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Open AccessSchwerpunktbeitrag

Einflussfaktoren auf die frühe Mutter-Kind-Interaktion

Befunde aus der Förderstudie BRISE

Published Online:https://doi.org/10.1026/2191-9186/a000664

Abstract

Zusammenfassung: Mütterliche Sensitivität und Anregung stellen zwei wichtige Dimensionen des mütterlichen Interaktionsverhaltens dar und sind zudem bedeutsam für die kindliche Entwicklung. Im vorliegenden Beitrag wurden verschiedene Einflussfaktoren auf die mütterliche Sensitivität und Anregung bei Familien (Mütter und ihre sieben Monate alten Kinder) untersucht, die in sozioökonomisch benachteiligten Stadtgebieten wohnen und an der Förderstudie „BRISE“ (Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung) teilnehmen. Außerdem wurden Zusammenhänge zwischen der Teilnahme an frühen Fördermaßnahmen, wie beispielsweise dem Programm TippTapp, und der mütterlichen Sensitivität sowie Anregung in der Mutter-Kind-Interaktion analysiert. Einbezogen werden konnten Daten von 152 Müttern und ihren Kindern. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere sozioökonomische Hintergrundmerkmale, wie die mütterliche Bildung, mit einer höheren Sensitivität verbunden waren, auch unter Kontrolle von weiteren Merkmalen, die für Mutter-Kind-Interaktionen relevant sind. Hinsichtlich des mütterlichen Anregungsverhaltens zeigten sich in diesem jungen Alter geringere Zusammenhänge mit potenziellen Einflussfaktoren. Die Befunde deuten zunächst an, dass die Teilnahme am Förderprogramm TippTapp positiv mit der mütterlichen Sensitivität assoziiert ist. Dieser Effekt bleibt allerdings bei Kontrolle von weiteren sozioökonomischen Variablen nicht bestehen.

What Influences the Quality of Early Maternal Interaction Behavior? Results From the BRISE Study

Abstract: Maternal sensitivity and stimulation represent two critical dimensions of maternal interaction behavior and play an important role in supporting child development. The present study examines various factors that may affect maternal sensitivity and stimulation behavior in a sample of families (mothers and their 7-month-old children) who live in socioeconomically disadvantaged neighborhoods and participated in the BRISE study (Bremen Initiative to Foster Early Childhood Development). In addition, we examined associations between participation in early intervention programs, such as the TippTapp program, and maternal sensitivity and stimulation behavior in mother-child interactions. We used data from 152 mothers and their children in the BRISE sample for our analyses. Results show that socioeconomic background characteristics, particularly maternal education, were significantly associated with comparatively higher maternal sensitivity, even when controlling for other important influencing factors. Associations with maternal stimulation behavior were less strong at this young age. The findings also initially suggest that participation in the program TippTapp is positively related to maternal sensitivity. However, this effect is no longer statistically significant when controlling for socioeconomic variables.

Insbesondere in den ersten Lebensjahren kommt der Interaktion zwischen Kind und Mutter eine besondere Bedeutung für die weitere kindliche Entwicklung zu. Eine Vielzahl an Studien konnte zeigen, dass Interaktionen zwischen Kind und Mutter bedeutsam für die sprachliche (Attig & Weinert, 2020; Bornstein et al., 2020), kognitive (Mills-Koonce et al., 2015; Tamis-LeMonda, Shannon, Cabrera & Lamb, 2004) sowie sozioemotionale Entwicklung (Huang, Weinert, von Maurice & Attig, 2022; Newton, Laible, Carlo, Steele & McGinley, 2014; Page, Wilhelm, Gamble & Card, 2010) des Kindes sind. Wichtige Einflussfaktoren, die mit dem elterlichen Interaktionsverhalten in Verbindung stehen, stellen neben kindlichen Charakteristika insbesondere familiäre Hintergrundmerkmale, wie beispielsweise sozioökonomische Faktoren, dar (Bornstein, 2016). So ist beispielsweise der sozioökonomische Status der Familie mit der mütterlichen Interaktionsqualität assoziiert (Attig & Weinert, 2020; Gudmundson, 2012; Huang et al., 2022). Trotz einer breiten empirischen Grundlage für den Zusammenhang zwischen familiären Hintergrundvariablen und mütterlicher Interaktionsqualität gibt es insbesondere im deutschsprachigen Raum bislang wenig Forschung, die speziell sozioökonomisch benachteiligte Familien berücksichtigt. Die Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE) kann dazu beitragen, diese Forschungslücke weiter zu schließen. Dieses großangelegte Verbundprojekt begleitet Familien aus sozial und kulturell benachteiligten Stadtgebieten der Stadt Bremen von der Geburt bis zur Einschulung der Kinder und untersucht Einflüsse frühkindlicher Fördermaßnahmen auf die kindliche Entwicklung (Schütte, Köller, Anders & Petermann, 2020).

