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Open AccessOriginalarbeit

Einstellungen von Lehrpersonen zu digitalen Medien und die effektive Nutzung einer Suchmaschine (KANSAS)

Published Online:https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000396

Abstract

Zusammenfassung:Hintergrund: Lehrkräfte aus dem Bereich der Grundbildung und Sprachförderung brauchen Lehr-Lernmaterial, das inhaltlich und sprachlich an die heterogenen Bedürfnisse und Interessen der Lernenden angepasst ist. Digitale Tools können dazu beitragen, Lehr-Lernprozesse zu vereinfachen. KANSAS ist eine Suchmaschine zur Unterstützung von Lehrenden zur Recherche von Sprachlerntexten. In dieser Online-Evaluation wurde untersucht, inwiefern KANSAS nützlich für die Unterrichtsplanung ist und ob die Einstellungen der Lehrkräfte zu digitalen Medien einen Einfluss auf ihre Arbeitsergebnisse haben. Methoden: Insgesamt erstellten 27 Lehrkräfte Unterrichtsentwürfe auf Basis eines mit KANSAS recherchierten Textes, welche dann hinsichtlich verschiedener Qualitätskriterien beurteilt wurden. Mittels multipler hierarchischer Regression wurde geprüft, inwiefern Einstellungen zu digitalen Medien die Qualität der Unterrichtsentwürfe beeinflussen. Ergebnisse: Die durchschnittlichen Bewertungen der Unterrichtsentwürfe liegen in einem mittleren bis hohen Bereich. In Bezug auf die Einstellungen hängt nur der von den Lehrkräften eingeschätzte Mehrwert digitaler Medien mit einem der Bewertungskriterien zusammen. Diskussion: KANSAS lässt sich gut für Textrecherche und Unterrichtsplanung einsetzen, es zeigen sich jedoch auch Desiderate. Die Arbeitsergebnisse sind größtenteils unabhängig von Einstellungen zu digitalen Medien, was jedoch durch die selektive Stichprobe verzerrt sein könnte.

Teachers' Attitudes Towards Digital Media and the Effective Use of a Search Engine (KANSAS)

Abstract:Background: Teachers in the field of basic education and language skills promotion need learning material that is adapted to the heterogeneous needs and interests of learners in terms of both content and language. Digital tools can help to simplify teaching/learning processes. KANSAS is a search engine created to support teachers in researching language learning texts. In the present online evaluation, we investigated the usefulness of the search engine for lesson planning and whether teachers' attitudes toward digital media have an impact on their work outcomes. Method: A total of 27 teachers created lesson plans based on a text researched with KANSAS, which were then evaluated in terms of various quality criteria. Multiple hierarchical regression analyses were used to examine the extent to which attitudes toward digital media influence the quality of the lesson plans. Results: The average ratings of lesson designs are in a medium to high range. In terms of attitudes, only the added value of digital media assessed by the teachers is related to one of the evaluation criteria. Discussion: Overall, KANSAS is suitable for text research and lesson planning, but there are also desiderata. The quality of lesson plans is mostly independent of teachers' attitudes towards digital media, but this result could be biased by the selective sample.

Einleitung

Obwohl der Bedarf an digitaler Innovation in der Bildung schon vorher bekannt war, hat die Coronakrise deutlich gemacht, wie wichtig neue Konzepte und Tools für diesen Bereich sind. Der plötzliche Wegfall von Präsenzformaten stellte neue Herausforderungen an Lehr-Lernkontexte und konnte nicht vollständig durch den kurzfristigen Ausbau von entsprechenden Onlineangeboten ausgeglichen werden (Schmidt-Hertha, 2021). Die Palette der Möglichkeiten, digitale Medien zielgerichtet in der Bildung einzusetzen, erscheint groß. Ein Baustein für zukunftsfähige digitale Lehr-Lernmethoden ist die Entwicklung digitaler Tools, die mithilfe von künstlicher Intelligenz Lernende und Lehrende an vielen Stellen unterstützen könnten. Gleichzeitig steht die Forschung zu den Bedingungen für den effektiven Nutzen solcher digitalen Tools jedoch noch am Anfang (Niemi & Liu, 2021).

Ein Beispiel für die Entwicklung eines solchen digitalen Tools ist KANSAS, eine Suchmaschine für Sprachlerntexte im Bereich Alphabetisierung und Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Diese Suchmaschine soll Lehrkräfte dabei unterstützen, Sprachlerntexte für den Alphabetisierungs- und DaZ-Unterricht im Internet zu recherchieren (s. Abschnitt „Was ist KANSAS?“). KANSAS ist ein vom BMBF im Rahmen der AlphaDekade gefördertes Projekt und in interdisziplinärer Zusammenarbeit der Universität Tübingen, des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung und des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache entstanden.

Für Digitalisierungsprozesse in Alphabetisierung und Grundbildung stellen sich vielfältige Herausforderungen. Da es keine einheitlichen formalen Voraussetzungen für die Lehrtätigkeit in diesem Bereich gibt, verfügen Lehrkräfte über sehr heterogene berufliche Hintergründe und Ausbildungen (Christ, Horn & Ambos, 2019), was allgemeine Aussagen über die Erfolgsbedingungen digitaler Medien bei dieser Zielgruppe schwierig macht. Zudem hängen die Erfolgsbedingungen im Kontext der Alphabetisierung maßgeblich davon ab, inwiefern digitale Medien in das Lernsetting eingebettet sind und mit welchen weiteren didaktischen Methoden sie verknüpft werden (Howe & Thielen, 2016). Umfassende Evaluationen sind daher notwendig, um sicherzustellen, dass technologische Innovationen auch in der Praxis hilfreich sind (Kholin et al., 2020). Ein digitales Tool sollte also möglichst in Zusammenhang mit seinem Anwendungskontext beurteilt werden. Im Falle einer Suchmaschine für Sprachlerntexte ist zu fragen, ob erstens die gefundenen Texte nach spezifischen sprachlichen und inhaltlichen Kriterien als passend für den Einsatz im Unterricht eingeschätzt werden können, und ob zweitens die Unterrichtsvorbereitung davon profitiert.

In der vorliegenden Evaluationsstudie wurde geprüft, inwiefern der Einsatz von KANSAS als digitales Lehr-Lern-Werkzeug zur Unterrichtsplanung im Alphabetisierungsbereich durch Lehrende sinnvoll und hilfreich ist. Im Rahmen dieser Studie wurden dazu von Lehrkräften im Alphabetisierungs- und DaZ-Bereich Unterrichtsentwürfe für fiktive Unterrichtszenarien verfasst und dabei mittels KANSAS gesuchte Sprachlerntexte verwendet. Die dabei entstandenen Unterrichtsentwürfe und die verwendeten Sprachlerntexte wurden schließlich anhand von Kriterien bewertet, die im Rahmen dieser Studie induktiv entwickelt und anschließend hinsichtlich ihrer Reliabilität und Validität überprüft wurden.

