskussionsforum

Extracurriculare Open Science. Eine Ergänzung der Handlungsempfehlungen

Published Online:https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000576

Extracurriculare Open Science

Eine Ergänzung der Handlungsempfehlungen

Es existieren zahlreiche Bemühungen, Open Science unter Forschenden zu etablieren und aktuelle Forschungspraktiken metawissenschaftlich zu untersuchen. Diese Bemühungen sollten allerdings auch mehr auf Studierende ausgeweitet werden. Im deutschen Sprachraum macht das Positionspapier der Studierenden (Brachem et al., 2022) einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Die Autor_innen beschließen den Artikel mit Handlungsempfehlungen für die psychologische Lehre, die Open Science mehr in das Curriculum integrieren sollen.

Während curriculare Veranstaltungen ein wichtiger Kanal für die Vermittlung von wissenschaftlicher Praxis sind, möchte ich mit diesem Diskussionsbeitrag das Positionspapier um wertvolle extracurriculare Möglichkeiten der Open Science-Vermittlung erweitern. Zum einen sind diese Möglichkeiten oft flexibler und schneller organisiert als ihr curriculares Pendant. Damit sind solche Möglichkeiten der Open Science-Vermittlung gerade, aber nicht ausschließlich, interessant, wenn curriculare Optionen der Open Science-Vermittlung noch weitgehend an einer Universität fehlen. Zum anderen können außercurriculare Veranstaltungen Studierenden eine neue, weniger hierarchische Umgebung bieten, um sich mit Open Science auseinanderzusetzen.

Ich ergänze die curricularen Handlungsempfehlungen des Positionspapiers um vier außercurriculare Optionen. Dazu möchte ich vorab zwei Aspekte herausstellen. Erstens ist die von mir vorgestellte Liste an extracurricularen Möglichkeiten nicht vollständig. Der aktuelle Diskussionsbeitrag ist eine Anregung, alternative Möglichkeiten zum Curriculum in Betracht zu ziehen, um Studierenden Open Science zu vermitteln. Zweitens ersetzen sich die vier Veranstaltungsoptionen nicht gegenseitig. Die verschiedenen Optionen sollten nach Möglichkeit zusammen genutzt werden und sich gegenseitig ergänzen.

Bestehende Open Science-Gruppen

Eine naheliegende Möglichkeit der Einbindung von Studierenden in Open Science ist die Eingliederung in die vielerorts bereits bestehenden Open Science-Gruppen. Hier sind die Organisator_innen der Gruppen gefragt, explizit Werbung für ihre Treffen bei Studierenden zu machen, aber auch die Studierenden aufgefordert, aktiv einzufordern, dass solche Veranstaltungen für sie zugänglich gemacht werden. Das Mannheim Open Science Meetup (https://osf.io/gzf9h/) geht hier mit gutem Beispiel voran. Monatliche Treffen richten sich an Studierende und Forschende. Dies wird auch in den Bewerbungen auf Social Media-Plattformen und in universitären Mailverteilern ausdrücklich kommuniziert.

Studierendentreffen

Organisierte Treffen unter Studierenden können ein erster unverbindlicher Schritt sein, sich mit Themen der Open Science vertraut zu machen. Diese Möglichkeit hat den Vorteil, dass die Studierenden nur unter sich sind und damit weniger fachlichen Druck spüren. Diese Studierendentreffen können auch als Einstieg für existierende Open Science-Treffen genutzt werden.

Studierende können (z. B. in einer Studierendenvertretung) aktiv Veranstaltungen dieser Art gestalten und auf solche Möglichkeiten aufmerksam machen. Forschende können die studentischen Organisator_innen fachlich unterstützen oder bei Fehlen solcher Veranstaltungen auch selbst Möglichkeiten für Studierende schaffen.

Studierendentreffen zu Open Science können dabei verschiedene Formen annehmen. Die niederländische Student Initiative for Open Science (SIOS, studentinitiativeopenscience.com) veranstaltet, zum Beispiel, sowohl Filmabende mit Open Science-Thema, als auch Vorträge von Studierenden an Studierende und Diskussionsrunden, in denen studentische Erfahrungen mit Open Science geteilt werden.

Workshops

Extracurriculare Workshops können Studierenden die ergänzende Möglichkeit bieten, auch außerhalb des Curriculums relevante Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens zu lernen. Hier sind aufgrund des hohen fachlichen Aufwands vor allem Forschende gefragt, sich mit ihrer Expertise einzubringen. Studierende, ihre Initiativen und Vertretungen können aber auch die Organisation und Bewerbung einer solchen Veranstaltung übernehmen und zusammen mit Forschenden Workshops erarbeiten.

SIOS macht auch das eindrücklich vor. Studierende hatten in der Vergangenheit die Möglichkeit, Workshops zu Themen wie Präregistrierung oder der kollaborativen Plattform Git‍(Hub) zu besuchen. Veranstaltungen dieser Art werden von der Studierendeninitiative zusammen mit ausgewählten Forschenden organisiert.

Austausch zwischen Studierenden und Forschenden

Der organisierte Austausch zwischen Studierenden und Forschenden kann beiden Seiten neue Perspektiven ermöglichen. Studierende erhalten Einsicht in die aktuelle Wissenschaftspraxis, während Forschende Einblick in aktuelle Studierendenerfahrungen erhalten.

Dieser Austausch kann in bestehenden Open Science Treffen geschehen. Beispiele hierfür finden sich beim Mannheim Open Science Meetup. Die Gruppe bietet Vorträge zu Open Science Themen mit anschließender Diskussion an und hat auch schon ein Treffen organisiert, in dem Studierende und Forschende über Open Science im Studium miteinander diskutierten.

Allerdings können Studierende oder ihre Vertretung einen solchen Austausch auch gut selbst organisieren und gezielt Forschende anfragen. SIOS organisiert, zum Beispiel, ein Format, das mit dem frontalen Vortrag Forschender beginnt und mit dem Austausch verschiedener (vor allem studentischer) Perspektiven zum vorgetragenen Thema endet.

Schlussendlich greifen curriculare und extracurricular Open Science-Veranstaltungen ineinander. Beide Formen haben ihre Stärken und Schwächen und funktionieren am besten in Interaktion miteinander. Der aktuelle Diskussionsbeitrag soll an konkreten Beispielen herausstellen, dass die eine Form der jeweils anderen in bestimmten Bereichen helfen kann, Open Science auf eine neue Art und Weise an Studierende heranzutragen.

Ich danke Jana Berkessel, Ira Maschmann und Jonas Voßemer für den wertvollen Austausch zum Thema des Diskussionsbeitrags und für wertvolles Feedback zu vorherigen Fassungen.

Literatur

  • Brachem, J., Frank, M., Kvetnaya, T., Schramm, L. F. F. & Volz, L. (2022). , Replikationskrise, p-hacking und Open Science. Eine Umfrage zu fragwürdigen Forschungspraktiken in studentischen Projekten und Impulse für die Lehre, Psychologische Rundschau, 73,, 1 – 17. https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000562 First citation in articleGoogle Scholar