Entwicklungsförderliche Dimensionen der Mutter-Kind-Interaktion

Neben kindlichen Merkmalen ist im bioökologischen Entwicklungsmodell nach Bronfenbrenner und Morris (2006) die Interaktion zwischen Mutter und Kind ein zentraler Baustein für die weitere Entwicklung der Kinder. Eine der zentralen Debatten in diesem Forschungsfeld beschäftigt sich damit, welche Dimensionen elterlichen Interaktionsverhaltens sich extrahieren lassen und inwieweit diese Dimensionen relevant für die weitere Entwicklung des Kindes sind. Viele Studien kommen dabei zu dem Schluss, dass sich elterliches Interaktionsverhalten entlang verschiedener Dimensionen unterscheiden lässt (Grusec & Davidov, 2015; Huang et al., 2022; Linberg, 2018). Obwohl die Anzahl zentraler Dimensionen je nach dem in der jeweiligen Studie adressierten theoretischen Modell und Alter des Kindes (vgl. z.B. Grusec & Davidov, 2010) variiert, konnte in vielen Studien demonstriert werden, dass zwei Dimensionen des mütterlichen Interaktionsverhaltens besonders bedeutsam für die weitere kindliche Entwicklung sind: Sensitivität, im Sinne einer responsiven Reaktion auf das Kind, und Anregung, im Sinne eines Hinausgehens über dessen aktuelle Handlung (vgl. z.B. Weinert, Attig, Linberg, Vogel & Rossbach, 2023).

Bereits in den ersten Lebensjahren stellen Sensitivität und Anregung zwei trennbare Dimensionen dar, die unterschiedliche Merkmale aufweisen (Grusec & Davidov, 2010; Linberg, 2018). Mütterliche Sensitivität kann als prompte und angemessene Reaktion der Mutter auf die Signale und Bedürfnisse ihres Kindes verstanden werden (Ainsworth, Bell & Stayton, 1974). Demnach zeichnen sich Mütter mit einer hohen Sensitivität dadurch aus, dass sie die emotionalen Zustände ihrer Kinder erkennen und ihre eigenen Emotionen und Verhaltensweisen so anpassen, dass sie in der Lage sind, die Bedürfnisse ihrer Kinder angemessen erfüllen zu können (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall, 1978). Kognitive Anregung als zweite Dimension umfasst mütterliche Verhaltensweisen, die das Explorationsverhalten und die Problemlösungen des Kindes unterstützen und anregen. Dies erfolgt, indem sie Materialien oder sprachliche Reize setzen und neue Perspektiven anbieten, was für die Erkundung der kindlichen Umwelt förderlich ist. Diese Facette steht auch im Einklang mit Vygotskys Konzept der Zone der proximalen Entwicklung, wonach das mütterliche Anregungsverhalten über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes hinausgehen sollte, um eine optimale Entwicklung des Kindes zu gewährleisten (Vygotsky, 1978).

Empirische Studien konnten zeigen, dass Sensitivität und Anregung spezifische Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche der kindlichen Entwicklung haben (Linberg, 2018; Wade, Jenkins, Venkadasalam, Binnoon-Erez & Ganea, 2018). Beispielsweise konnten aktuelle Studien aufzeigen, dass der Einfluss mütterlicher Sensitivität auf die kindliche Sprachentwicklung in den ersten Lebensjahren relativ konstant bleibt, während Effekte des mütterlichen Anregungsverhaltens auf die Sprachentwicklung mit der Zeit zunehmen (Attig & Weinert, 2020; Vallotton, Mastergeorge, Foster, Decker & Ayoub, 2017). Dabei unterstreichen die Ergebnisse konfirmatorischer Faktorenanalysen von Linberg (2018), dass mütterliche Sensitivität und Anregung trotz moderater positiver Korrelation als distinkte Dimensionen (mit separierbaren Effekten auf die kindliche Entwicklung) zu verstehen sind (vgl. hierzu auch Weinert et al., 2023).

Einflussfaktoren auf die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion

Nach dem Process Model of Parenting von Belsky (1984) werden drei unterschiedliche Einflussquellen angenommen, die bedeutsam für das Interaktionsverhalten sind: Merkmale des Kindes, der Mutter und des Kontexts.