Im Hinblick auf die erfolgreiche Implementation digitaler Tools in der Praxis ist es außerdem Ziel der Studie, Bedingungen dafür zu ermitteln, unter welchen Voraussetzungen ein innovatives digitales Tool als hilfreich erlebt wird und auch sinnvoll angewendet werden kann. Aufseiten der individuellen Merkmale der Lehrkräfte belegt die Technologieakzeptanzforschung im Bildungskontext, dass Einstellungen gegenüber neuen Technologien einen zentralen Prädiktor für ihre Nutzungsbereitschaft darstellen (Granic & Marangunic, 2019; Scherer, Siddiq & Tondeur, 2019). Der Zusammenhang zwischen Einstellungen und (erfolgreicher) Nutzung zeigt sich auch für Lehrende im Erwachsenenbildungsbereich (Bolten & Rott, 2018; Christensen & Knezek, 2008). Obwohl der größte Teil der Forschung auf die schulische Bildung ausgerichtet ist, werden Einstellungen zu digitalen Medien auch im Bereich der Erwachsenenbildung als Einflussfaktor für die Anwendung digitaler Medien zu Lehr-Lernzwecken diskutiert (Rohs, Bolten & Kohl, 2020). Empirische Ergebnisse zeichnen hier ein sehr heterogenes und von Ambivalenz geprägtes Bild (ebd.): Obgleich nahezu die Hälfte der öffentlichen Einrichtungen der Erwachsenenbildung technisch gut ausgestattet ist, gibt weniger als ein Fünftel der Lehrenden an, digitale Medien in der Lehre auch tatsächlich zu nutzen (Schmid, Goertz & Behrens, 2018).

Einstellungen zu digitalen Medien hängen dabei mit Medienkompetenz, mediendidaktischer Selbstwirksamkeit und letztlich dem aktiven Einsatz von digitalen Medien in der Lehre zusammen (Bonnes et al., 2020). Für die Entwicklerinnen und Entwickler digitaler Tools für Lehr-Lernprozesse ist daher relevant, inwiefern negative oder auch positive Einstellungen seitens der Lehrkräfte die Anwendung des Tools beeinflussen könnten. Ein weiteres Ziel dieser Studie ist daher die Untersuchung des Zusammenhangs von Einstellungen zu digitalen Medien und den von den Lehrkräften mithilfe von KANSAS entwickelten Unterrichtsentwürfen. Für diesen Zweck wurden neben der Aufgabenstellung, die anhand von Unterrichtsentwürfen eine sinnvolle Nutzung der Texte aufzeigen kann, Fragebögen entwickelt, die die Einstellungen der Lehrpersonen hinsichtlich der Nutzung von digitalen Medien erfassen sollten.

Der Beitrag wird im Folgenden zunächst die Funktionsweise von KANSAS skizzieren. Anschließend wird der Studienaufbau detailliert beschrieben. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Erläuterung der im Rahmen der Studie entwickelten Bewertungskriterien, die auf die Unterrichtsentwürfe angewandt wurden. Abschließend werden die Ergebnisse hinsichtlich der o.g. Fragestellungen diskutiert.

Was ist KANSAS?

KANSAS ist eine kostenlose und frei zugängliche Suchmaschine, die Lehrkräfte dabei unterstützen soll, Sprachlerntexte für Erwachsene mit geringer Literalität – unabhängig von deren Ursachen – im Internet und in einem elektronischen Textkorpus, dem Alphakorpus, zu recherchieren (Weiss, Dittrich & Meurers, 2018). Unter Sprachlerntexten werden hier Texte verstanden, die in einem pädagogischen Kontext verwendet werden, um (schrift-)sprachliche Kompetenzen von Lernenden zu konsolidieren und zu erweitern.

Das Alphakorpus umfasst sprachlich voranalysierte Texte, die speziell für Erwachsene mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen erstellt wurden. Texte, welche für das Korpus verwendet wurden, entstammen beispielsweise verschiedenen Projekten der AlphaDekade, der Bundeszentrale für politische Bildung oder Glossaren von öffentlich-rechtlichen Nachrichtenseiten. Das Korpus wird stetig erweitert und umfasst – Stand November 2022 – über 11.000 Texte.

Neben der Suche im gesamten World Wide Web gibt es noch die Möglichkeit einer eingeschränkten Suche auf den sogenannten Alphaseiten. Anders als das Alphakorpus, das eine Textsammlung darstellt, umfasst dieser Suchbereich eine Sammlung aus Webseiten, die hauptsächlich in strukturell vereinfachter Sprache verfasst sind. Diese Option wird angeboten, um tagesaktuelle Treffer finden zu können, welche eine einfache sprachliche Komplexität aufweisen. Während Texte, die mit üblichen Suchmaschinen gefunden werden können, häufig zu schwierig für die jeweilige Lerngruppe sind (Schneider, 2019), können mit KANSAS Sprachlerntexte gesucht werden, die an das aktuelle schriftsprachliche Kompetenzniveau und die Interessen der Lernenden sowie an die Lerninhalte angepasst sind.

KANSAS kombiniert die für Suchmaschinen übliche Vorgehensweise, nach Schlagwörtern gefilterte Ergebnisse zu finden, mit einer Sortierung anhand linguistischer Kriterien. Nach Eingabe eines Schlagwortes analysiert der Algorithmus der Suchmaschine die gefundenen Texte zunächst in Hinblick auf ihre Komplexität und klassifiziert sie nach Alpha-Levels. Darunter versteht man grundlegende Kompetenzstufen (vgl. Heinemann, 2011), für die für KANSAS jeweilige Textmerkmale, wie z.B. Satzlänge oder Satzstruktur und Tempusformen, definiert wurden. Die Nutzerinnen und Nutzer können ein oder mehrere Alpha-Levels auswählen, denen die Sprachlerntexte entsprechen sollen. Weiterhin kann auch die Häufigkeit spezifischer grammatikalischer Konstruktionen in den Texten berücksichtigt werden. Sollen anhand des Textes zum Beispiel gezielt Adjektive geübt werden, so kann in den Einstellungen eingegeben werden, dass die Texte möglichst viele davon enthalten sollen. In einer Vorschau der gefundenen Texte werden die fokussierten grammatikalischen Konstruktionen farblich markiert, sodass eine Lehrkraft schnell beurteilen kann, ob der Text für den vorgesehenen Zweck geeignet ist. Als zu schwierig eingeschätzte grammatikalische Konstruktionen können gleichzeitig ausgeschlossen werden. Im Alphakorpus ist es zudem möglich, Texte von vornherein nach bestimmten grundbildungsbezogenen Themengebieten zu filtern, z.B. „Politik und Gesellschaft“.

Aus lerntherapeutischer Perspektive ermöglicht KANSAS den Lehrkräften, zielgerichtet Sprachlernmaterial zu suchen, das auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten ist. Gerade im Grundbildungsbereich ist es vor dem Hintergrund möglicher negativer Erfahrungen mit schulischem Lernen von zentraler Bedeutung, in einem erwachsenengerechten Setting direkt an die Lebenswelt und Interessen der Lernenden anzuknüpfen, ohne diese sprachlich zu überfordern. Dies wird durch die Schlagwort- und Themensuche ermöglicht, sowie durch die Möglichkeit, tagesaktuelle Themen aus dem gesamten World Wide Web zu recherchieren. Gleichzeitig sollte die Schwierigkeit eines Sprachlerntextes einen möglichst entwicklungsproximalen Input bieten, um die (Schrift-)Sprachentwicklung zu fördern (Gass & Mackey, 2012), was durch die zielgenauen Einstellungsmöglichkeiten erreicht werden kann.

