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Originalarbeiten/Original articles

Visuelle Wahrnehmungsleistungen bei Kindern mit Lese- Rechtschreibstörung

Published Online:https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000353

Fragestellung: Die visuellen Wahrnehmungsleistungen werden bei der Erforschung von Lese-Rechtschreibstörungen aktuell weitestgehend vernachlässigt. Diese Studie spezifiziert die visuellen Wahrnehmungsleistungen bei Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen (LRS). Methodik: Die Wahrnehmungsleistungen von 35 Kindern mit LRS und 30 Kontrollgruppenkindern werden anhand des Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung – Jugendliche und Erwachsene (FEW-JE) miteinander verglichen. Ergebnisse: 11 % der Kinder mit LRS weisen klinisch auffällige Ergebnisse im FEW-JE auf. Die Wahrnehmungsleistungen der beiden Gruppen unterscheiden sich insgesamt signifikant. Nach Kontrolle des Gesamt-IQ und des Indizes Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken lässt sich kein Effekt durch die Gruppeneinteilung auf die visuellen Wahrnehmungsleistungen nachweisen, jedoch nach Kontrolle der Indizes Sprachverständnis, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Schlussfolgerungen: Die Anzahl der Kinder mit LRS und visuellen Wahrnehmungsstörungen wurde bislang unterschätzt. Im Rahmen der klinischen Diagnostik sollten die visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten daher immer überprüft werden. Zudem sollten die IQ-Testprofile von Kindern mit LRS und visuellen Wahrnehmungsstörungen mit Vorsicht interpretiert werden.


Visual perception abilities in children with reading disabilities

Objective: Visual perceptual abilities are increasingly being neglected in research concerning reading disabilities. This study measures the visual perceptual abilities of children with disabilities in reading. Method: The visual perceptual abilities of 35 children with specific reading disorder and 30 controls were compared using the German version of the Developmental Test of Visual Perception – Adolescent and Adult (DTVP-A). Results: 11 % of the children with specific reading disorder show clinically relevant performance on the DTVP-A. The perceptual abilities of both groups differ significantly. No significant group differences exist after controlling for general IQ or Perceptional Reasoning Index, but they do remain after controlling for Verbal Comprehension, Working Memory, and Processing Speed Index. Conclusions: The number of children with reading difficulties suffering from visual perceptual disorders has been underestimated. For this reason, visual perceptual abilities should always be tested when making a reading disorder diagnosis. Profiles of IQ-test results of children suffering from reading and visual perceptual disorders should be interpreted carefully.

Literatur