Unter Merkmalen des Kindes sind, neben Alter und Geschlecht, insbesondere kognitive und sprachliche Merkmale, aber auch Persönlichkeit und Temperament des Kindes zu verstehen (siehe Sanson, Letcher & Havighurst, 2018, für einen Überblick). Es gibt zahlreiche Studien, die unter anderem zeigen konnten, dass sich eine negative Affektivität des Kindes belastend auf die Interaktionsqualität auswirken kann (Freund, Linberg & Weinert, 2017; Paulussen-Hoogeboom, Stams, Hermanns & Peetsma, 2007). Auch die soziale Verbundenheit zur Mutter als weiteres kindliches Verhaltensmerkmal kann einen Einfluss auf die Interaktionsqualität nehmen (Attig & Weinert, 2018; Weinert, Attig & Roßbach, 2017). Zu bedeutsamen Merkmalen der Mutter zählen beispielsweise das psychische Wohlbefinden (Azak & Raeder, 2013), die Wahrnehmung von Stress (Booth, Macdonald & Youssef, 2018) sowie das Alter der Mutter, wobei sehr junge Mütter ein eher niedrigeres Level an Sensitivität zeigen (Bornstein, Putnick, Suwalsky & Gini, 2006). Kontextuelle Merkmale beinhalten insbesondere Aspekte des sozioökonomischen Status (SES), wie das Haushaltseinkommen oder bildungsbezogene Ressourcen. Diesbezüglich nehmen theoretische Modelle wie das Family Stress Model of Economic Hardship (Conger, Conger & Martin, 2010) an, dass sich schwierige sozioökonomische Bedingungen wie Armut auf den familiären Stress auswirken und dieser einen Einfluss auf die Interaktionsqualität zwischen den Eltern als auch zwischen Eltern und Kind hat. So wurde gezeigt, dass eine höhere mütterliche Bildung (Gudmundson, 2012; Weinert et al., 2017) und das Einkommen (Votruba-Drzal, 2003) positiv mit der mütterlichen Interaktionsqualität assoziiert sind.

Fragestellungen

Zusammenfassend gibt es eine Vielzahl an Studien zu Einflussfaktoren auf die mütterliche Interaktionsqualität. Hierbei konnten insbesondere Zusammenhänge zwischen sozialen Disparitäten und der mütterlichen Sensitivität und Anregung im frühen Kindesalter nachgewiesen werden (Attig & Weinert, 2018; Weinert et al., 2017). Allerdings wurden viele Studien mit Familien mit mittlerem oder höherem sozioökonomischem Hintergrund durchgeführt, die Effekte sozialer Disparitäten möglicherweise unterschätzen könnten. Daher ist das Hauptziel der vorliegenden Studie, mögliche Einflussfaktoren auf die mütterliche Interaktionsqualität mit Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Stadtgebieten der Stadt Bremen zu untersuchen.

Fragestellung 1: Zeigen sich in einer solchen Stichprobe substanzielle Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen Kontextmerkmalen und der mütterlichen Sensitivität sowie dem mütterlichen Anregungsverhalten unter Kontrolle weiterer Merkmale des Kindes und der Mutter?

Ein weiteres Ziel des BRISE-Projektes besteht darin, die Wirkungen einer durchgängigen Förderkette systematisch verknüpfter Programme für die kindliche Entwicklung, aber auch das elterliche Verhalten zu untersuchen (Schütte & Köller, 2022). Die Förderkette besteht dabei aus evaluierten alltagsintegrierten Förderprogrammen, die in Bremer Stadtteilen fest verankert sind, wie beispielsweise dem Förderprogramm TippTapp (Sadowski, 2017). Deshalb besteht ein weiteres Ziel der vorliegenden Analyse darin, zu prüfen, ob sich bereits frühe Effekte der Förderprogramme auf das mütterliche Interaktionsverhalten nachweisen lassen.

Fragestellung 2: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Teilnahme an frühen Fördermaßnahmen der BRISE-Förderkette und der mütterlichen Sensitivität sowie dem mütterlichen Anregungsverhalten unter Kontrolle weiterer Kontextmerkmale?

Methode

Stichprobe und Erhebung

Zur Bearbeitung der Forschungsfragen wurden Daten der ersten 300 BRISE-Familien genutzt, wobei die Kinder circa 7 Monate alt waren. Die teilnehmenden Familien wurden im Zeitraum zwischen dem letzten Schwangerschaftsdrittel und zehn Wochen nach der Geburt des Kindes rekrutiert. Die Familien wurden aus Ortsteilen der Stadt Bremen rekrutiert, in denen der Anteil benachteiligter Familien besonders hoch ist. Dazu wurden verschiedene sozioökonomische und politische Kriterien herangezogen (für genauere Informationen zu den Kriterien, wie auch zu den Einschlusskriterien in die Stichprobe, siehe Schütte et al., 2020).