Methode

Methoden und Instrumente zur Überprüfung der Forschungsfragen

Um die oben erläuterte Fragestellung nach der sinnvollen Nutzung von KANSAS als digitales Lehr-Lernwerkzeug zur Unterrichtsvorbereitung zu beantworten, wurde eine Aufgabenstellung entwickelt, die es Probandinnen und Probanden erlaubte, mittels KANSAS Texte zu suchen und diese in selbst erstellte Unterrichtsentwürfe zu integrieren. Diese Unterrichtsentwürfe blieben insofern rein hypothetisch, da keine realen Unterrichtsstunden folgten. Dieses Vorgehen machte es jedoch möglich, zu bewerten, ob die Unterrichtsentwürfe inklusive des verwendeten Textmaterials zu den Lehr-Lernzielen passten und ob der ausgesuchte Text bestimmten Qualitätskriterien entsprach (z.B. Einhaltung des Alphalevels, Ausschluss schwieriger grammatikalischer Konstruktionen, Vorkommen der zu übenden grammatikalischen Konstruktionen etc.).

Lehr-Lernziel

Die Probandinnen und Probanden erstellten im Rahmen der Studie Unterrichtsentwürfe, für die sie einen Text verwendeten, den sie mittels KANSAS suchten. Das Lehr-Lernziel für ihren Unterrichtsentwurf sowie das Textthema legten sie selbst fest. Vorgegeben war, dass sich das Lehr-Lernziel auf einem Niveau ab Alphalevel 3 befindet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weder über- noch unterfordern sollte. Das Lehr-Lernziel wurde dann von den Probandinnen und Probanden als die im Rahmen der Unterrichtsstunde zu übende grammatikalische Konstruktion operationalisiert, beispielsweise „Relativsätze“. In KANSAS sollten dann die entsprechenden Einstellungen vorgenommen werden, sodass die Suchmaschine Texte mit den zu übenden Konstruktionen bevorzugt. Weiterhin wurden noch zu schwierige grammatikalische Konstruktionen bewusst ausgeschlossen. Als inhaltliche Themen für die Texte wurden 16 Themen aus dem Bereich Grundbildung angeboten, um den Unterricht thematisch sowohl für in Deutschland aufgewachsene als auch für zugewanderte Lernende relevant und lebensweltnah gestalten zu können. Um sicherzustellen, dass die Themen auch für den DaZ-Unterricht relevant sind, erfolgte die Auswahl mithilfe der Lernziele des Rahmencurriculums des Goethe-Instituts für Integrationskurse Deutsch als Zweitsprache (2017). So wurden den Probandinnen und Probanden u.a. die Bereiche Gesundheit, Arbeit, Wohnen und Umweltschutz vorgeschlagen. Sie konnten daraus, aber auch darüber hinaus, eigenständig ein Thema für die Erstellung ihres Unterrichtsentwurfes wählen.

Arbeitsauftrag

Der in unserer Studie verwendete Arbeitsauftrag für die Probandinnen und Probanden wird im Kasten 1 dargestellt.

Kasten 1. Arbeitsauftrag zur Erstellung eines Unterrichtsentwurfs unter Verwendung der mit KANSAS ermittelten Texte

Bitte stellen Sie sich vor, Sie möchten für Ihren Kurs oder Ihre Lerngruppe eine Kurseinheit von 45 Minuten planen. Dazu möchten Sie mit einem Text arbeiten, anhand dessen Sie eine von Ihnen ausgewählte grammatikalische Struktur üben können.

Im Folgenden werden wir Sie bitten, sich für diese Unterrichtseinheit auf ein Alpha-Level (ab Alpha-Level 3), ein inhaltliches und ein grammatikalisches Thema festzulegen. Außerdem sollen Sie schon das Lernziel der Stunde formulieren.

Bitte notieren Sie sich auf einem Blatt Papier Ihre Angaben, falls Sie später nochmal nachschauen möchten. Nun wählen Sie bitte eine grammatikalische Konstruktion aus, welche Sie gezielt üben möchten und eine, welche Sie für Ihre Teilnehmenden als noch zu schwer erachten und daher ausschließen möchten.

Wir bitten Sie gleich, auf KANSAS einen Text auszusuchen und dann auf Basis Ihres Texts einen Unterrichtsentwurf für eine Kurseinheit von insgesamt 45 Minuten zu entwerfen. Die Kurseinheit sollte in die folgenden vier Phasen untergliedert sein: Einstieg, Erarbeitung, Sicherung, Abschluss.

Für jede Phase geben Sie bitte die geplanten Aktivitäten, das Ziel, das zu verwendende Material und die Minutenanzahl an.

  • Geplante Aktivitäten: Was machen die Teilnehmenden und die Lehrkraft in dieser Phase?
  • Ziel: Welches Lehr/Lern-Ziel soll mit den Aktivitäten dieser Phase erreicht werden?
  • Material: Mit welchem Material arbeiten die Teilnehmenden? (Hierzu gehört auch der Text aus KANSAS)
  • Minuten: Wie viele Minuten dauert die Phase?

Starten Sie bitte eine Suchanfrage auf KANSAS mit 40 Ergebnissen. Verwenden Sie den von Ihnen angegebenen Suchbegriff. Grenzen Sie die Suchergebnisse ein, indem Sie die Filter entsprechend Ihren Suchangaben einstellen. Für Ihren Unterrichtsentwurf suchen Sie anschließend ein Suchergebnis aus, das Sie für Ihren Unterricht verwenden möchten. Bitte verwenden Sie den Text genauso, wie Sie ihn finden. (Sie haben im späteren Verlauf der Studie aber die Möglichkeit, anzugeben, ob Sie den Text in einer realen Unterrichtssituation verändern oder anpassen würden.)

Unterrichtsentwurf

Nach Begrüßung, Einleitung und Aufwärmphase zum Kennenlernen der Suchmaschine absolvierten die Probandinnen und Probanden die Aufgabe, wie oben erläutert, und erstellten einen fiktiven Unterrichtsentwurf unter Verwendung eines Textes, den sie mit KANSAS suchten.

Zunächst legten die Probandinnen und Probanden die Rahmenbedingungen für die fiktive Unterrichtsstunde und den Text fest und notierten sie. Diese umfassten das Thema des Textes, grammatikalische Strukturen, die im Unterricht geübt werden sollten und solche, die aus Gründen der Schwierigkeit vermieden werden sollten, das Alphalevel und den Suchbegriff, den sie bei der Suche mit KANSAS verwenden wollten. Daraufhin riefen die Probandinnen und Probanden die KANSAS-Suchmaschine auf und stellten die Suchkriterien so ein, dass die zu übenden grammatikalischen Konstruktionen (z.B. Imperative, Nominalisierungen, etc.) und die auszuschließenden Konstruktionen (z.B. Verbformen in Futur I, Nebensatzkonstruktionen etc.) bei der Textsuche berücksichtigt wurden. Weiterhin konnten die Probandinnen und Probanden wählen, ob sie auf das gesamte Internet zugreifen, die Alphaseiten-Suche nutzen oder Texte aus dem Alphakorpus nutzen wollten.

