Gedanken im Dialog entwickeln und erklären: Die Methode dialoggestützter Interviews mit Kindern
Abstract
Zusammenfassung: Mit Hilfe von Kinderinterviews sollen zumeist Informationen darüber gewonnen werden, wie sich die Lebenswelten von Kindern aus ihrer subjektiven Perspektive heraus gestalten, wie sie diese explizieren oder wie sich Orientierungen, Wissen und Handeln in Abhängigkeit ihres biographischen Hintergrunds entwickeln. Durch die Methode des dialoggestützten Interviews entwickelt sich der Gesprächsverlauf nach einem thematisch fokussierenden Stimulus durch den dialogischen Prozess der Kinder weitgehend selbstläufig. Diese Methode wird aktuell in dem BMBF-geförderten Projekt „Begegnungen“ (www.intergenerative-begegnungen.de) zur Erfassung von Altersbildern bei Vorschulkindern eingesetzt. Insgesamt werden ca. 60 Kinder zu ihren Kenntnissen und Vorstellungen über das Alt-Sein und Alt-Werden befragt. Die bisherigen Auswertungen beziehen sich auf die Frage, wie sich die subjektiv-biographischen Erfahrungen der Kinder mit der (Ur-) Großelterngeneration darstellen und wie sie in den Interviews expliziert werden. Dabei zeigt sich, dass die Kinder in der interaktiven Auseinandersetzung miteinander ihre individuellen Erlebnisse, Interaktionserfahrungen und Gefühle vergleichen, kategorisieren und bewerten. Dabei entwickeln und äußern sie auch (vorläufige) Konzepte von Alt-Sein und Alt-Werden, Lebensqualität und sozialer Teilhabe.
Abstract. Child interviews aim to collect information about how children perceive and explicate their lives from their subjective perspective, how attitudes, knowledge, and behavior develop and in which way this is due to their biographical background. The method of dialog-sustained interviews supports the open course of dialog between two children after a theme focusing stimulus. This method is currently applied in the BMBF-funded project “Encounters” (www.intergenerative-begegnungen.de) to learn about preschool children’s attitudes and perceptions of old age, approx. 60 children are involved. The previous analyzes are focusing on how the subjective-biographical experiences of children with their (great-) grandparents are presented in the interviews. It turns out that the children compare their individual experiences, actions, and feelings. They categorize and rate their views and perspectives on old age and they also express (provisional) concepts of being old and becoming old as well as of life quality and social inclusion.
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