Zur Erhebung der Daten wurden unter anderem Hausbesuche bei den Familien durchgeführt. Die Hausbesuche beinhalteten ein Interview zur Erfassung von soziodemografischen Daten der Familien und, unter anderem, eine videobasierte Erfassung der Mutter-Kind-Interaktion. Bei 148 Familien konnten aufgrund von Dropouts von Familien aus der Studie sowie Covid-19 bedingten Ausfällen oder Videos, die nicht den festgelegten Kriterien entsprachen, keine Daten (Videos) der Mutter-Kind-Interaktion in die Auswertungen mit eingehen. Videos, in denen die Interaktionssituation nicht in Deutsch durchgeführt wurde, konnten ebenfalls nicht berücksichtigt werden. Daher basieren die vorliegenden Analysen auf einer Stichprobe von N = 152 auswertbaren Videos der Mutter-Kind-Interaktion.

Erhebungsinstrumente

Mutter-Kind-Interaktion

Die Mutter-Kind-Interaktion wurde in einer 5-minütigen semistandardisierten Spielsituation mit vorgegebenen Spielmaterialien, die sich an eine 3-minütige Eingewöhnung mit eigenem Spielzeug anschloss, auf Video aufgenommen. Die Mütter wurden dabei instruiert, so natürlich wie möglich mit ihren Kindern zu spielen. Die Durchführung und Kodierung der Merkmale des mütterlichen und kindlichen Interaktionsverhaltens orientieren sich an der Neugeborenen-Kohorten-Studie des Nationalen Bildungspanels (NEPS; Linberg et al., 2019), dessen Vorgehen auf Basis der NICHD-SECCYD-Studie (NICHD Early Child Care Research Network, 1991) entwickelt wurde. Zur Untersuchung der Forschungsfragen wurden die Merkmale mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes1 sowie ihr Anregungsverhalten als abhängige Variablen einbezogen und anhand einer 5-stufigen Skala mit qualitativ definierten Abstufungen (1 = gar nicht charakteristisch bis 5 = sehr charakteristisch) von trainierten Kodierern durch globale Ratings eingeschätzt. Ausführliche Ankerbeispiele für jede Ausprägung finden sich in Linberg et al. (2019). Da auch kindliche Verhaltensmerkmale einen Einfluss auf die mütterliche Interaktionsqualität haben (Linberg, 2018), wurden fünf Merkmale des kindlichen Interaktionsverhaltens als Kovariaten in die Analysen mit aufgenommen: positive Stimmung, negative Stimmung, motorische Aktivität, anhaltende Aufmerksamkeit und soziale Verbundenheit. Diese fünf Merkmale wurden ebenfalls auf einer 5-stufigen Skala mit qualitativ definierten Abstufungen (1 = gar nicht charakteristisch bis 5 = sehr charakteristisch) eingeschätzt (siehe Tabelle E1 im Elektronischen Supplement ESM 1 für Kurzdefinitionen aller Merkmale).

Alle Kodierer absolvierten eine 50-stündige Beobachtungsschulung, um eine hohe Qualität der Ratings und eine Vergleichbarkeit der Kodierungen innerhalb und zwischen den Kodierern zu gewährleisten (für weitere Informationen zur Beobachtungsschulung siehe Linberg et al., 2019). Um die Interrater-Reliabilität zu bestimmen, wurden 15% aller vorhandenen Videos doppelt kodiert und Cohens Kappa für jedes Item berechnet. Insgesamt kann die Interrater-Reliabilität für alle Items als moderat (κ = .41 − .60) eingeschätzt werden: mütterliche Sensitivität κ = .55, mütterliche Anregung κ = .57, positive Stimmung des Kindes κ = .59, negative Stimmung des Kindes κ = .76, motorische Aktivität des Kindes κ = .47, anhaltende Aufmerksamkeit des Kindes κ = .74, soziale Verbundenheit des Kindes κ = .51.

Sozioökonomische Merkmale der Familie

Zur Messung des sozioökonomischen Status wurden zwei Variablen berücksichtigt: mütterliche Bildung und Haushaltseinkommen. Hinsichtlich der mütterlichen Bildung wurde der höchste Schulabschluss auf einer 5-stufigen Skala erfasst: 1 = kein Abschluss, 2 = Hauptschule, 3 = Realschule, 4 = Fachabitur, 5 = Abitur (M = 4.09, SD = 1.10). Das Haushaltseinkommen wurde über das erfragte monatliche Netto-Haushaltseinkommen aller Haushaltsmitglieder zum Zeitpunkt des Hausbesuchs gemessen (M = 2 929.90 €, SD = 143.33). Als weiteres Merkmal wurde die vorwiegende Haushaltssprache mitaufgenommen (1 = Deutsch, 76%; 2 = nicht Deutsch, 24%).

Weitere Kontrollvariablen

Des Weiteren wurden das Alter der Mutter (M = 32.70, SD = 5.29), das Alter des Kindes (in Tagen, M = 226.61, SD = 25.95) und das Geschlecht des Kindes (54% Mädchen) als zusätzliche Kontrollvariablen in die Analysemodelle eingeschlossen.