Das Suchergebnis umfasste maximal 40 Texte, die nach Passung bezüglich der Sucheinstellungen absteigend angeordnet waren. Aus diesen wählten die Probandinnen und Probanden einen Text aus, mit dem sie dann eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten entwarfen. Dafür füllten Sie eine Tabelle mit den Phasen Einstieg, Erarbeitung, Sicherung und Abschluss aus. In jeder Phase erläuterten Sie das Lernziel, die Unterrichtsaktivitäten und gaben an, welches Material sie verwenden würden und an welcher Stelle der mit KANSAS gefundene Text eingesetzt werden würde. So konnte bei der Bewertung berücksichtigt werden, ob der Text sinnvoll in die Unterrichtsplanung integriert wurde.

Die Verwendung eines Textes für den Unterrichtsentwurf war obligatorisch. An dem Text durften außerdem keinerlei Änderungen vorgenommen werden. Die Teilnehmenden konnten jedoch angeben, ob sie den Text in einer realen Unterrichtssituation tatsächlich verwendet hätten und ob sie Änderungen an ihm vorgenommen hätten und welche.

Da weder reale Unterrichtsstunden beobachtet noch reale Lernende anschließend getestet werden konnten, konnte auch die Erreichung des Lehr-Lernziels nicht überprüft werden, sodass eine Bewertung der Texte und ihrer sinnvollen Integration in die Unterrichtsplanung anhand der Unterrichtsentwürfe erfolgen sollte. Für die Bewertung der Unterrichtsentwürfe wurden daher Bewertungskriterien entwickelt, die im Folgenden skizziert werden.

Bewertungskriterien

Zur Konzipierung der Kriterien wurde zunächst ein Unterrichtsentwurf mit einem Text aus KANSAS erstellt, anhand dessen dann für die Bewertung induktiv die Kriterien abgeleitet wurden. Diese wurden im Rahmen einer Pilotierung an 13 von Probandinnen und Probanden erstellten Unterrichtsentwürfen erprobt und weiter angepasst.

Insgesamt liegen sechs Kriterien vor, die sich in drei Bereiche gliedern lassen. Zunächst wird der Unterrichtsentwurf anhand von zwei Kriterien hinsichtlich der Einbindung des KANSAS-Textes in das Unterrichtsgeschehen bewertet. Die Bewertung erfolgt hier entlang der Unterrichtsaktivitäten, die mehr oder weniger stark an den Einsatz des Textes gebunden sind. Die drei weiteren Kriterien beziehen sich auf die formalen Aspekte des Textes selbst und bewerten seine Passung hinsichtlich der ausgewählten Textkriterien, wie Alphalevel, Thema und grammatikalische Konstruktionen. Das sechste Bewertungskriterium schätzt ein, inwiefern der Unterrichtsentwurf in sich schlüssig ist. Es soll dabei explizit nicht die Unterrichtsplanungskompetenz der Probandinnen und Probanden bewertet werden. Vielmehr soll beurteilt werden, ob und wie gut sich ein mit KANSAS gefundener Text in eine Unterrichtsstunde einbinden lässt. Die Bewertung erfolgt auf einer fünfstufigen Skala von (1) trifft gar nicht zu bis (5) trifft voll und ganz zu. Die ausformulierten Bewertungskriterien sind in Kasten 2 aufgeführt.

Kasten 2. Übersicht über die Bewertungskriterien

A) Der Unterrichtsentwurf inkl. Text passt zu dem angegebenen Lehr-Lernziel.

Kriterium 1: Die Unterrichtsaktivitäten sind an den Einsatz des Textes gebunden.

Hier wird bewertet, inwiefern der Text tatsächlich im Unterricht Anwendung findet. Entscheidend ist hier der Grad der Einbindung des Textes in die Unterrichtsgestaltung, z.B. ob der Text das Hauptarbeitsmittel ist oder ob er nur als impulsgebendes Element verwendet wird, während die Hauptunterrichtsaktivitäten anhand anderen Materials stattfinden.

Kriterium 2: Die Unterrichtsaktivitäten, die mit dem Text stattfinden, sind für die Erreichung des Lernziels tatsächlich angemessen. Die Nutzung des Textes ermöglicht dadurch das Erreichen des Lernziels.

Hier wird bewertet, inwiefern der Text solche Unterrichtsaktivitäten ermöglicht, die für die Erreichung des Lernziels notwendig sind, z.B. ob anhand Textes die laut Lernziel zu lernenden grammatikalischen Konstruktionen erläutert oder geübt werden, oder ob etwas ganz anderes mit dem Text gemacht wird.

B) Der ausgesuchte Text entspricht den folgenden Kriterien

Kriterium 3: Das Niveau des Textes entspricht dem von der Lehrkraft angegebenen Alpha-Niveau.

Hier wird bewertet, ob das Niveau des Textes auf den Ebenen Umfang, Satzstruktur, Satzlänge und Wortlänge dem angegebenen Alphalevel entspricht.

Kriterium 4: Der Text entspricht inhaltlich dem gewählten Thema.

Hier wird bewertet, inwiefern der Text den thematischen Wortschatz enthält und ob sich das Thema des Textes auf das Thema der Unterrichtsstunde übertragen lässt.

Kriterium 5: Der Text entspricht den von der Lehrkraft festgelegten Kriterien.

Hier wird bewertet, ob der Text die Strukturen, die die Lehrkraft als Lerngegenstand angegeben hat, enthält und ob der Text jene Strukturen nicht enthält, die die Lehrkraft für ihre Gruppe als zu schwierig angegeben hat.

C) Globalbewertung

Kriterium 6: Insgesamt ist der Unterrichtsentwurf in sich schlüssig.

Hier wird bewertet, ob der Unterrichtsentwurf durch den Texteinsatz kohärent ist und ob in einer realen Unterrichtssituation die Lernziele damit erreicht werden könnten.

Im Rahmen der Pilotierung wurden die Abstufungen der Bewertungsskala definiert und mit Beispielen versehen. Dadurch konnte eine große Bandbreite an Phänomenen in dem Bewertungsschema abgebildet werden – beispielsweise, ob der Text für die konkrete Erreichung der Stundenlernziele eingesetzt wurde oder ob er lediglich als Impuls diente und um zusätzliches Material ergänzt wurde. Ebenso bei der Bewertung, inwieweit der Text die grammatikalischen Kriterien erfüllte, die sich die Lehrkraft für die Textarbeit wünschte, wurde genau festgelegt, wie viele erwünschte und wie viele unerwünschte Strukturen (z.B. dass-Sätze) in dem Text vorhanden sein mussten bzw. durften. Die Passung des Alphalevels wurde anhand der für den Suchmaschinenalgorithmus eingesetzten Kriterien überprüft.

Diese präzise Definition der Bewertungskriterien sorgte für ein hohes Maß an Objektivität bei der Bewertung. Lediglich bei der Globalbewertung (Kriterium 6) waren die Raterinnen fast vollständig frei. Allerdings konnte hier nur eine sehr gute Bewertung stattfinden, wenn der Text in hohem Maße in den Unterrichtsentwurf eingebunden wurde. Anders als bei den anderen Kriterien, flossen bei der Globalbewertung auch die von den Versuchsteilnehmenden gemachten Anmerkungen bezüglich der Änderungen am Text ein, die sie in einer realen Unterrichtssituation vorgenommen hätten.

Design und Ablauf der Studie

Die querschnittlich angelegte Evaluationsstudie wurde mittels eines Onlinefragebogens mit der Erhebungssoftware Limesurvey durchgeführt. Für die Durchführung der Studie gab es ein positives Ethikvotum seitens der Ethikkommission des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung.

Die Dauer der gesamten Studie umfasste ca. zwei Stunden. Als Kompensation erhielten die Teilnehmenden einen Einkaufsgutschein in Höhe von 70 € für einen bekannten Onlineshop. Interessierte Lehrkräfte erhielten von der Studienleitung einen Link zu der Onlinestudie. Die persönlichen Daten wurden dabei an keiner Stelle gespeichert. Zunächst erhielten die Teilnehmenden Informationen zur Freiwilligkeit und zum Datenschutz und wurden über den genauen Ablauf der Studie informiert. Als nächstes erstellten sie einen persönlichen Probandencode, welcher sich aus einer individuell erstellbaren, nur von ihnen selbst rekonstruierbaren Zahlen- und Buchstabenkombination zusammensetzte. Mithilfe dieses Codes ist die spätere Löschung der Daten auf Verlangen möglich, ohne dass dafür persönliche Daten gespeichert werden müssen.

Zunächst erfolgte eine Einführung in die Funktionen und Bedienung der Suchmaschine mithilfe eines Videos. Anschließend bearbeiteten die Teilnehmenden eine Übungseinheit zu KANSAS, um sich mit der Funktionsweise vertraut zu machen. Dafür wurde parallel zur Onlinestudie in einem separaten Browserfenster in KANSAS gearbeitet.

Nach der Einführung wurden die Lehrkräfte gebeten, ihr Unterrichtsthema und das Lehr-Lernziel zu wählen und auf dieser Grundlage mithilfe der Filter in KANSAS einen Sprachlerntext für die Verwendung im Unterrichtsentwurf zu recherchieren. Der Text sollte kopiert und in ein Eingabefeld im Onlinefragebogen eingefügt werden. Auf Basis des ausgewählten Textes wurde anschließend der Unterrichtsentwurf erstellt. Insgesamt hatten die Teilnehmenden 60 Minuten Zeit für die Recherche und den Unterrichtsentwurf.

Anschließend beantworteten die teilnehmenden Lehrkräfte Fragen zu ihren Erfahrungen mit KANSAS und zu ihrem demographischen und beruflichen Hintergrund. Einstellungen zu digitalen Medien wurden mit drei Items aus der Skala „Medienbezogene Einstellungen und Selbststeuerung“ des MEKWEP (Schmidt-Hertha, Bolten & Rohs, 2020) erhoben. Die Items wurden auf einer 6-stufigen Likertskala von 1 („trifft überhaupt nicht zu“) bis 6 („trifft voll und ganz zu“) beantwortet und lauten: (1) „Ich habe kein Interesse darin, digitale Medien in meine Lehre einzubinden.“, (2) „Ich sehe für meine Angebote keine Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit digitalen Medien.“ und (3) „Für meine Veranstaltungen bringt der Einsatz digitaler Medien keinen Mehrwert.“ Zum Abschluss der Studie konnten die Teilnehmenden angeben, ob sie über die Ergebnisse der Studie informiert werden möchten.

Stichprobe

Insgesamt nahmen 33 Alphabetisierungs- und DaZ-Lehrkräfte an der Studie teil. Die Daten von sechs Teilnehmenden mussten aufgrund von unvollständigen oder unpassenden Angaben aus dem Datensatz entfernt werden. Die endgültige Stichprobe der Evaluation umfasste N = 27 Lehrkräfte. Davon waren fünf männlich (18.5%) und 22 weiblich (81.5%). Die Option divers wurde von keiner teilnehmenden Lehrkraft ausgewählt. Das mittlere Alter betrug M = 40.82 Jahre (SD = 11.61). Zu über 80% verfügten die Teilnehmenden über einen Master, ein Diplom oder einen höheren Abschluss.

Zwei Teilnehmende (7.4%) gaben an, dass ihnen KANSAS bereits vor der Studie bekannt war. Das bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden während der Studie zum ersten Mal mit KANSAS gearbeitet hat.

Statistische Analysen

Die Analyse der Bewertungskriterien erfolgte mit deskriptiven Statistiken. Die Interrater-Reliabilität wurde mittels Pearson-Korrelation zwischen den beiden Bewertungen ermittelt. Für die explorative Untersuchung der Zusammenhänge zwischen den medienbezogenen Einstellungen von Lehrkräften mit ihren Arbeitsergebnissen in KANSAS wurden insgesamt 18 multiple hierarchische Regressionsanalysen (Cohen, Cohen, West & Aiken, 2013) gerechnet. Als Prädiktor wurden die Items des MEKWEP eingesetzt und als Kriterium die sechs Bewertungskriterien der Unterrichtsentwürfe. Hierbei wurden Geschlecht, Alter und Dauer der Berufstätigkeit kontrolliert, da diese in empirischen Studien vielfach Zusammenhänge mit Digitalkompetenzen aufwiesen (für einen Überblick siehe Rubach & Lazarides, 2021).

Ergebnisse

Nutzung von KANSAS

Selbstgewählte Suchkriterien für das fiktive Unterrichtsszenario

Die Mehrheit der Teilnehmenden (n = 14, 51.9%) suchte einen Text auf Alphalevel 3. Sechs Teilnehmende (22.2%) suchten einen Text auf Alphalevel 4 und sieben Teilnehmende auf Alphalevel 6 (25.9%).

Hinsichtlich des zu wählenden Themenbereichs, auf den sich der gewählte Text inhaltlich beziehen sollte, zeigte sich eine große Bandbreite. Insgesamt wurden 13 der vorgegebenen 16 Themenbereiche mindestens einmal ausgewählt. Das häufigste Thema war „Gesundheit“ mit fünf Nennungen (18.5%).

Hinsichtlich der ausgewählten grammatikalischen Konstruktionen zeigen die Ergebnisse der Evaluation, dass die teilnehmenden Lehrkräfte die Möglichkeiten von KANSAS vielfältig nutzten. Unter den ausgewählten Konstruktionen überwiegen verschiedene Arten von Fragetypen, einfache Nebensatzkonstruktionen (Relativsätze, dass-Sätze), Artikel und Pronomen. Unter den häufigsten genannten auszuschließenden Kriterien befinden sich ebenfalls Fragearten, einfache und komplexe Nebensatzkonstruktionen, verschiedene Zeiten sowie Nominalisierungen.

Suchverhalten in KANSAS

Insgesamt nutzte mit 21 Teilnehmenden (77.8%) die Mehrzahl die KANSAS-Websuche für die Textrecherche. Davon nutzten vier Lehrkräfte den Suchmodus der Alphaseiten. Sechs Teilnehmende (22.2%) gaben an, den Text aus dem KANSAS-Alphakorpus ausgewählt zu haben.

Die Teilnehmenden wurden gefragt, ob sie den Text so, wie sie ihn auf KANSAS gefunden haben, für ein reales Unterrichtssetting übernehmen würden. Zwei Lehrkräfte (7.4%) gaben an, den Text ohne Änderungen übernehmen zu wollen. Sieben (25.9%) gaben an, geringfügige Änderungen vornehmen zu wollen, weitere sechs (22.2%) Lehrkräfte hätten in einer realen Unterrichtssituation umfangreiche Änderungen vorgenommen. Den Text gar nicht verwendet hätten 12 Teilnehmende (44.4%).