Frühe Förderprogramme

Eines der Ziele des vorliegenden Beitrages liegt darin zu prüfen, welche Effekte die Teilnahme an frühen Fördermaßnahmen der BRISE-Förderkette auf die mütterliche Interaktionsqualität hat. Wenn die Kinder ca. 7 Monate alt sind, betrifft dies das Programm TippTapp aus der BRISE-Förderkette. Das in den Haushalten stattfindende Programm TippTapp beinhaltet eine niedrigschwellige, primärpräventive Gesundheitsberatung zur Stärkung der elterlichen Kompetenz für Familien mit neugeborenen Kindern in sozioökonomisch benachteiligten Gebieten der Stadt Bremen. Dabei besuchen Stadtteil-Kinderkrankenschwestern des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes die Familien mit ihren Kindern zu drei Terminen: wenn die Kinder 6 Wochen, 6 Monate und 12 Monate alt sind. Es wurde eine mehrstufige Variable gebildet, die berücksichtigt, ob eine Familie an TippTapp teilgenommen hat und gleichzeitig, wie viele Termine wahrgenommen wurden: 0 = nicht an Tipp teilgenommen (42,1%), 1 = es wurde an einem Termin teilgenommen (36,8%), 2 = es wurde an zwei Terminen teilgenommen (21,1%). Da die Kinder zu diesem Messzeitpunkt noch zu jung waren, gab es keine Familien, die an allen drei Terminen teilgenommen haben.

Neben TippTapp wurde ebenfalls erfasst, ob die Familien an weiteren Fördermaßnahmen außerhalb der BRISE-Förderkette teilgenommen haben, wie beispielsweise an Informationsveranstaltungen oder anderen Eltern-Kind-Programmen (z.B. das Prager-Eltern-Programm – PEKiP). Da auch diese Programme einen Zusammenhang zur mütterlichen Interaktionsqualität aufweisen können, wurde die Teilnahme an solchen Eltern-Kind-Programmen ebenfalls einbezogen (0 = es wurde nicht an weiteren Eltern-Kind-Programmen teilgenommen, 91,4%; 1 = es wurde an weiteren Eltern-Kind-Programmen teilgenommen, 8,6%). Schließlich wurde berücksichtigt, ob noch weitere Förderprogramme wie Informationsveranstaltungen, Sprechstunden oder Mutter-Kind-Sportkurse genutzt wurden (0 = es wurde nicht an weiteren Fördermaßnahmen teilgenommen, 35,5%; 1 = es wurde an weiteren Fördermaßnahmen teilgenommen, 64,5%).

Statistische Analysen

Zur Untersuchung der Fragestellungen wurden sequenzielle multiple Regressionsanalysen durchgeführt. Für beide Fragestellungen wurden die mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes sowie ihr Anregungsverhalten in separaten Regressionsmodellen als abhängige Variablen untersucht. Während für die Fragestellung 1 sozioökonomische Merkmale als unabhängige Variablen berücksichtigt wurden (Modelle 1–4 für Sensitivität und Modelle 5–8 für Anregung), wurde für Fragestellung 2 die Teilnahme an verschiedenen Fördermaßnahmen untersucht (Modelle 9 und 10 für Sensitivität, Modelle 11 und 12 für Anregung). Alle Analysen wurden mit Mplus 8.4 (Muthén & Muthén, 1998–2017) durchgeführt, wobei die Korrelationen zwischen allen Prädiktoren als Modellparameter modelliert wurden. Fehlende Werte wurden durch Full Information Maximum Likelihood (FIML) berücksichtigt.

Ergebnisse

Die deskriptiven Daten aller relevanten Studienvariablen sowie deren bivariate Korrelationen sind in den Tabellen E2–E3 im ESM 2 aufgeschlüsselt.

Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen Merkmalen und der mütterlichen Interaktionsqualität

In der Tabelle 1 (Modell 1–8) sind die Ergebnisse der Regressionsanalysen für die mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes und Anregung zusammengefasst.

Tabelle 1 Standardisierte Regressionskoeffizienten für die mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes und Anregung

Für die mütterliche Sensitivität zeigen die Modelle 1–4, dass die mütterliche Bildung und die Haushaltssprache einen signifikanten Zusammenhang mit dieser aufweisen. Demnach zeigten Mütter mit vergleichsweise höherer Bildung und Mütter aus vorwiegend deutschsprachigen Haushalten zugleich ein relativ höheres Maß an Sensitivität. Das Haushaltseinkommen war nicht signifikant mit der mütterlichen Sensitivität assoziiert. Die Varianzaufklärung des Modells zu Effekten sozioökonomischer Merkmale (Modell 2) lag bei 24%. Im Gesamtmodell blieben die Regressionskoeffizienten für Bildung und Haushaltssprache robust (Varianzaufklärung Modell 4: 33%). Des Weiteren zeigten ältere Mütter ein vergleichsweise höheres Sensitivitätsverhalten. Von den kindlichen Interaktionsmerkmalen war die motorische Aktivität und die soziale Verbundenheit des Kindes positiv mit der mütterlichen Sensitivität assoziiert (Modell 3), wobei nur der Regressionskoeffizient für die soziale Verbundenheit im Gesamtmodell robust blieb.