Die Personen, die die Texte in einem realen Unterrichtsszenario geändert hätten, konnten angeben, welche Änderungen sie vorgenommen hätten. Genannt wurden folgende Arten von Anpassungswünschen:

  1. 1.
    Formatierung der Texte (Hervorhebung der Überschrift, Einfügen von Bildern oder eine größere Schriftart).
  2. 2.
    Auswahl der Wörter (Ersatz oder Weglassen schwieriger Wörter, Ergänzung wichtiger thematischer Wörter)
  3. 3.
    Anpassung der grammatikalischen Konstruktionen (Anreicherung der Texte durch die gewünschte Konstruktion, Vereinfachung der Texte durch leichtere Nebensatzkonstruktionen)
  4. 4.
    Anpassung der Textlänge (Kürzung oder Ergänzung von Textpassagen).

Analyse der Expertenratings

Tabelle 1 zeigt die deskriptiven Statistiken, Interkorrelationen und die Interrater-Übereinstimmung zwischen den beiden Raterinnen an. Die Mittelwerte bewegen sich in einem überwiegend mittleren Bereich zwischen M = 2.98 und 4.31. Die Standardabweichungen der gemittelten Bewertungen liegen zwischen SD = .79 und 1.63. Die Übereinstimmungen zwischen beiden Ratings sind durchgehend hochsignifikant (zwischen r = .72 und .89, p <.01). Die Interkorrelationen der Bewertungskriterien zeigen, dass Kriterium 1 (Nutzung), Kriterium 2 (Angemessenheit) und Kriterium 6 (Globalbewertung) positiv zusammenhängen. Die übrigen Kriterien sind nicht signifikant miteinander korreliert.

Tabelle 1 Deskriptive Statistiken, Interkorrelationen und Interrater-Übereinstimmung der Bewertungskriterien

Analyse der Einstellungen der Lehrkräfte zu digitalen Medien

Tabelle 2 zeigt die deskriptiven Statistiken zu den Items aus dem MEKWEP, die Einstellungen zu digitalen Medien erfassen.

Tabelle 2 Deskriptive Statistiken zu den Items des MEKWEP

In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der 18 durchgeführten multiplen hierarchischen Regressionsanalysen dargestellt. Hinsichtlich des Geschlechts ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge mit den Bewertungen der Unterrichtsentwürfe. Die Dauer der Berufstätigkeit korrelierte positiv mit der Nutzung des Textes für den Unterrichtsentwurf (β = .48, p < .05). Das bedeutet, dass Lehrkräfte, die länger berufstätig waren, den ausgewählten Text häufiger auch tatsächlich in den Unterrichtsentwurf eingebunden haben. Das Alter korrelierte negativ mit der inhaltlichen Passung der Texte zu dem Unterrichtsziel (β = –.46, p < .01). Jüngere Lehrkräfte wählten also häufiger einen Text aus, der inhaltlich zu dem angegeben Lehr-Lernziel passte.

Tabelle 3 Hierarchische multiple Regressionen

Das Interesse an der Einbindung digitaler Medien in die Lehre (Item 1) und die eingeschätzte Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit digitalen Medien (Item 2) zeigten keine signifikanten Zusammenhänge mit den Bewertungen der Unterrichtsentwürfe.

Der eingeschätzte Mehrwert digitaler Medien für die Lehre (Item 3) hing mit der Bewertung der inhaltlichen Passung zusammen (β = –.37, p < .05). Das Item ist negativ formuliert („Für meine Veranstaltungen bringt der Einsatz digitaler Medien keinen Mehrwert.“), daher bedeutet der negative Zusammenhang, dass weniger negative Einstellungen mit besseren Bewertungen der inhaltlichen Passung zum gewählten Thema einhergingen.

Diskussion

Zum Suchverhalten in KANSAS

Die selbstgewählten Suchkriterien für das fiktive Unterrichtsszenario können Aufschluss über die Anforderungen der teilnehmenden Lehrkräfte an eine Suchmaschine für Sprachlerntexte geben. Die Vorgabe war jedoch, dass lediglich nach einem inhaltlichen Thema und einem dazu passenden Schlagwort gesucht werden sollte. Die große Bandbreite der genannten Themen und Schlagworte weist auf die Notwendigkeit einer Suchmaschine hin, denn standardisierte Lehrwerke können zwar hochqualitative Texte bereitstellen, bieten jedoch nur eine geringe Auswahl an inhaltlichen Themen. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass die meisten Lehrkräfte nach niedrigen Alphalevel suchen. Hier eröffnet sich ein Vorteil von KANSAS gegenüber herkömmlichen Suchmaschinen. Letztere bieten zwar eine große inhaltliche Bandbreite, Texte aus dem Internet sind jedoch häufig für den Grundbildungskontext zu schwierig (Schneider, 2019). Insbesondere das Alphakorpus kann Lehrkräfte darin unterstützen, passendes Lehr-Lernmaterial für (sehr) niedrige schriftsprachliche Kompetenzen zu finden. Laut einer Studie zu den verschiedenen Suchmodi von KANSAS (Dittrich, Weiss, Schröter & Meurers, 2019) ist die Passung des allgemeinen sprachlichen Komplexitätsniveaus insbesondere bei der Suche mit dem Alphakorpus hoch. Die Websuche hingegen ermöglicht es, Material aus einem großen Themenspektrum zu finden. Eine genauere Analyse der Unterschiede zwischen Alphakorpus und Websuche war in der vorliegenden Studie jedoch nicht möglich, da nur sechs Teilnehmende (22.2%) angaben, das Alphakorpus bei der Recherche genutzt zu haben.

Zudem wählten die teilnehmenden Lehrkräfte viele unterschiedliche grammatikalische Phänomene als Ein- oder Ausschlusskriterium aus. Interessanterweise wurden manchmal die gleichen grammatikalischen Phänomene von einer Lehrkraft als zu übende Konstruktionen ausgewählt und von anderen als auszuschließende Konstruktionen, wie beispielsweise Relativsätze. Dies passt zu der Empfehlung, den sprachlichen Input an den individuellen Stand der Lernenden anzupassen. Außer dem gewünschten globalen Alphalevel gibt KANSAS keine Empfehlungen oder vorgefertigten grammatikalischen Ein- oder Ausschlusskriterien, um Lehrkräften eben diese Flexibilität zu ermöglichen.

Der Großteil der Teilnehmenden nutzte für die Suche die KANSAS-Websuche oder die Alphaseiten, ca. ein Fünftel das Alphakorpus. Diese Verteilung könnte ein Hinweis auf den realen Bedarf sein, aber auch schlicht ein Reihenfolgeeffekt: Im Erklärvideo wurde die Websuche zuerst thematisiert und auch auf der KANSAS-Website ist die Websuche oben aufgelistet.

Von zentraler praktischer Bedeutung ist das Ergebnis, dass Lehrkräfte sich häufig wünschen, die gefundenen Texte auch verändern zu können. Lehrkräfte möchten Lehr-Lernmaterial an die Bedürfnisse der Lernenden flexibel anpassen können. Dies kann jedoch aufgrund der Urheberrechte schnell zu rechtlichen Schwierigkeiten führen, wenn Texte aus dem Internet für den Unterricht angepasst, gekürzt oder verändert werden.

Zu den Bewertungen der Unterrichtsentwürfe durch die Experten

Die deskriptiven Statistiken zu den Bewertungskriterien zeigen, dass die Bewertungen der Unterrichtsentwürfe über ein ausreichendes Maß an Varianz verfügen, um sie differenziert betrachten und miteinander vergleichen zu können. Die Bandbreite der Bewertungsmöglichkeiten wurde für jedes Bewertungskriterium ausgeschöpft. Die Interrater-Übereinstimmung ist hoch. Das spricht dafür, dass die Bewertungen unabhängig von der bewertenden Person ähnlich ausfallen.

Die Kriterien Nutzung des Texts, Angemessenheit des Texts und die Globalbewertung des Unterrichtsentwurfs hängen miteinander zusammen. Dafür gibt es eine naheliegende Erklärung: Wird der Text nicht oder nur am Rand genutzt, kann seine Angemessenheit für die Lernziele auch nicht bewertet werden. Ebenso verhält es sich mit der globalen Bewertung. Ein Unterrichtsentwurf ohne Text kann hier nur eine niedrige Bewertung erhalten, da ein Unterrichtsentwurf, der einen Text einbinden soll, aber keinen Text enthält, in sich nicht schlüssig sein kann.

Ansonsten zeigen sich keine weiteren Zusammenhänge unter den Bewertungskriterien. Dies unterstreicht, dass es sich bei den Kriterien um distinkte Bewertungsdimensionen handelt, die unterschiedliche inhaltliche Aspekte des Unterrichtsentwurfs erfassen.

Grundsätzlich erzielten alle Bewertungskriterien mittlere bis hohe Werte. Am höchsten wurde Kriterium 4 (Inhalt) bewertet (M = 4.31). Inhaltlich passten die Texte damit zum größten Teil gut zum gewählten Unterrichtsthema. Das spricht dafür, dass KANSAS Texte mit einer großen Bandbreite an Themen findet, die für den Grundbildungsunterricht von Bedeutung sind.

Die niedrigste Bewertung erzielt das Kriterium 2 (Angemessenheit der Texteinbindung: M = 2.55). Einem Teil der Lehrkräfte fiel es offensichtlich schwer, den Text sinnvoll in den Unterrichtsentwurf einzubinden und so zu verwenden, dass das beabsichtigte Lernziel damit hätte erreicht werden können. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Texte nur teilweise die grammatikalischen Konstruktionen enthielten, die die Lehrkräfte zu üben beabsichtigten (Kriterium 5: M = 2.98). Dafür spricht auch der von den Teilnehmenden häufig angegebene Wunsch, den Text in einer realen Unterrichtssituation mit weiteren gewünschten Konstruktionen anzureichern.

Grundsätzlich war es den meisten Teilnehmenden möglich, den Text in ihren Unterrichtsentwurf einzubinden, was erfahreneren Lehrkräften häufiger gelang als denen, die weniger lang im Beruf tätig waren. Nur ein kleiner Teil der Teilnehmenden (n = 5; 18.5%) verwendete den ausgewählten Text entweder gar nicht im Unterrichtsentwurf oder nur als impulsgebendes Element, jedoch nicht für die konkrete inhaltliche Arbeit (Kriterium 1: M = 3.88).

Die Passung des Alphalevels wurde mit M = 3.35 bewertet. Die Texte entsprachen folglich größtenteils dem gewünschten Niveau. Warum liegt die Passung nicht noch höher, wenn das Alphalevel in KANSAS voreingestellt werden kann? Dies könnte an einer speziellen Funktion liegen: KANSAS bietet die Möglichkeit, bei der Suche die Textlänge als Alphalevel-Kriterium zu ignorieren. Auf diese Weise können Texte gefunden werden, die zwar länger sind, von der sprachlichen Komplexität aber ansonsten zum gewünschten Alphalevel passen. Diese Funktion wurde entwickelt, weil insbesondere bei der Websuche oft wenig geeignete, sehr kurze Texte gefunden werden können. Wird also die Funktion „Textlänge ignorieren“ bei der Suche verwendet, sind automatisch nicht alle Kriterien für das Alphalevel erfüllt. Dennoch ist in diesem Fall die sprachliche Struktur passend zum gewünschten Komplexitätsgrad.

Zur Bedeutung der Einstellungen gegenüber digitalen Medien

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen Zusammenhang zwischen dem eingeschätzten Mehrwert digitaler Medien und der inhaltlichen Passung des gewählten Textes zu dem gewählten Thema des Unterrichtsentwurfs. Wird seitens der Lehrkraft grundsätzlich kein Mehrwert von digitalen Medien für die eigene Lehre gesehen, so fallen die inhaltlichen Bewertungen schlechter aus. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass bei positiver Einschätzung des Mehrwertes die gesuchten Texte inhaltlich passender zum gewählten Thema sind.

Es konnte kein Einfluss der Einstellungen zu digitalen Medien auf die anderen Bewertungskriterien nachgewiesen werden. Es wurden jedoch auch keine negativen Effekte gefunden. Gleichzeitig bezogen sich zwei der verwendeten Items zur Messung von Einstellungen zu digitalen Medien vor allem auf die Anwendung von digitalen Medien im Unterricht und nicht explizit auf die Verwendung im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung, was die Nullzusammenhänge erklären könnte.

Für die erfolgreiche oder nicht erfolgreiche Nutzung von KANSAS und die Erstellung eines Unterrichtsentwurfs mithilfe des Tools scheinen Einstellungen zum Einsatz digitaler Medien daher nur bedingt eine Rolle zu spielen.

Da die Bedienung von KANSAS ein schnelles und übersichtliches Einstellen sprachlicher Eigenschaften eines Texts ermöglicht, ist die erfolgreiche Bedienung der Suchmaschine bezogen auf die sprachliche Passung möglicherweise unabhängig von der Skepsis oder Begeisterung einer Lehrkraft. Das Auswählen eines inhaltlich geeigneten Texts kann von der Suchmaschine hingegen nicht vorgegeben werden. Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit den Texten aus der Ergebnisliste damit zusammenhängt, ob Lehrkräfte einen Nutzen in digitalen Medien im Allgemeinen (und damit auch KANSAS) für sich sehen.

Limitationen

Bei der Diskussion der Effekte muss relativierend beachtet werden, dass es sich um eine kleine Stichprobe handelt. Gleichzeitig kann man bei einer Onlinestudie von Selektionseffekten in den Einstellungen zu digitalen Medien ausgehen. Bei Lehrkräften, die digitalen Medien gegenüber eine sehr ablehnende Haltung vertreten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Studienteilnahme in einem Onlineformat gering. Die Lehrkräfte in der vorliegenden Stichprobe wiesen im Mittel sehr positive Einstellungen zu digitalen Medien auf. Daher könnten die Nulleffekte auch auf eine Varianzeinschränkung zurückzuführen sein. Denkbar ist auch, dass die Abfrage der Einstellungen sich auf die Verwendung digitaler Medien im Unterricht, und nicht auf die Verwendung im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung, fokussierte und die Passung zwischen Prädiktor und Kriterium nicht eng genug erfolgte, um Effekte feststellen zu können. Eine weitere Limitation besteht in dem Grad der geringen Standardisierung des Studiendesigns. Die Teilnehmenden hatten hohe Freiheitsgrade in der Wahl ihrer Suchkriterien und konnten das anvisierte Alphalevel, gewünschte und auszuschließende grammatikalische Konstruktionen, das inhaltliche Thema des Textes, sowie das Schlagwort selbst wählen. Dieses Vorgehen erhöht einerseits die externale Validität der Ergebnisse, da sich der Suchprozess einer realen Textrecherche annähert und somit der Nutzen in der Praxis annäherungsweise bewertet werden kann. Andererseits würde ein stärker standardisiertes Vorgehen die Effekte wissenschaftlich belastbarer machen. Zudem ist unklar, ob KANSAS inkrementellen Nutzen gegenüber bisher verfügbaren Optionen (z.B. herkömmlichen Suchmaschinen) aufweist. Quasi-experimentelle Interventionsstudien, welche erstens einen standardisierten Suchprozess vorgeben und zweitens den Vergleich mit Suchmaschinen, welche nicht über die KANSAS-Funktionen verfügen, ermöglichen, sollten daher im Anschluss an die hier vorgestellte Evaluationsstudie erfolgen.