Für das mütterliche Anregungsverhalten zeigte von den familiären Hintergrundmerkmalen nur die Haushaltssprache im Gesamtmodell 8 einen signifikanten Zusammenhang, wobei Mütter aus vorwiegend deutschsprachigen Haushalten ein höheres Anregungsverhalten zeigten. Von den kindlichen Interaktionsmerkmalen waren anhaltende Aufmerksamkeit und die soziale Verbundenheit zur Mutter bedeutsam mit der mütterlichen Anregung assoziiert. Demnach zeigten Mütter ein höheres Anregungsverhalten, wenn die Kinder eine höhere soziale Verbundenheit zur Mutter zeigten und wenn die Kinder weniger anhaltend aufmerksam waren. Die Varianzaufklärung des Gesamtmodells für die mütterliche Anregung war niedriger (Modell 8; 23,6%) als die Varianzaufklärung im Gesamtmodell für die mütterliche Sensitivität (Modell 4; 33,2%).

Effekte frühkindlicher Fördermaßnahmen auf die mütterliche Sensitivität und Anregung

In Tabelle 2 (Modell 9–12) sind die Ergebnisse der Regressionsanalysen bezüglich der Effekte der frühen Förderprogramme auf die mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes und Anregung zusammengefasst.

Tabelle 2 Standardisierte Regressionskoeffizienten der Fördermaßnahmen für mütterliche Sensitivität bei emotionaler Entspanntheit des Kindes und Anregung

Für die mütterliche Sensitivität zeigte sich ein positiver Effekt für das Programm TippTapp, wonach eine Teilnahme an TippTapp mit einem höheren Level an sensitivem Verhalten der Mutter einhergeht. Dieser Effekt zeigte sich allerdings nicht mehr, wenn für sozioökonomische Variablen kontrolliert wurde (Modell 10). Für das mütterliche Anregungsverhalten gab es keine signifikanten Zusammenhänge mit der Nutzung früher Förderprogramme. Darüber hinaus ließen sich keine signifikanten Effekte für die Nutzung von Eltern-Kind-Programmen oder weiteren Fördermaßnahmen außerhalb der BRISE-Förderkette für die mütterliche Sensitivität und Anregungsverhalten nachweisen.

Diskussion

Im Einklang mit vielen weiteren Studienergebnissen (Attig & Weinert, 2020; Gudmundson, 2012) unterstreichen die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass sozial bedingte Faktoren bedeutsame Zusammenhänge zur mütterlichen Sensitivität aufweisen. Vorangegangene Analysen des NEPS, die auf den gleichen Messinstrumenten wie BRISE beruhen und die den gleichen Altersbereich der Kinder abdecken (6–8 Monate), zeigten zwar bedeutsame, aber in der Höhe eher geringe Zusammenhänge zwischen der mütterlichen Bildung und der mütterlichen Interaktionsqualität (Weinert et al., 2017). Die vorliegende Studie erweitert diese bisherigen Ergebnisse durch zwei Aspekte. Im Vergleich zu den NEPS-Analysen deuten die vorliegenden Ergebnisse auf vergleichsweise stärkere Zusammenhänge zwischen mütterlicher Bildung und ihrem sensitiven Interaktionsverhalten mit ihrem ca. 7 Monate alten Kind in der BRISE-Stichprobe hin. Dies legt nahe, dass die Effekte sozialer Ungleichheit hinsichtlich des mütterlichen Interaktionsverhaltens im frühen Kindesalter oftmals unterschätzt werden. Jedoch sollte auch der Vergleich zwischen BRISE und NEPS mit Vorsicht interpretiert werden und bedarf gezielter Analysen. Kritisch betrachtet werden sollte dabei, dass einige BRISE-Mütter die Spielesituation in deutscher Sprache durchgeführt haben, obwohl ihre primäre Haushaltssprache nicht Deutsch ist. Dies könnte die Reliabilität der Ergebnisse derart beeinflussen, dass die auf Video aufgezeichneten deutschsprachigen Interaktionssituation von den alltäglichen Verhaltensweisen der Mütter abweichen. Hierüber kann möglicherweise auch der Zusammenhang zwischen Haushaltssprache und mütterlicher Sensitivität erklärt werden, falls sich Mütter, deren Haushaltssprache überwiegend nicht Deutsch ist, in der aufgezeichneten Interaktionssituation stärker auf die deutsche Sprache konzentrieren und daher weniger feinfühlig und anregend auf das Verhalten ihres Kindes reagieren. Eine alternative Erklärung für diesen Zusammenhang und weiterer Aspekt, der durch das BRISE-Projekt adressiert wird, ist, dass verschiedene Belastungsfaktoren oftmals nicht isoliert auftreten, sondern miteinander assoziiert sind, wie beispielsweise sozioökonomische Faktoren (niedriges Haushaltseinkommen; kein Schulabschluss) und das Vorliegen einer Migrationsbiografie und möglicherweise vor allem in ihrer Kumulation das elterliche Interaktionsverhalten beeinflussen (vgl. Freund et al., 2017). Da in der BRISE-Stichprobe vermutlich auch andere Häufungen von Risiko- und Belastungsfaktoren vorliegen, ermöglicht diese sowohl kumulierende als auch separate Wirkungen von verschiedenen Belastungsfaktoren in ihren Effekten auf das elterliche Interaktionsverhalten in weiteren Untersuchungen näher zu beleuchten.