Relevanz für die Praxis (lerntherapeutische Bedeutung)

Für die Unterrichtsvorbereitung im Grundbildungsbereich kann KANSAS eine Hilfe darstellen. Die Suchmaschine findet eine Vielzahl an Texten, die für Themen im Grundbildungsbereich relevant sind und stellt damit eine sinnvolle Ergänzung zum Rahmencurriculum des Deutschen Volkshochschul-Verbands dar. Die gefundenen Texte konnten in den fiktiven Unterrichtszenarien auch zur Vermittlung sprachlicher Strukturen eingesetzt werden – und zwar unabhängig davon, ob die Anwenderin oder der Anwender grundsätzlich einen Mehrwert digitaler Tools für den eigenen Unterricht sieht oder nicht. Die Erfahrung, die Lehrpersonen durch ihre langjährige Arbeit erhalten, lässt sich jedoch nicht ersetzen. Erfahrenere Lehrkräfte konnten die gefundenen Texte sinnvoller für die unterrichtliche Arbeit nutzen als unerfahrene. Dies könnte dadurch begründet werden, dass sich mit wachsender Erfahrung auch die Professionalität im Umgang mit Unterrichtsmaterialien steigern kann. Dennoch können auch unerfahrenere Lehrkräfte im Grundbildungsbereich von KANSAS profitieren und gezielt nach Texten suchen, die den Kriterien entsprechen, die sie zur Vermittlung basaler oder komplexer sprachlicher Strukturen oder für die Vorbereitung des Alphabetisierungsunterrichts benötigen.

Der Wunsch einiger Studienteilnehmenden, den Text in einer realen Unterrichtssituation zu verändern, legt zwei Bedarfe in der Praxis offen: Erstens scheint es einen Bedarf an sprachlich weniger komplexen Texten zu geben. Die Texte ließen sich zwar inhaltlich gut in die Unterrichtsstunden integrieren, waren sprachlich aber dennoch manchmal noch zu komplex oder enthielten nicht die erforderlichen Strukturen. Zweitens scheint es für die Unterrichtspraxis notwendig zu sein, Texte sprachlich zu verändern. Die meisten Texte im Internet und Lehrbüchern sind jedoch urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht abgeändert und häufig auch nicht vervielfältigt werden. Da KANSAS nur die Texte finden kann, die online vorhanden sind, ergeben sich zwei Lösungsansätze, die KANSAS zu einem noch nützlicheren Tool im Grundbildungsbereich machen könnten: Einerseits gilt es, den Alphakorpus zu erweitern, um noch mehr Texte für den Alphabetisierungsunterricht finden zu können. Um das Problem des Urheberrechts bei Internet- und Lehrbuchtexten zu umgehen, ist es notwendig, dass mehr Texte als OER (Open Educational Resources) veröffentlicht werden. Texte mit dieser Lizenz sind frei verfügbar und dürfen beliebig verändert und vervielfältigt werden. Zurzeit wird KANSAS um ein OER-Alphakorpus erweitert, an dem sich sowohl Institutionen als auch Lehrkräfte mit eigenem OER-Material beteiligen können. Mit diesem erweiterten Fundus an OER-Texten wird KANSAS zukünftig eine noch nützlichere Ressource im Grundbildungsbereich darstellen.

Ausblick

KANSAS kann Texte finden, die sich für die Unterrichtsvorbereitung im Grundbildungsbereich eignen. Der nächste Schritt wird nun sein, im Rahmen einer Interventionsstudie zu überprüfen, ob sich KANSAS dabei besser eignet als herkömmliche Suchmaschinen. Da es sich um eine reine Onlinestudie handelt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei der Abfrage der Einstellung zu digitalen Medien Selektionseffekte aufgetreten sind. Gleichzeitig ist KANSAS ein webbasiertes digitales Tool, für dessen erfolgreiche Anwendung ein Mindestmaß an positiver Einstellung seitens der Nutzer und Nutzerinnen vorausgesetzt werden kann. Für eine realistischere Einschätzung des Zusammenhangs von Einstellungen zu digitalen Medien und dem Nutzungsverhalten wären zukünftig auch Studien sinnvoll, die zumindest nicht in einem reinen Onlineformat durchgeführt werden. Auf diese Weise könnten auch die Bedarfe von skeptischeren Lehrkräften erfasst werden.

Die Bewertungskriterien wurden induktiv anhand von im Rahmen der Studie entstandenen Unterrichtsentwürfen herausgearbeitet. Zur weiteren Validierung der entwickelten Kriterien sollten diese auch in anderen Settings angewendet werden, um zu überprüfen, ob sie sich auch dafür eignen, die Passung von Texten in anderen Unterrichtsplanungssituationen zu bewerten. Es wäre auch zu überprüfen, ob sich aus den Bewertungskriterien ein Leitfaden entwickeln lässt, der Lehrkräften im Grundbildungsbereich als Unterstützung dafür dienen kann, aus mit einer Internetsuchmaschine gefundenen Texten für ihren Unterricht passende Texte auszuwählen.

Der Prozess der Digitalisierung ist in allen Bereichen der Gesellschaft in vollem Gange. Auch in den Bereichen der Alphabetisierung, Grundbildung und Deutsch als Zweitsprache spielen digitale Medien eine zunehmend wichtige Rolle. Die Frage, wie digitale Tools sinnvoll eingesetzt werden können, um Lehrkräfte und Lernende bestmöglich zu unterstützen, wird auch zukünftig aktuell bleiben. Digitale Medien sollten eine entlastende und unterstützende Funktion haben, und weder versuchen, die Lehrkräfte zu ersetzen noch einen unzumutbaren zusätzlichen Aufwand produzieren. Daher ist ein intensives Zusammenarbeiten mit der Zielgruppe, zum Beispiel durch Usability-Studien oder Evaluationen, für die Nützlichkeit eines digitalen Tools unerlässlich und gewinnbringend. Für die Frage, welchen Einfluss die Einstellungen der Lehrkräfte auf die erfolgreiche Anwendung eines Tools wie KANSAS haben, können die Ergebnisse dieser Studie lediglich erste Hinweise liefern.

Eine intensive und kritische Auseinandersetzung mit den Erfolgsbedingungen, aber auch Herausforderungen digitaler Medien ist daher notwendig, um eine passende und hilfreiche Unterstützung der Lehrkräfte sicherzustellen.

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