Der zweite Aspekt, der Implikationen für weitere Untersuchungen hat, betrifft die Dimensionen Sensitivität und Anregung des mütterlichen Interaktionsverhaltens. Die Befunde dieser Studie zeigen unterschiedliche Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen Merkmalen und den beiden Konstrukten. Während die mütterliche Bildung einen positiven Zusammenhang zu Sensitivität aufweist, zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang zum frühen mütterlichen Anregungsverhalten im Alter von 7 Monaten. Dies unterstreicht, dass Sensitivität und Anregung distinkte Konstrukte repräsentieren, was auch schon vorangegangene Studien demonstriert haben (Linberg, 2018). Ein weiterer relevanter Aspekt der vorliegenden Ergebnisse bezieht sich auf die Berücksichtigung kindlicher Merkmale der Interaktionssituation. Hierbei scheint insbesondere die soziale Verbundenheit des Kindes signifikant mit beiden Dimensionen des mütterlichen Interaktionsverhaltens assoziiert zu sein. Demnach zeigten Mütter, deren Kinder zugewandter sind und ein höheres Interesse an der Mutter als Spielepartnerin haben, ein stärker ausgeprägtes Sensitivitäts- und Anregungsverhalten, was den dynamischen Charakter der Spielesituation zwischen Mutter und Kind unterstreicht. Welche Wirkrichtung dabei anzunehmen ist, bleibt allerdings offen, nicht zuletzt, weil Interaktionssituationen stets die wechselseitige Beziehung zwischen kindlichem und elterlichem Verhalten widerspiegeln. In jedem Fall machen die Befunde deutlich (vgl. auch Weinert et al., 2017), dass auch in zukünftigen Studien kindliche Merkmale bei der Analyse mütterlichen Interaktionsverhaltens berücksichtigt werden sollten. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es auch schon im sehr frühen Kindesalter sozioökonomische Ungleichheiten hinsichtlich mütterlicher Interaktionsqualität gibt, wobei aber verschiedene Aspekte (Sensitivität und Anregung) differenziert betrachtet werden sollten. Weitere Analysen werden zeigen, welche Effekte entsprechende Unterschiede auf die kindliche Entwicklung haben.

Ein weiteres Ziel der vorliegenden Studie bestand darin zu untersuchen, ob es Zusammenhänge zwischen der Teilnahme an frühen Fördermaßnahmen der BRISE-Förderkette und der mütterlichen Sensitivität sowie dem mütterlichen Anregungsverhalten gibt. Hier zeigten die Befunde, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Teilnahme am Programm TippTapp gibt, dieser Effekt aber nicht mehr signifikant ist, wenn für sozioökonomische Merkmale kontrolliert wird. Hier ist es allerdings fraglich, ob ein Zusammenhang zwischen der Teilnahme am Programm TippTapp und der mütterlichen Interaktionsqualität zu einem so frühen Zeitpunkt überhaupt erwartbar ist. Aufgrund des frühen Zeitpunktes haben die Familien erst maximal an zwei von drei Terminen teilgenommen, weshalb ein Effekt fraglich erscheint. Weitere Analysen müssen zeigen, ob sich ein positiver Effekt zwischen der Teilnahme an TippTapp und der mütterlichen Interaktionsqualität empirisch nachweisen lässt. Hierbei sollte erwähnt werden, dass es in der BRISE-Förderkette ein weiteres Interventionsprogramm – Pro Kind (Jungmann, Kurtz, Brand, Sierau & von Klitzing, 2010) – für die ersten Lebensmonate der Kinder gibt. An diesem Interventionsprogramm haben von der in diese Studie einbezogenen Stichprobe zu diesem Zeitpunkt nur N = 9 Mütter teilgenommen. Daher wurden keine spezifischen Analysen bezüglich der Teilnahme an Pro Kind durchgeführt. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass die teilnehmenden Familien nur an einem der beiden Interventionsprogramme TippTapp oder Pro Kind teilgenommen haben. Zusätzliche Analysen, bei denen Mütter, die an Pro Kind teilgenommen haben, aus der Stichprobe ausgeschlossen wurden, zeigen allerdings, dass die Effekte von TippTapp auf die mütterliche Sensitivität und Anregung robust bleiben. Für weitere Analysen mit Fördermaßnahmen außerhalb der BRISE-Kette zeigt sich ein ähnliches Ergebnismuster.

Des Weiteren konnten keine bedeutsamen Zusammenhänge zwischen weiteren Fördermaßnahmen und der mütterlichen Sensitivität und Anregung nachgewiesen werden. Der ausbleibende Effekt weiterer Eltern-Kind-Programme, wie beispielsweise PEKiP, kann möglicherweise durch die niedrige Teilnahmequote von nur 8,6% an solchen Eltern-Kind-Programmen erklärt werden. Zudem waren die Kinder in der vorliegenden Studie noch recht jung (6–8 Monate). Im Vergleich dazu konnten in einer ähnlich angelegten Untersuchung von NEPS-Daten zwar bedeutsame, aber relativ schwache Effekte solcher Eltern-Kind-Programme auf die mütterliche Interaktionsqualität gezeigt werden (Linberg, Lehrl & Weinert, 2020). Bei dieser Untersuchung waren die Kinder mit 26 Monaten allerdings deutlich älter als in der vorliegenden Analyse. Effekte solcher Programme zeigen sich somit möglicherweise erst etwas später. Auch die weiteren Fördermaßnahmen wie Informationsveranstaltungen, Beratungsgespräche oder Mutter-Kind- Sportkurse zeigten keine signifikanten Effekte auf die mütterliche Sensitivität und Anregung. Auch bei diesen Fördermaßnahmen ist es möglich, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung deutlichere Effekte auf die mütterliche Interaktionsqualität haben. Kritisch muss hierbei auch betrachtet werden, dass weitere Förderangebote global abgefragt wurden und daher viele verschiedene Arten von Angeboten, die möglicherweise unterschiedliche Zusammenhänge zur Interaktionsqualität aufweisen, zusammengefasst wurden.

Limitationen der Studie

Neben den beschriebenen Implikationen weist die vorliegende Studie auch Limitationen auf. Ein wesentlicher Kritikpunkt besteht darin, dass für die Analysen nur Daten der ersten 300 BRISE-Familien ausgewertet werden konnten, da momentan noch weitere Daten aufbereitet werden müssen. Da es zu Datenausfällen bei der Erfassung der videobasierten Mutter-Kind-Interaktionen gekommen ist, ist die finale Stichprobe relativ gering und die vorliegenden Befunde sollten demnach mit Vorsicht interpretiert werden. Zudem gibt es einen selektiven Effekt bei den Familien, die aus der Studie herausgefallen sind oder von denen es keine Videos zur Spielesituation gibt (beispielsweise weil Bedenken zu datenschutzrechtlichen Aspekten geäußert wurden). Demnach gibt es signifikant häufiger Datenausfälle bei jüngeren Müttern, Müttern mit niedrigerem Schulabschluss und Familien mit niedrigerem Haushaltseinkommen, was zu Verzerrungen der Ergebnisse führen kann. Dies ist auch eine Erklärung für den relativ hohen Mittelwert der mütterlichen Bildung, wobei hier zusätzlich berücksichtigt werden sollte, dass in der Analyse nur Schulabschlüsse in Deutschland erfasst wurden und Schulabschlüsse aus dem Ausland als fehlende Werte in die Analyse mit eingingen, deren Parameter durch das FIML-Verfahren geschätzt wurden. Daher sollte der reale Stichprobenmittelwert der mütterlichen Bildung deutlich unter dem angegeben deskriptiven Mittelwert liegen. Zudem gibt es weitere Einflussfaktoren wie das mütterliche Wohlbefinden oder die Wahrnehmung von Stress, die in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt wurden, in der empirischen Literatur aber als relevante Faktoren für die mütterliche Interaktionsqualität aufgezeigt werden konnten. Schließlich gibt es nur valide Informationen über die Teilnahme am Programm TippTapp, die auch die Quantität mitberücksichtigen. Bei der Analyse der Nutzung weiterer Fördermaßnahmen konnten keine quantitativen Aspekte berücksichtigt werden.

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1Episoden kindlicher Belastungssituationen waren in der Spielsituation zu selten zu beobachten, um in die Analysen sinnvoll einbezogen werden zu können.